Was heißt eigentlich...?

Entfloskelt: Johanna Greil aus Geisenhausen erklärt Redensarten


Johanna Greil erklärt Redewendungen.

Johanna Greil erklärt Redewendungen.

Immer wieder benutzen wir verschiedene Redenwendungen und sind uns meistens dessen gar nicht so bewusst. Doch woher kommen sie eigentlich? Dieser Frage geht Johanna Greil aus Geisenhausen in diesem Blog nach. Unten gibt es die Redewendungen, deren Herkunft sie erklärt, zum Durchklicken.

Den Teufel an die Wand malen

Bedeutung: das Schlimmste befürchten, pessimistisch sein

Herkunft: Diese Redewendung gibt es schon sehr lange. Bereits im Mittelalter herrschte der Aberglaube, dass einen der Teufel, Geister oder Dämonen dann heimsuchten, wenn man sie beim Namen nannte. Daher auch der Ausdruck "Wann man vom Teufel spricht, kommt er". Es genügte bereits eine Abbildung des Teufels, um ihn herbeizurufen. Um sich zu schützen, brachte man die Segensformel C+M+B über der Haustür an, wie es auch heute noch weitgehend üblich ist. Die Abkürzung steht für den lateinischen Segensspruch "Christus mansionem benedicat", auf deutsch: Christus segne dieses Haus. Damit wollte man sich und die Bewohner des Hauses vor dem Teufel und anderen bösen Geistern schützen. Aus diesem Brauch entwickelte sich der Ausspruch: Man soll den Teufel nicht über die Tür malen. Martin Luther (1483 bis 1546) wandelte diesen ab in den Ausdruck: Man darf den Teufel nicht an die Wand malen. Im Laufe der Zeit setzte sich diese Version dann durch. Jemand, der den Teufel an die Wand malt, lockt also den Teufel an und beschwört damit ein Unglück herauf.

Etwas durch die Blume sagen

Bedeutung: etwas nur andeuten, vorsichtiges Kritiküben

Herkunft: Diese Redensart geht auf die sogenannte Blumensprache zurück. Bestimmten Blumen werden aufgrund ihrer Farbe, ihres Aussehens oder Zustandes verschiedene Aussagen oder Bedeutungen zugeschrieben. Bereits seit dem 18. Jahrhundert wurde dieses "Blümeln" verwendet, um auf charmante Weise vielerlei Gefühle auszudrücken. Beispielsweise konnte eine Dame einen werbenden Mann von sich weisen, indem sie ihm eine Strohblume schenkte. Ganz klassisch ist natürlich auch die rote Rose als Zeichen der Liebe. Bereits die Römer kannten sogenannte Redeblumen oder Wortblumen, als unnötiges und schmückendes Beiwerk in unserer eigentlichen Sprache. Sie bezeichneten dies als "flosculus", zu deutsch "Blümchen". Daraus entwickelte sich der heute gebräuchliche Begriff "Floskel". Wenn man etwas nicht durch die Blume sagt, sondern unverblümt seine Meinung darlegt, dann spricht man offen und ohne Rücksichtnahme.

