Arten, Impfung, Pinzette

Zeckenstich: Was Sie jetzt wissen sollten


Schon allein der Anblick löst ein lästiges Kribbeln auf der Haut aus: Eine Zecke krabbelt über ihren Wirt.

Schon allein der Anblick löst ein lästiges Kribbeln auf der Haut aus: Eine Zecke krabbelt über ihren Wirt.

Von Patrick Beckerle und Redaktion idowa

Kein Sommer ohne Zecken: Sobald die Temperaturen steigen, erwachen auch die blutsaugenden Spinnentiere aus ihrer Winterstarre. Ihre Stiche - umgangssprachlich auch Zeckenbisse genannt - können nicht nur schmerzhaft sein, sondern auch Krankheiten übertragen. Wie Zecken am besten entfernt werden können, was im Falle eines Stichs zu tun ist und wie es im Idealfall erst gar nicht dazu kommt, haben wir in diesem ausführlichen FAQ aufgelistet, das in Zusammenarbeit mit dem Landratsamt Straubing-Bogen entstanden ist.

Was sind Zecken eigentlich genau?

Die Zecke ist ein weltweit verbreiteter Parasit, der sich vom Blut zahlreicher Wirbeltiere ernährt. Zecken zählen biologisch zur Klasse der Spinnentiere. Das erkennt man beispielsweise an den acht Beinen erwachsener Zecken. Innerhalb der Klasse gehört die Zecke zu der Gruppe der Milben. Als Parasit braucht sie andere Lebewesen, von deren Blut sie sich ernährt - ähnlich wie eine Stechmücke.

Im Vergleich zu Stechmücken brauchen Zecken allerdings viel mehr Blut. Im Extremfall hängen sie bis zu 15 Tage an ihrem Wirt (Tiere und Menschen) und trinken dessen Blut. Dadurch steigt ihr Eigengewicht um ein Vielfaches. Denn ihr Darm ist so dehnbar, dass eine vollgesaugte Zecke bis zu 200-mal so viel wiegen kann wie eine hungrige.

Der Blutverlust ist für den Wirt - ob Mensch oder Tier - in der Regel allerdings nicht das Problem, sondern die Übertragung von Krankheiten durch Zecken.

Welche Zeckenarten gibt es?

Grundsätzlich gibt es zwei Arten von Zecken: die Schildzecke und die Lederzecke.

Schildzecken haben ihren Namen von dem harten Schild, den sie auf dem Rücken tragen. An diesem Schild kann man die Zecke gut erkennen. Bei den Männchen bedeckt er den gesamten Rücken, bei den Weibchen, den Larven und den Nymphen (weiter entwickelte Larven) nur einen Teil davon. Schildzecken leben in allen Regionen der Erde außer der Arktis und Antarktis.

Zur Familie der Schildzecken gehören in Deutschland der Gemeine Holzbock (die am häufigsten vorkommende Zeckenart), die Schafzecke oder Frühjahrswaldzecke, die Igelzecke, die Auwaldzecke, die Hyalomma-Zecke und die Braune Hundezecke.

Lederzecken fehlt der Rückenschild, ihre Haut ist weich und lederartig. Sie kommen meistens in den Tropen und Subtropen vor. Die einzige Lederzecke in Deutschland ist die Taubenzecke.

Saugt sich die Zecke mit Blut voll, kann sie das 200-fache ihres normalen Körpergewichts erreichen.

Saugt sich die Zecke mit Blut voll, kann sie das 200-fache ihres normalen Körpergewichts erreichen.

Wann ist Zeckensaison?

Die Zeckensaison dauert in der Regel von Februar bis Oktober. Steigen die Temperaturen an mehreren Tagen hintereinander auf mehr als 7 Grad Celsius, erwachen Zecken hungrig aus der Winterstarre

Wo kann ich von einer Zecke gestochen werden?

Die Zecke sucht sich an ihrem Opfer eine geeignete Stelle, etwa beim Menschen die Achselhöhle, Bauch- und Brustbereich oder den Schritt, um festen Halt zu haben. Auch Kopf, Haaransatz und Nacken sind häufig betroffen. Grundsätzlich kann man aber überall gebissen werden.

Was im Falle eines Stichs zu tun ist

Wie kann ich eine Zecke entfernen?

Eine Zecke sollte möglichst schnell entfernt werden. Zur Entfernung am besten ein Hilfswerkzeug, zum Beispiel eine spezielle Zeckenzange aus der Apotheke oder eine Pinzette verwenden. Hat man solche Hilfsmittel nicht zur Hand, kann man auch versuchen, eine Nadel unter den Mund der Zecke zu bringen und sie dann vorsichtig anzuheben. Benzin, Nagellackentferner, Öl oder Alkohol eignen sich dagegen nicht, um die Zecke loszuwerden. Sie erhöhen vielmehr das Risiko, dass Krankheitserreger übertragen werden.

