Arbeitsmarkt in Bayern

Fast ein Fünftel mehr Arbeitslose wegen Corona-Maßnahmen


Wie stark werden sich die Maßnahmen gegen das neuartige Coronavirus auf den Arbeitsmarkt in Bayern auswirken? Am Donnerstagvormittag schlägt die Stunde der Wahrheit. (Symbolbild)

Wie stark werden sich die Maßnahmen gegen das neuartige Coronavirus auf den Arbeitsmarkt in Bayern auswirken? Am Donnerstagvormittag schlägt die Stunde der Wahrheit. (Symbolbild)

Von Redaktion idowa und mit Material der dpa

Die Folgen der Maßnahmen gegen die Corona-Pandemie schlagen nun auch auf den Arbeitsmarkt in Bayern durch. Wie die Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit am Donnerstag in Nürnberg mitteilte, stieg die Zahl der Arbeitslosen im April im Vergleich zum Vormonat um rund 40.700 auf jetzt knapp 272.000.

Im Vergleich zum Vormonat entspricht das einem Anstieg um 17,6 Prozent. Die Arbeitslosenquote kletterte auf 3,6 Prozent. Im März hatte sie noch bei 3,1 Prozent gelegen. Bayernweit sind 353.359 Menschen laut Agenturangaben unterbeschäftigt.

"Die im April übliche Frühjahrsbelebung bleibt in diesem Jahr aus. Die Zahl der Arbeitslosen ist im Vergleich zum Vormonat um 40.738 beziehungsweise 17,6 Prozent auf insgesamt 271.853 Personen gestiegen", erklärt Ralf Holtzwart, Vorsitzender der Geschäftsführung der Regionaldirektion Bayern. Noch stärker fällt das Plus im Vergleich zum Vorjahr aus: so waren im April 67.745 beziehungsweise 33,2 Prozent mehr Menschen arbeitslos als noch vor einem Jahr. Die Arbeitslosenquote liegt aktuell bei 3,6 Prozent - das ist die höchste Quote für einen April seit fünf Jahren. Die Entwicklung der Arbeitslosigkeit beruht auf mehreren Faktoren: Es wurden mehr Menschen arbeitslos, gleichzeitig konnten weniger Menschen ihre Arbeitslosigkeit beenden.

Arbeitslosigkeit in Ostbayern um rund 32 Prozent im Vergleich zum Vorjahr angestiegen

In Niederbayern waren im April laut Agenturangaben 25.711 Menschen ohne Job - das sind 34,3 Prozent mehr als im April 2019. 1.827 Menschen sind schon jetzt in Kurzarbeit, die Zahl der offenen Stellen brach im gleichen Zeitraum um 23,5 Prozent ein. Aus der Oberpfalz werden 21.024 Arbeitslose im April gemeldet, der Anstieg liegt damit bei etwa 30,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahreswert. 1.176 bekamen im April Kurzarbeitergeld, die Zahl der offenen Stellen sank um knapp 10 Prozent und lag zuletzt bei 11.791.

Regensburg hält sich vergleichsweise gut, Cham hat größere Jobverluste

Die Stadt Regensburg zählt mit 3.686 Arbeitslosen etwa 22,9 Prozent mehr Menschen ohne Job als im April 2019. Eine Steigerung im etwa gleichen Verhältnis verzeichnet die Stadt Landshut mit 2.054 Arbeitslosen. In Deggendorf waren im April 2020 laut Agentur 2.270 Menschen als arbeitssuchend gemeldet. Das sind 35,8 Prozent mehr als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Auch in Straubing gab es Einbrüche. Mit einem Bestand von 1.485 Arbeitslosen, beziehungsweise 26,9 Prozent mehr als im Vorjahres-April, fallen die vergleichsweise moderat aus. Die Arbeitslosenquote in Straubing lag im April bei 5,5 Prozent.

