Autonomes Fahren

Bericht: BMW und Daimler sollen Zusammenarbeit prüfen


BMW möchte bis 2021 sein erstes autonom fahrendes Serienauto vom Band rollen lassen (Symbolbild).

BMW möchte bis 2021 sein erstes autonom fahrendes Serienauto vom Band rollen lassen (Symbolbild).

Von Susanne Raith, Redaktion idowa und mit Material der dpa

Die Automobilhersteller BMW und Daimler sollen derzeit eine Zusammenarbeit in der Entwicklung autonomer Fahrsysteme überprüfen. Damit soll die Zeit der Alleingänge vorbei sein, wie das Handelsblatt am Montag berichtete.

Bisher arbeiten BMW und Daimler an jeweils eigenen Systemen, die selbstfahrende Autos Wirklichkeit werden lassen sollen. Das Handelsblatt soll aus Kreisen beider Unternehmen erfahren haben, dass sie künftig gemeinsam entwickeln wollen. Das erziele Einsparungen und erhöhe den Druck auf die Konkurrenz. BMW und Daimler äußerten sich über eine mögliche Zusammenarbeit bislang nicht offiziell. Auf idowa-Nachfrage heißt es von BMW: "Wie üblich kommentieren wir solche Medienspekulationen nicht." Auch Daimler kommentiert grundsätzlich keine Gerüchte, wie die Pressestelle auf Anfrage informierte.

Beim autonomen Fahren gibt Amerika das Tempo vor. Die Google-Tochter Waymo aus dem Silicon Valley soll Milliarden in die Entwicklung von autonomen Fahren stecken. Der Fahrdienstvermittler Uber zielt darauf ab, den Fahrer zu ersetzen und Taxifahrten in Städten günstiger anzubieten.

BMW plant 2021 ein Fahrzeug auf den Markt zu bringen, das das vollständig autonome Fahren beherrschen soll. Der iNext mit Elektroantrieb soll zumindest auf Autobahnen bei einer Höchstgeschwindigkeit von 130 Stundenkilometern eine längere Zeit ohne Fahrer auskommen. Zudem soll er zur nächsten Ladestation oder zu einem freien Parkplatz navigieren können. Per Gesten oder Sprachbefehl soll der Fahrer mit dem Auto kommunizieren können.

Daimler hat mit Bosch 2017 eine Kooperation gestartet. Gemeinsam wollen die Unternehmen in den frühen 2020er Jahren die ersten fahrerlosen Robotertaxis auf die Straße bringen. Demnächst soll ein automatisierter Shuttle-Service mit Testwagen in einer noch unbekannten Stadt im Silicon Valley zum Einsatz kommen. 2021 wollen die Schwaben mit einer neuen S-Klasse punkten. Bei dem Fahrzeug soll der Fahrer von lästigen Dingen befreit sein, wie zum Beispiel auf die Straße achten zu müssen.

Autonomes Fahren in fünf Stufen

Beim autonomen Fahren spricht man in der Regel über fünf Level. BMW-Sprecher Cypselus von Frankenberg gibt einen Überblick:

Level 1: Es umfasst Assistenzsysteme wie den Tempomaten mit Abstandsregelung oder die Spurverlassenswarnung.

Level 2: Autos wie die Mercedes E-Klasse oder der 5er BMW können die Längs- und Querführung unter Umständen alleine übernehmen. Die Aufsicht liegt aber noch beim Fahrer, der stets aufmerksam bleiben und die Hände am oder in der Nähe des Lenkrads haben muss.

Level 3: Hier kann der Fahrer die Augen von der Straße nehmen und sich kurzfristig mit etwas anderem beschäftigen. Er muss aber nach kurzer Vorwarnung jederzeit bereit sein, das Kommando zu übernehmen.

Level 4: Beim "vollautomatisierten" Fahren können sich Fahrer auf Teilstücken ganz auf andere Dinge konzentrieren oder sogar schlafen.

Level 5: Beim völlig autonomen Fahren ist kein Fahrer mehr nötig. Diese Roboterautos brauchen auch keine Lenkräder oder Pedale mehr.

Es sind noch viele Hürden zu überwinden

Technisch ist autonomes Fahren bereits jetzt möglich. Dennoch ist es bis zur Serienreife noch ein weiter Weg, weil es Hürden zu überwinden gibt. Die Künstliche Intelligenz hat im Standardverkehr wohl keine Probleme. Sie kann an roten Ampeln halten und Schilder unterscheiden. Sobald ein Polizist aber den Verkehr regelt, scheitert sie. Zudem muss die Verantwortlichkeit im Straßenverkehr neu geregelt werden. Bundestag und Bundesrat haben 2017 in diesen Zusammenhang ein neues Gesetz beschlossen. Wenn ein Fahrzeug im Autopilot unterwegs ist, soll demnach bei Unfällen und Verstößen gegen die Straßenverkehrsordnung der Hersteller haften. Es sei denn, der Fahrer ist eindeutig schuld. Eine Blackbox soll speichern, wer gefahren ist - das System oder der Mensch. Rechtsexperten gehen davon aus, dass nach der bisherigen Rechtsauffassung Leben nicht gegen Leben aufgewogen werden kann. Ein Roboterauto dürfte demnach nicht so programmiert werden, dass es beispielsweise eine Frau mit einem Kinderwagen schont und stattdessen beim Ausweichen einen anderen Menschen schadet. Der Sachverhalt scheint aber nicht schlussendlich geklärt. Ein weiteres Problem ist der Datenschutz. Sensoren und Steuergeräte sammeln dutzende Daten wie GPS-Position, Bremsmanöver und die Zahl der Fahrgäste.

Bis zur Serienreife wird wohl noch nicht geklärt sein, ob der Mensch will, was die Technik kann. Eine weitere Frage ist, was er für die Technik zahlen möchte. Die Automobilhersteller investieren laut Handelsblatt Milliarden in das autonome Fahren. Das Auto iNext soll zwischen 70.000 und 130.000 Euro kosten. Eine Zusammenarbeit der Premiumhersteller würde die Kosten minimieren. Dennoch werden solche Fahrzeuge gerade in der Anfangsphase der Technik sehr teuer sein.