Beim Entfernen der Zecke ist auf die richtige Technik zu achten, abhängig vom Hilfsmittel. Die goldene Regel lautet immer: Die Zecke hautnah, langsam und kontrolliert entfernen. Nicht drehen oder mit einem kräftigen Ruck entfernen und am besten nicht quetschen. Und nicht verzweifeln, sollte es nicht gleich beim ersten Versuch klappen. Die Zecken klammern sich mit Widerhaken fest, sodass es teils nicht einfach ist, sie zu entfernen. Bei Unsicherheiten ist es ratsam, einen Arzt aufzusuchen.

Nach dem Entfernen sollte die Stichstelle außerdem desinfiziert werden.

Auf Blättern oder in hohen Gräsern fühlen sich Zecken besonders wohl.

Auf Blättern oder in hohen Gräsern fühlen sich Zecken besonders wohl.

Was tue ich, wenn der Kopf der Zecke beim Entfernen stecken bleibt?

Keine Sorge: Der Kopf - oder andere Teile - werden vom Körper abgestoßen. Zumeist handelt es sich bei dem vermeintlichen Zeckenkopf nur um einen Teil des Stechapparats.

Muss ich nach einem Zeckenstich zum Arzt?

Ein Arztbesuch ist sinnvoll, wenn eine mögliche Rötung an der Einstichstelle nicht zurückgeht oder sich stark ausbreitet. Gleiches gilt, wenn die Einstichstelle stark anschwillt, schmerzt, heiß wird und pocht oder Symptome wie Müdigkeit, Fieber oder Kopfschmerzen auftauchen.

Wie kann ich mich vor Zeckenstichen schützen?

Halten Sie sich möglichst nicht im hohen Gras oder im Unterholz auf. In der Laubstreu im Wald fühlen sich Zecken besonders wohl, da die Temperaturen auch im Winter moderat sind und die Luftfeuchtigkeit hoch. Die langen Grashalme auf nicht gemähten Wiesen, am Wegesrand oder am Flussufer werden von Zecken ebenfalls gern bevölkert.

Im Übrigen kann Kleidung als Zeckenschutz dienen. Tragen Sie geschlossene Kleidung mit langen Ärmeln und langen Hosen und ziehen Sie die Socken über die Hosenbeine. Zecken klettern nicht höher als 1,50 Meter und klammern sich daher mit Vorliebe an den Hosenbeinen fest. Auch Gummistiefel können dazu beitragen, Zecken den Zugang zur Haut zu erschweren. Helle Kleidung hat außerdem den Vorteil, dass sich Zecken deutlich besser erkennen lassen. Rechtzeitig bemerkt, können Sie die Zecke entfernen, bevor sie zusticht.

Auch insektenabweisende Mittel gegen Zecken, sogenannte Repellentien, funktionieren gut. Diese halten Ihnen nicht nur lästige Stechmücken, sondern auch eben Zecken für eine Weile vom Leib.

Generell ist es ratsam, nach Aufenthalten in der Natur den Körper nach Zecken abzusuchen. Bei Kindern sollten dies die Eltern übernehmen.

Fast ganz Süddeutschland ist als FSME-Risikogebiet eingestuft.

Fast ganz Süddeutschland ist als FSME-Risikogebiet eingestuft.

Gibt es eine Impfung gegen Zecken-Krankheiten?

Wenn eine Zecke entfernt wurde, sollte kontrolliert werden, ob noch ein ausreichender Impfschutz gegen Tetanus besteht. Bei Bedarf sollte die impfung nachgeholt werden.

Gegen die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME, eine Viruserkrankung) gibt es eine Impfung. Dies ist kein Schutz gegen Zecken an sich, sondern eine Vorbeugung gegen einen der vielen Krankheitserreger, der von Zecken übertragen werden kann. Fast ganz Süddeutschland ist Risikogebiet für FSME. Dementsprechend gilt auch eine Impfempfehlung für diese Gebiete. Bei FSME handelt es sich um eine Entzündung der Hirnhaut beziehungsweise des Gehirns. Symptome können bis zu zwei Wochen nach dem Stich auftreteten und können grippeähnlich sein, also etwa Fieber und Kopfschmerzen beinhalten. Oftmal treten aber auch keine Symptome auf.

Gegen andere Krankheiten, die von Zecken übertragen werden, etwa Borreliose (eine durch Bakterien verursachte Erkrankung), gibt es derzeit noch keine Impfung für Menschen. Ein frühes Zeichen einer Borreliose ist eine ringförmige Hautrötung um die Einstichstelle. Hier sollte umgehend der Hausarzt aufgesucht werden. Eine Borreliose kann durch Antibiotika behandelt werden.

Gibt es eine Karte der besonders gefährdeten Gebiete (FSME-Gebiete) in Zusammenhang mit Zecken?

Das Bayerische Landesamt für Gesundheit bietet etwa eine Karte der FSME Risikogebiete in Bayern. In Bezug auf Deutschland bietet das Robert Koch Institut entsprechende Informationen über die Verbreitung von Zecken.