Beinahe katastrophal ist der Einbruch auf dem Arbeitsmarkt in Stadt und Landkreis Cham: Dort kamen im April 738 Arbeitslose im Vergleich zum April 2019 hinzu. Das ist eine Steigerung um 46,0. Die Gesamtzahl der Arbeitslosen in der Stadt lag im April bei 2.344. Auch im Landkreis Regen haben die Maßnahmen gegen die Ausbreitung des Coronavirus sichtbare Spuren auf dem Arbeitsmarkt im April hinterlassen: 1.670 Arbeitslose bedeuten eine Steigerung der Arbeitslosenzahl um 45,5 Prozent. Die Corona-Maßnahmen scheinen die ländlichen Regionen allgemein schlimmer zu treffen als die Städte. Für den Landkreis Passau meldet die Agentur im April 4.073 Arbeitslose und damit 51,2 Prozent mehr im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Die Stadt Passau hingegen liegt mit ihren Zahlen in etwa im niederbayernweiten Mittel.

Unterbeschäftigung und Kurzarbeit steigen an

Im März und April 2020 sind 119.850 Anzeigen auf Kurzarbeitergeld in Bayern eingegangen. Eine Anzeige wird oft auch vorsorglich und für mehr Mitarbeitende gestellt. Insgesamt beziehen sich die Anzeigen auf 1.761.833 Personen. Daraus lässt sich nicht schließen, wie viele Beschäftigte am Ende tatsächlich in Kurzarbeit waren und in welchem Stundenumfang. Diese Angaben liegen erst mit Zeitverzögerung vor.

Deutlich weniger Personalbedarf über alle Branchen hinweg

Die Corona-Krise führt aktuell zu einer deutlich gesunkenen Nachfrage nach Arbeitskräften. So sind im April nur 12.944 neue Arbeitsstellen gemeldet worden. Das ist ein massiver Rückgang von 16.105 beziehungsweise 55,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Mit einem Rückgang bei den Zugängen geht auch ein Rückgang des Bestandes von Arbeitsstellen einher. Dieser beträgt im April insgesamt 103.837 und liegt um 24.423 und damit 19 Prozent unter dem Vorjahreswert. Allerdings war der Stellenpool bereits in den Vormonaten rückläufig.

Vbw: Das ist erst der Anfang

Die April-Zahlen für den bayerischen Arbeitsmarkt zeigen nach Einschätzung der Vbw - Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft e. V. erst den Anfang der Auswirkungen der Corona-Krise. "Wir erleben einen drastischen Anstieg der Arbeitslosigkeit. Im April ist die Arbeitslosenquote signifikant von 3,1 auf 3,6 Prozent gestiegen. Von der nicht absehbaren Dauer der Produktionsunterbrechungen hängt ab, wie deutlich der Verlust an Stellen im weiteren Jahresverlauf tatsächlich ausfallen wird", sagt Vbw-Hauptgeschäftsführer Bertram Brossardt.

Die Auswirkungen der Krise auf den Arbeitsmarkt werden voraussichtlich stärker sein werden als in der Finanz- und Staatsschuldenkrise 2008/2009. "Dies wird dann unweigerlich auf die Arbeitslosigkeit durchschlagen", sagte Brossardt.

Arbeitslosenquote in Deutschland steigt auf 5,8 Prozent

Die Zahl der Arbeitslosen in Deutschland ist im April wegen der Maßnahmen gegen die sogenannte Corona-Krise im Vergleich zum März um 308.000 auf 2,644 Millionen Menschen gestiegen.

Die Arbeitslosenquote stieg saisonuntypisch um 0,7 Punkte auf 5,8 Prozent, teilte die Bundesagentur für Arbeit am Donnerstag in Nürnberg mit. Deutschlands Unternehmen haben in der Corona-Krise bis zum 26. April für 10,1 Millionen Menschen Kurzarbeit angemeldet. Diesen Rekordwert gab die Bundesagentur für Arbeit am Donnerstag in Nürnberg bekannt.