Etwas auf dem Kerbholz haben

Bedeutung: schuldig sein, etwas ausgefressen haben, etwas Unrechtes getan haben

Herkunft: Seit Jahrhunderten wurde das sogenannte Kerbholz für die Buchführung bei Warenanlieferungen oder beim Ausleihen von Gütern von Klöstern und anderen Obrigkeiten verwendet. Es handelte sich dabei um ein Holzstück, auf das die geleisteten Stunden, zu zahlende Abgaben und Ähnliches mit einem Messer eingekerbt wurden. Anschließend wurde das Holzstück der Länge nach gespalten, sodass zwei gleiche Teile vorlagen. Eine Hälfte bekam der Gläubiger, die andere der Schuldner. An einem festgesetzten Tag holte nun der Gläubiger seinen Teil des Kerbholzes vor und forderte vom Schuldner die entsprechende Leistung oder Abgabe ein. Zum Vergleich, ob alles seine Richtigkeit hatte, zog der Schuldner seine Kerbholzhälfte heran. Stimmten die beiden Hälften nicht überein, hatte einer der beiden geschummelt und wollte den anderen betrügen. Vor Gericht waren die Kerbhölzer sogar so viel wert wie Urkunden. Diese Art der schriftlichen Buchführung war aber auch in Wirtshäusern verbreitet. Ein Überbleibsel dieses Brauches findet sich auch heute noch in Wirtshäusern, wo die Bedienungen die Anzahl der Getränke mit Strichen auf dem Bierdeckel vermerken. Etwas auf dem Kerbholz haben, hieß damals also einfach, bei jemanden in der Schuld zu stehen.

Nicht gut Kirschen essen

Bedeutung: jemand ist streng/unfreundlich/arrogant/schwer zu ertragen

Herkunft: Diese Redensart stammt aus dem Mittelalter und geht auf ein heute nicht mehr gebräuchliches Sprichwort zurück: "Mit Hohen Herren ist nicht gut Kirschen essen, sie spucken einem die Kerne ins Gesicht". Der Mönch Ulrich Boner griff das Sprichwort bereits im Jahr 1350 in seiner Fabelsammlung auf. Kirschen waren damals sehr teuer und nur die wohlhabenden Leute konnten es sich leisten, diese zu kaufen. Die feinen Herrschaften aßen das süße Fruchtfleisch, die Stiele und Kerne jedoch warfen oder spuckten sie ihren Untergebenen hin. Die Redensart galt als Warnung vor dem Umgang mit den launenhaften und hochnäsigen Reichen, die ihre gesellschaftliche Stellung gerne durch derartige Erniedrigungen deutlich machten.

Da beißt die Maus keinen Faden ab

Bedeutung: dagegen ist nichts zu machen, das ist so, das ist unabänderlich.

Herkunft: Für die Herkunft dieser Redewendung gibt es mehrere Erklärungen. In der altägyptischen Fabel "Der Löwe und die Maus" (2. Jhd. n. Chr.) rettet die Maus den in einem Netz gefangenen Löwen, indem sie die Fäden des Netzes durchbeißt. Hätte die Maus keinen Faden abgebissen, wäre der Löwe unabänderlich in dem Netz gefangen geblieben.

Eine weitere Erklärung findet sich im Bauernkalender. Der 17. März, Namenstag der Heiligen Gertrud, Schutzpatronin gegen Mäuse- und Rattenplagen, markiert den Anfang des Frühlings und damit - durch den Beginn der Feldarbeit - das Ende der winterlichen Spinnarbeiten. Der Legende nach hörte Gertrud an diesem Tag mit dem Spinnen auf, damit die Maus nicht den Faden entlangläuft und ihn abbeißt. Die Redensart verdeutlicht so den unabänderlichen Wechsel der Jahreszeiten. Eine dritte Erklärung ist, dass die Redewendung auf die früher gebräuchlichen Mausefallen im Feld zurückgeht. Diese waren so angelegt, dass die Maus einen Faden, der bis unter die Erde ragte, für eine Wurzel hielt und an diesem entlang knabberte, bis die Falle zuschnappte.

Ein weiterer Ursprung dieses Ausdrucks findet sich schließlich in der Bibel. Was in der Bibel schwarz auf weiß gedruckt stand, war richtig und man hielt sich strikt daran. Die einzelnen Seiten der Bücher waren damals nicht geklammert oder geklebt, sondern wurden mit Fäden zusammengeheftet. Biss nun die Maus den Faden ab, fehlten bald einige Seiten und der Inhalt war nicht mehr vollständig. Konnte hingegen die Maus keinen Faden abbeißen, weil die Bücher gut aufbewahrt wurden, war die Auslegung der Bibel unabänderlich und eindeutig. Über den Inhalt ließ sich also nicht mehr streiten.

