Atomkraftwerk bei Landshut

Münchens OB will Isar 2 bis Mitte 2023 laufen lassen


Wasserdampf steigt aus dem Kühlturm vom Atomkraftwerk (AKW) Isar 2.

Wasserdampf steigt aus dem Kühlturm vom Atomkraftwerk (AKW) Isar 2.

Von dpa/idowa

Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) plädiert angesichts der Energiekrise für eine längere Laufzeit des Atomkraftwerks Isar 2.

Der Aufsichtsrat der Stadtwerke habe ihn am Donnerstag aufgefordert, bei der Bundesregierung die gesetzlichen Voraussetzungen für einen sogenannten Streckbetrieb einzufordern, teilte Reiter mit. Damit könnte der Meiler mit den bestehenden Brennelementen noch bis längstens Mitte kommenden Jahres weiterlaufen.

"Damit würde zumindest ein Beitrag geleistet, um auch im Fall einer weiteren Verschärfung der Situation die Versorgungslage der Münchner Bürgerinnen und Bürger zu entspannen", begründete Reiter den Schritt.

Von Seiten der Union wurde der Vorschlag abgelehnt. CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt sagte bei einer Klausurtagung im oberfränkischen Kloster Banz, ein Streckbetrieb würde keine Vergrößerung der gewonnenen Strommenge bedeuten - und sei damit nutzlos.

CDU-Chef Friedrich Merz sagte im Kloster Banz, der Streckbetrieb mache nur dann Sinn, wenn die gewonnene Zeit dazu genutzt werde, über den Winter neue Brennelemente für eine verlängerte Laufzeit zu beschaffen. Frankreich gelinge es, Brennstäbe für mehr als 50 Kernkraftwerke zu besorgen. Die Frage sei, ob Deutschland dies für drei Anlagen gelänge. "Technisch geht es, juristisch ist es möglich, politisch muss es gewollt werden", sagte Merz. "Ob mit oder ohne Streckbetrieb ehrlich gesagt ist mir wurscht. Die Dinger müssen weiter laufen."

Isar 2 verliert regulär Ende 2022 Berechtigung zum Leistungsbetrieb

Während der nahe der niederbayerischen Stadt Landshut gelegene Kraftwerksblock Isar 1 im Rahmen des beschlossenen Ausstiegs Deutschlands aus der Atomenergie bereits abgeschaltet wurde, verliert Isar 2 regulär Ende dieses Jahres seine Berechtigung zum Leistungsbetrieb. Im Zuge des Überfalls Russlands auf die Ukraine und der damit einhergehenden Turbulenzen auf dem Gasmarkt wird allerdings derzeit auch bei anderen Kraftwerken über eine mögliche Verlängerung der Laufzeit diskutiert.

Länger als bis höchstens Mitte 2023 soll Isar 2 allerdings nach dem Willen Reiters nicht laufen. "Eine weitergehende Verlängerung unter Einsatz neuer Brennelemente kommt für mich nach wie vor aufgrund der völlig ungelösten Endlagerproblematik keinesfalls in Betracht. Der Vorschlag der CSU, die Laufzeit der Kernkraftwerke generell zu verlängern und die AKW mit dem Kauf neuer Brennstäbe weiter zu betreiben, kommt für mich daher nicht Frage", betonte Reiter. Die Stadtwerke München sind mit 25 Prozent an Isar 2 beteiligt, den Rest hält die Betreiberin PreussenElektra.

Neben Reiter setzt sich auch Landshuts Landrat Peter Dreier (Freie Wähler) dafür ein, die Laufzeit des Atomkraftwerks Isar 2 zu verlängern. "Viele Menschen wissen nicht, wie sie angesichts extrem gestiegener Energiekosten über den Winter kommen sollen und wir verlieren wertvolle Zeit in endlosen Diskussionen", erkärt Dreier in einer Pressemitteilung - zumal der Betreiber auch eine gewisse Vorlaufzeit benötigt, den Betrieb über den eigentlichen Endpunkt zum Jahresende fortsetzen zu können. Bereits im letzten Winter hatte sich Dreier für die temporäre Fortführung des Betriebs des Kernkraftwerkes Isar 2 ausgesprochen. "Natürlich nicht unbegrenzt, sondern nur für drei bis fünf Jahre", erklärt der Landrat.

In seinen Augen ist die Energiewende noch nicht an dem Punkt angelangt, an dem die Versorgungssicherheit von Wirtschaft, Infrastruktur und Bevölkerung gewährleistet ist. "Bis dahin auf gut Glück zu agieren und sich von Energiezulieferungen aus dem Ausland abhängig zu machen, halte ich für grob fahrlässig - vor allem bei der aktuellen weltpolitischen Lage."