Ascha/ Straubing

David und Danino Weiss sind erfolgreiche Jazz-Musiker


In Straubing zu spielen, ist für David (links) und Danino Weiss immer wieder etwas Besonderes. Schließlich stammen die beiden Musiker aus Ascha, das ganz in der Nähe liegt.

In Straubing zu spielen, ist für David (links) und Danino Weiss immer wieder etwas Besonderes. Schließlich stammen die beiden Musiker aus Ascha, das ganz in der Nähe liegt.

Während andere Schüler Rock und Techno hörten, lernte David Weiss, Jazz auf dem Akkordeon zu spielen. So führt der erfolgreiche Musiker auch eine Familientradition fort.

Wer mit 15 Jahren Musik macht, hat ein paar Optionen - nicht alle davon sind gleich cool. Natürlich gibt es die Möglichkeit, Gitarre zu lernen und in eine Rock- oder Punkband einzusteigen. Oder Mikro und Sampler in die Hand zu nehmen und sich mit Hip-Hop und Elektro zu beschäftigen. Als David Weiss 15 Jahre alt war, spielte er Akkordeon und noch dazu Jazz. Rückblickend war das die beste Entscheidung, die er treffen konnte. Denn mittlerweile sind David, heute 27, und sein Cousin Danino - beide aus Ascha im Landkreis Straubing-Bogen - feste Größen in der internationalen Jazz-Szene. Ihre Spezialität und das Genre, in das sie immer wieder zurückkehren, ist der Jazz Manouche, gerne auch Gypsy Jazz oder Sinti Jazz genannt. Denn: Viele Künstler des Genres - wie auch David und Danino Weiss - sind Sinti. Besonders sind dabei die Instrumente, auf denen die beiden spielen. Im Jazz Manouche sind Gitarren und Violinen üblich, David spielt aber Akkordeon und Danino Klavier. Das gibt dem sonst sehr rhythmischen und hartem Musikstil eine weiche und legere Note.

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Nur zuhören war gestern. Junge Jazzfans - wie dieses Paar bei einer Veranstaltung der Swingmaniacs in Regensburg - tanzen auch gerne.

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Django Reinhardt machte den Jazz Manouche in den 1930-Jahren populär.

David spielte erst mit 15 Jahren das erste Mal Akkordeon

David sagt, dass Danino und er spät zur Musik gekommen sind. Viele erfolgreiche Jazzmusiker fingen schon in der Kindheit mit dem Spielen an. David war 15 Jahre alt, als er zum ersten Mal Akkordeon spielte. Das tat seiner Begeisterung aber keinen Abbruch. "Wir sind mit dieser Musik aufgewachsen. Sie begleitet uns schon das ganze Leben lang", sagt er.

Aus den Musik-Sessions mit dem Onkel wurden bald gemeinsame Auftritte - zum Beispiel im Raven in Straubing, wo die beiden ihren Durchbruch hatten - und Touren. 2018 veröffentlichten David und Danino ihr Album "Violets For Your Furs", benannt nach einem Lied von Frank Sinatra, den sie in ihrer Kindheit stundenlang hörten. Darauf sind Cover bekannter Jazz-Klassiker, aber auch eigene Stücke. Im Video findest du eine kleine Kostprobe von David Weiss' Musik.

Video zum Thema:

2020 will das "David und Danino Weiss Quartett" das nächste Album veröffentlichen, das genauso entspannt werden soll wie "Violets For Your Furs". David freut sich schon auf die Aufnahmen. Auch, weil er dafür einige in der Jazz-Manouche-Szene äußerst bekannte Musiker gewinnen konnte. Und das war gar nicht so schwer, wie man meinen könnte.

David beschreibt die Jazz-Manouche-Szene nämlich als große Familie. Die meisten Musiker lernen das Handwerk immer noch von Verwandten. Man kennt sich, spielt zusammen, geht gemeinsam auf Tour. So kommt es auch immer wieder, dass David und Danino mit internationalen Größen spielen. Auch die bekannten Jazz-Musiker, die am 7. Dezember 2019 beim Django-Reinhardt-Festival in Straubing aufgetreten sind, haben schon mit den beiden gespielt.

Seit einiger Zeit bekommt die Sinti-Jazz-Familie ungewöhnlichen Zuwachs. Musiker, die keinen Sinti-Hintergrund haben, entdecken den Stil für sich und treten mit eigenen Interpretationen auf. "Man merkt schon, wenn jemand die Musik nicht seit Kindestagen aufsaugt", findet David Weiss. Allerdings würde das nicht heißen, dass die neuen Musiker automatisch schlechteren Jazz spielen. "Man hört sich einen Musiker an, der keine Sinti-Verwandten hat und er spielt genial. Dann hört man einen Musiker mit langer Familiengeschichte und er ist nicht so gut. Das macht die Szene spannend."

Immer mehr junge Leute interessieren sich für Jazz

Und auch das Publikum ändert sich. Bis vor einigen Jahren war Jazz ein Genre, mit dem sich vor allem ältere Zuhörer beschäftigten. Bei Konzerten ging es eher ruhig und gemäßigt zu. Doch mittlerweile entdecken immer mehr junge Zuhörer den Jazz Manouche. Mehr noch: Auf einem Konzert in Wien sah David Weiss zum ersten Mal, wie junge Zuhörer zu seiner Musik tanzten. Es sind also aufregende Zeiten, in denen David und Danino ihre Musik spielen. Für David zeigt das auch, wie viel der Jazz Manouche noch geben kann: "Danino und ich probieren auch andere Genres aus: Latin, Rock und mehr, aber am Ende kommen wir immer wieder zu der Musik zurück, die unser Onkel gespielt hat." An der Familie kommt man eben auch als Musiker nicht vorbei.

Was ist Jazz Manouche?

Django Reinhardt machte den Jazz Manouche in den 1930-Jahren populär. Foto: privat

Wie viele andere Spielarten des Jazz hat der Gypsy Jazz oder Jazz Manouche seine Anfänge in den 1920er-Jahren. Zwei französische Musiker, Pierre Sarane und Jean Ferret, gelten zwar als die Begründer des Genres, richtig populär wurde es aber in den 1930er-Jahren durch den Gitarristen Django Reinhardt.

Während die Jazz-Musiker in den USA zu dieser Zeit vor allem in großen Bands, den Big Bands, spielten, waren die Gruppen im Jazz Manouche kleiner. Django Reinhardts "Hot Club Quintett" bestand aus einer Violine, drei Gitarren und einem Bass. Ebenfalls kommen im Jazz Manouche gerne Klarinetten oder Akkordeons zum Einsatz. Einige Jazz-Manouche-Gruppen verzichten sogar auf ein Schlagzeug, da die Gitarre den Rhythmus sehr gut alleine spielen kann. Das führt auch dazu, dass der Gypsy Jazz im Gegensatz zum Big-Band-Swing aus Amerika oft schneller ist und härter klingt.

Genauso wie von der schnellen Musik lebt der Jazz Manouche auch von den familiären Traditionen, die die Musik prägen. Stücke werden von Vätern und Onkeln an Söhne und Neffen weitergegeben. Einige Bands sind richtige Familienunternehmen, wie David Weiss erzählt. Bleibt die Frage, woher der Jazz Manouche seinen Namen hat. Als Manouches werden die in Frankreich lebenden Sinti bezeichnet. Deshalb hat der Jazz Manouche auch den Namen Sinti Jazz oder Gypsy Jazz, da Sinti und Roma früher als Zigeuner bezeichnet wurden. Der einst in Deutschland gebräuchliche Name Zigeuner Jazz gilt mittlerweile als abwertend.