Blauäugig sein

Bedeutung: unerfahren, naiv, gutgläubig sein

Herkunft: Diese Redensart wird häufig umgangssprachlich verwendet und bezieht sich darauf, dass Babys und Kleinkinder in Europa in der Regel immer blaue Augen haben. Der Grund für die blauen Augen liegt am Farbstoff Melanin, der die spätere Färbung der Pigmente in der Iris bestimmt und bei Babys anfangs kaum vorhanden ist. Die letztliche Augenfarbe wird genetisch vererbt. Die Augenfarbe beziehungsweise die Stärke der Pigmentierung dient gleichzeitig auch als ein Licht- und UV-Schutz. Blaue Augen sind dabei wesentlich lichtempfindlicher als braune. Der Ausdruck spielt also auf die Unbedarftheit eines kleinen Kindes an.

Eine Milchmädchenrechnung aufmachen

Bedeutung: Planungen oder Berechnungen anstellen, die so nicht aufgehen können, sich naiven Wunschträumen oder Vorstellungen hingeben

Herkunft: Als Ursprung dieser Redewendung gilt die Fabel "La laitiere et la pot au lait" (das Milchmädchen und der Milchtopf) des französischen Dichters Jean de la Fontaine aus dem Jahre 1678. Es wird die Geschichte einer jungen Bauernmagd erzählt, die sich auf dem Weg zum Markt ausmalt, was sie alles von dem Geld für ihre Milch kaufen würde. Erst wollte sie Hühner kaufen, dann die Eier verkaufen und davon ein Schwein erwerben, später dann eine Kuh und so weiter. Schließlich fällt ihr der Milchtopf auf den Boden und zerbricht - das war das Ende ihrer Wunschträume. Der Begriff wurde von mehreren deutschen Schriftstellern aufgegriffen und steht etwa seit dem 20. Jahrhundert für naive Rechnungen, die so nicht aufgehen können.

Jemandem einen Bären aufbinden

Bedeutung: jemandem etwas Unwahres so glaubhaft erzählen, dass er darauf hereinfällt

Herkunft: Für die Entstehung dieser Redensart gibt es mehrere Erklärungen. Zunächst geht das Wort "Bär" auf den alten Ausdruck "bar" zurück, was "Last" oder "Abgabe" bedeutete. Früher haben Jagdgesellen als Pfand für ihre Zechschulden einen bar, also einen Bären an der Theke angebunden. Jemandem etwas aufbinden wurde bereits damals mit "Lügen" gleichgesetzt. Aus der Kombination dieser beiden Ausdrücke entstand schließlich "jemandem einen Bären aufbinden". Der Bär symbolisiert dabei die Schwere und die Last der Lüge, die so groß ist, dass die Lüge eigentlich offensichtlich ist. Darüber hinaus kann die Redewendung auch zwischen 1825 und 1832 in Wien entstanden sein. Dort wohnte zu dieser Zeit der Dichter Ignaz Castelli in der Bärenmühle auf der Wieden, im 4. Bezirk in Wien, wo er seine sogenannten "Wiener Bären" verfasste. Dies waren gesammelte Anekdoten, voll von Prahlereien und Lügengeschichten, die rasch berühmt wurden.

Wie Schuppen von den Augen fallen

Bedeutung: urplötzlich eine Erkenntnis haben, die Wahrheit erkennen oder Zusammenhänge durchschauen.

Herkunft: Diese Redewendung geht auf die Bibel zurück. Der strenggläubige Jude Saulus, ein eifriger Befolger von religiösen und sonstigen Gesetzen und Vorschriften, beteiligte sich an der Verfolgung der ersten Christen. Er wurde daher von Gott mit Blindheit geschlagen, ihm wurden sogenannte Schuppen auferlegt. Mit Schuppen wurden damals bestimmte Augenkrankheiten bezeichnet, die das Sehen einschränkten. Saulus erkannte schließlich seinen Irrtum und in Luthers Bibelübersetzung heißt es "und alsbald fiel es von seinen Augen wie Schuppen, und er ward wieder sehend". Eine andere Herkunft dieser Redensart findet sich im Tierreich. Bei der regelmäßigen Häutung von Schlangen sind die Augen der Tiere durch eine transparente Schuppe geschützt, die Cornealschuppe. Diese ist weiß und undurchsichtig und schränkt die Sehfähigkeit der Schlange ein, bis sie nahezu blind ist. Mit dem Häutungsprozess löst sich diese Schuppe in der Regel ab und die Schlange kann wieder sehen.

Die Kirche im Dorf lassen

Bedeutung: etwas nicht übertreiben, auf dem Boden der Tatsachen bleiben

Herkunft: Eine Kirche war früher im Dorf ein natürlicher Mittelpunkt, da alle Häuser darum herum gebaut wurden. Bei Prozessionen zogen die Gläubigen in einem langen Zug, an dessen Spitze der Pfarrer mit seinen Messdienern ging, durch den Ort in die Kirche ein. War nun das Dorf für die Menge der Menschen zu klein, ging die Prozession um das Dorf herum und überschritt damit möglicherweise die Grenzen zur Nachbargemeinde. Dies erregte den Ärger der Nachbarn, die meinten, man solle nicht übertreiben und innerhalb der eigenen Dorfgrenzen bleiben, also die Kirche im Dorf lassen.

Auf den Hund kommen

Bedeutung: finanziell oder in anderer Hinsicht arm dran/runtergewirtschaftet/heruntergekommen sein, sozial oder moralisch absteigen.

Herkunft: Für diese Redewendung existieren mehrere Erklärungen. Zunächst einmal war der Hund ein Symbol zum Schutz vor Unglück oder zur Mahnung. Daher wurde der Boden von Holztruhen, in denen vermögende Leute ihre Reichtümer aufbewahrten, mit dem Bild eines Hundes versehen. Dies sollte einerseits Diebe abschrecken und andererseits zur Sparsamkeit anhalten. Konnte man den Hund sehen, bedeutete dies, dass kein Geld mehr da war. Man war also auf den Hund gekommen. Eine weitere Erklärung findet sich in der Verwendung von Hunden als Zugtier für die Karren von Händlern oder armen Bauern. Konnten diese sich keine Pferde, Ochsen oder Esel leisten, um sie vor die Wägen zu spannen, waren sie finanziell am Ende und auch sozial abgestiegen. Als letzte Möglichkeit waren sie also auf den Hund gekommen.

Mit allen Wassern gewaschen sein

Das sagt man zu jemandem, der durchtrieben ist. Diese Redewendung stammt aus der Seemannssprache. Weit gereiste Seeleute, die oft ihr ganzes Leben unterwegs waren, sahen viele Länder und unterschiedliche Kulturen. Sie kamen also mit dem Wasser aller sieben Weltmeere in Berührung, sammelten viel Lebenserfahrung und waren demnach mit allen Wassern gewaschen.

Ins Fettnäpfchen treten

Das heißt, dass man jemanden unabsichtlich kränkt. Dieser Ausdruck geht auf eine Zeit zurück, in der die Bauern zwischen Haustür und Ofen einen Napf mit Fett stehen hatten, mit dem man sich die Stiefel zum Schutz vor Nässe einfetten konnte. Trat man aus Ungeschicktheit in den Napf und kippte ihn um, zog man den Groll der Bäuerin auf sich, die von den Fettflecken nicht begeistert war.

Aus der Nase ziehen

Das bedeutet, dass du jemanden mühsam zum Reden bringst. Die Redewendung geht auf die alte Volksmedizin bis in das 14. Jahrhundert zurück. Hier glaubte man, dass körperliche Beschwerden und Krankheiten durch wurmförmige Dämonen im Gehirn verursacht werden. Vor allem Quacksalber und Wunderheiler machten sich dies zunutze, um auf Jahrmärkten mit Taschenspielertricks und viel Aufsehen ihren Patienten Würmer durch die Nase aus dem Gehirn zu ziehen. Die Prozedur sah dabei so dramatisch und glaubhaft aus, dass die Zuschauer tatsächlich glaubten, der Wurm sei der bösartige Krankheitserreger in der Person gewesen und der Patient ist nun geheilt. Mit diesen Tricks verdienten sich die Quacksalber ihren Lebensunterhalt.

Aus dem Nähkästchen plaudern

Davon spricht man, wenn jemand etwas Geheimes verrät oder etwas Persönliches preisgibt. Früher galt so ein Nähkästchen neben Nadel und Faden als Aufbewahrungsort für Geheimnisse. Die Frauen versteckten dort Liebesbriefe oder persönliche Andenken, da niemand außer ihnen das Nähkästchen benutzte. Wenn sich die Frauen zum Nähen trafen, holten sie diese hervor, zeigten sie untereinander und plauderten darüber.

Wo der Pfeffer wächst

Das ist dort, wo man unliebsame Menschen hinwünscht und hofft, dass man sie nie wieder sehen muss. Schon seit dem 16. Jahrhundert ist dieser Ausdruck belegt. Der Pfeffer wurde früher aus Indien importiert, was für damalige Verhältnisse unvorstellbar weit entfernt war. Viele Menschen wussten auch gar nicht so genau, wo dieses Land eigentlich liegt. Genau der richtige Ort für Leute also, die man nicht leiden konnte.

In die Schuhe schieben

Davon spricht man, wenn jemandem ungerechtfertigt die Schuld zugeschoben wird. Die Redensart geht auf einen alten Landstreichertrick zurück. In Herbergen mit Schlafräumen für mehrere Personen war es ein Leichtes für Diebe, die anderen Gäste zu bestehlen. Wurde der Diebstahl bemerkt und eine Durchsuchung veranlasst, schob der Dieb das Diebesgut schnell in die Schuhe oder Kleider eines Anderen und schob damit auch die Schuld auf ihn.

Das Wasser reichen können

Das bedeutet "ebenbürtig" beziehungsweise "jemandem gleichgestellt sein". Der Ausdruck kommt aus dem Mittelalter. Damals war es mit der Hygiene am Tisch noch nicht so weit her und sowohl das gemeine Volk als auch der Adel aß mit den Fingern. Allerdings war es in vornehmeren Gesellschaften Brauch, dass während des Essens Schalen mit Wassern gereicht wurden, um die Finger wenigstens vom Gröbsten zu reinigen. Nicht jedem Diener war es gestattet, diese Wasserschalen zu reichen, er musste vorzeigbar und einer derartigen Tischgesellschaft würdig sein. Wer es nicht wert war, dem Adel das Wasser zu reichen, der taugte auch nicht zu höheren Aufgaben, war also ein Taugenichts und nutzlos. Interessant an dieser Herkunft ist, dass die Redewendung bei uns bedeutet, jemandem gleichgestellt zu sein. Der Diener, der seinem Herrn die Wasserschale reichte, war diesem jedoch noch lange nicht gleichgestellt. Wer das Wasser reichen konnte, war also lediglich innerhalb der Dienerschaft höher angesehen als einer, der es nicht reichen konnte.

Das schlägt dem Fass den Boden aus

Dieses Sprichwort fällt, wenn etwas unverschämt ist. Der Ausdruck geht in das 14. Jahrhundert zurück. Als in Nürnberg Brauer verdorbenes Bier verkaufen wollten, schlugen städtische Beamte den Fässern den Boden aus, um diesen Skandal zu verhindern. 1516 wurde von den Wittelsbachern in Bayern das Reinheitsgebot erlassen. Hielt sich jemand nicht an die genauen Zutaten, die zur Bierherstellung verwendet werden dürfen, wurde das Bier durch Ausschlagen des Fassbodens sofort vernichtet.

Die Katze im Sack kaufen

Wer das kauft, kauft etwas, das man vorher nicht genau angeschaut hat. Früher kaufte man auf Märkten Tiere, die zum Transport in einen Sack gesteckt wurden. Waren die Tiere schon im Sack, als sie verkauft wurden, konnte es vorkommen, dass der Käufer zu Hause statt des eigentlich gekauften Ferkels ein anderes Tier vorfand. Für diesen Schwindel mussten anscheinend oft Katzen herhalten. Aus diesem Grund wurde in alten Marktordnungen festgelegt, dass bereits geschlachtete Kaninchen nur mit nicht abgezogenen Hinterläufen verkauft werden durften, weil man sie sonst von Katzen nicht hätte unterscheiden können.

Einen Zahn zulegen

Das sagt man, wenn etwas schneller gehen soll. Die Redewendung geht bis ins Mittelalter zurück. Damals hingen über den offenen Küchenfeuern große Tröpfe, in denen gekocht wurde. Mithilfe von Eisenstangen, die mit Zähnen aus Metall versehen waren, wurden die Töpfe über dem Feuer aufgehängt. Wollte man eine größere Hitze, damit das Essen schneller gar wurde, hängte man den Topf tiefer, also einen Eisenzahn weiter nach unten. Man legte also sprichwörtlich einen Zahn zu.

08/15

Das sagt man, wenn man etwas gewöhnlich, mittelmäßig und Standard findet. Diese Redensart stammt aus dem Militär. Im Ersten Weltkrieg kam erstmals das Maschinengewehr 08/15 zum Einsatz. Jeder Soldat musste täglich Übungen mit dem Gewehr machen und alle Bestandteile auswendig lernen. Außerdem enthielt das MG 08/15 erste genormte Bestandteile, deren Ersatzteile länderübergreifend geliefert werden konnten. Auch im Zweiten Weltkrieg wurde das MG 08/15 eingesetzt, obwohl es überholt war. Deshalb wurde 08/15 zu einem Synonym für Mittelmäßigkeit und Standard.

Auf Nummer sicher gehen

Das heißt so viel wie "Kein Risiko eingehen". Der Ursprung dieser Redewendung liegt im Gefängnis. Die Zellen in einer Haftanstalt sind nummeriert und die Gefangenen sicher darin verwahrt. Die Gefängniszellen wurden daher als "Nummer Sicher" bezeichnet und man sagte "auf Nummer Sicher sitzen". Daraus entwickelte sich der Ausdruck.

Kein Blatt vor den Mund nehmen

Wer kein Blatt vor den Mund nimmt, sagt jemandem geradeheraus die Meinung - ohne beschönigende Formulierungen. Diese Redensart entwickelte sich durchs Theater. Ehe die Komödi-anten Masken benutzten, haben sie ihr Gesicht hinter Feigenblättern und später hinter Papier versteckt. Dadurch wurden sie unkenntlich und konnten Sachen sagen, ohne dafür zur Rechenschaft gezogen zu werden. Schauspieler, die kein Blatt benutzten - sich also nicht versteckten - redeten frei heraus und nahmen damit kein Blatt vor den Mund.

Einen Frosch im Hals haben

Dieses Sprichwort beschreibt das Gefühl, etwas im Hals zu haben, das einen beim Sprechen stört. Die Redensart geht auf den medizinischen Begriff "Ranula" zurück. Ärzte bezeichnen so eine Geschwulst - genauer eine mit Flüssigkeit gefüllte Zyste im Mund. Sie erschwert das Sprechen und das Schlucken. Das Wort "Ranula" kommt dabei aus dem Lateinischen und bedeutet übersetzt "Fröschlein". Menschen, die an einer solchen Geschwulst im Mund leiden und dadurch Schwierigkeiten beim Sprechen haben, haben also wortwörtlich einen Frosch im Hals.

Johanna Greil beschäftigt sich mit Redensarten.

Johanna Greil beschäftigt sich mit Redensarten.