Musikerin "Klimt" im Interview

"Ich bin ein krasser Nachtmensch"


Verena Lederer ist "Klimt". Sie selbst beschreibt ihre Songs als minimalistisch und reduziert.

Verena Lederer ist "Klimt". Sie selbst beschreibt ihre Songs als minimalistisch und reduziert.

Zwei Neuanfänge hat Verena Lederer (25) hinter sich: den Beginn eines neuen Studiums und die Trennung von der Band "The New Collosus", um sich ganz ihrem musikalischen Soloprojekt zu widmen. Als "Klimt" möchte sie zerbrechlich und echt wirken und besingt Gefühle wie die Melancholie. Was dieses Gefühl für die Wahl-Münchnerin, die ursprünglich aus Aufhausen im Landkreis Regensburg kommt, ausmacht, erzählt sie im Interview.

Hallo Verena! Mit den Worten "Nochmal auf Anfang" hast du auf Facebook bekanntgegeben, dass du jetzt Musikwissenschaft und Philosophie in München studierst. Wieso der berufliche Neuanfang?

Verena Lederer alias "Klimt": Ich habe bemerkt, dass das, was ich bisher gemacht habe, nicht das Richtige für mich ist. Ich war im Journalismus unterwegs und habe vor allem für Beauty-Magazine geschrieben. Als ich meinen unbefristeten Arbeitsvertrag bekam, blieb die Euphorie aus. Ich wollte nochmal etwas lernen, vor allem mehr über Musik. Denn Musik ist ja so viel mehr als mein Soloprojekt. Daraus hat sich ein Wissensdurst entwickelt.

Seit etwa zwei Jahren machst du als "Klimt" Musik, zuvor warst du Sängerin in der Band "The New Collosus" - also auch ein Neuanfang...

"The New Collosus" gibt's noch, aber ohne mich. Ich habe die Band vor drei Monaten im Guten verlassen. Mit den Jungs habe ich aber noch Kontakt, da ist alles gut. Die Soul-Songs, die ich gerne selbst schreibe, haben einfach nicht zur Band gepasst, weil sie sehr minimalistisch gehalten sind - deshalb das Soloprojekt "Klimt". Lange Zeit habe ich beides gemacht, da war "The New Collosus" mit seinen bombastischen Klängen sozusagen ein Gegenpol. Die Idee für "Klimt" entstand abends nach dem Ende einer Beziehung bei einem Glas Wein mit einer Freundin. Der Plan war, dass ich alleine Musik machen könnte, ganz reduziert, nur mit Gitarre oder Klavier und meiner Stimme.

Was hat es mit "Klimt", deinem Künstlernamen, auf sich?

Der Name "Klimt" ist eine Hommage an den Maler Gustav Klimt. Ich mag seine Bilder sehr gerne, das sieht man auch sofort in meiner Wohnung. Ein guter Freund hat irgendwann ein Bild von ihm entdeckt, das Serena Lederer zeigt. Das war die Tochter seines Förderers. Er hat mir das Bild gezeigt und gemeint, dass die Frau auf dem Bild fast genauso wie ich heißt, nur ein Buchstabe ist anders. Damals war noch nicht wirklich die Rede von meinem Soloprojekt, aber er meinte, wenn ich wirklich eines starte, dann muss ich mich unbedingt so nennen.

Auf deiner Facebook-Seite beschreibst du deine Musik als melancholische Mischung aus Soul, Pop und Jazz. Stichwort Melancholie: Was macht dieses Gefühl für dich aus?

Für mich ist Melancholie eins der kreativsten Gefühle. Da muss ich irgendwas draus machen, diesen Trieb in mir rauslassen. Ich muss etwas erschaffen. Melancholie gibt mir da so viel. Natürlich gibt mir auch Freude viel, allerdings genieße ich die einfach. Andere fühlen bei Melancholie vielleicht das genaue Gegenteil.

Wann bist du melancholisch?

Ich bin ein krasser Nachtmensch, manchmal bin ich um fünf Uhr nachts noch wach und auf Facebook online, sonst niemand. Genau dann fühle ich Melancholie - wenn ich nachts alleine bin. Vor allem, wenn ich nach einem Gig oder Konzert aufgedreht nach Hause komme und eigentlich schlafen sollte, dann fühle ich mich krass melancholisch. Es ist dieser Gegensatz, der das ausmacht und verstärkt. Auch wenn ich morgens verkatert aufwache, bin ich oft melancholisch und denke übers Leben nach.

Kommen wir nochmal zurück zu Facebook: Du teilst dort hin und wieder Videos von dir, im Bett sitzend und singend, und zeigst dich dabei von deiner zerbrechlichen Seite. Wieso ist dir das wichtig?

Hier in München gibt es viele Künstler, die nur eine Kunstfigur spielen. Ich versuche dagegen, die Leute vor der Bühne sehr nah an mich heranzulassen und ehrlich zu sein. Ich will niemand anderes sein. Und das versuche ich auch in den sozialen Netzwerken so zu machen. Ein Freund hat mir zum Beispiel letztens ein Video von Beyoncé gezeigt. Da habe ich wieder gemerkt, dass diese Shows überhaupt nichts für mich sind. Ich nehme mir lieber skandinavische Musikerinnen als Vorbild. Sie lassen nur ihre Musik sprechen.

Für wen schreibst du deine Musik?

Darüber habe ich noch nie nachgedacht. Ein Idealbild von einem Zuhörer habe ich eigentlich nicht. Viele besuchen meine Konzerte, von denen ich es gar nicht erwartet hätte, ganz unterschiedliche Menschen. Wichtig ist mir bei einem Zuhörer, dass er zuhört und der Musik eine Chance gibt. Das heißt, er konzentriert sich nur auf die Musik, gibt sich ganz ihr hin und ratscht nicht nebenbei oder hört sie beim Kochen.

Du trittst beim Poetry Slam "Freischnauze" auf und stehst so auch mal in deiner Heimat auf der Bühne. Sonst trittst du ja in München auf. Was ist dir lieber: Konzerte in der Heimat oder in der Großstadt?

München ist mir lieber, weil mich da schon mehr Leute kennen. Hier gibt es auch eine ganz starke Bandszene, bei der jeder auf die Konzerte des anderen geht und man sich untereinander kennt. In Straubing habe ich bisher nur einmal gespielt, ich war dort sonst nur oft als Zuhörer auf Konzerten. Deswegen bin ich aufgeregter, weil ich nicht weiß, was die Leute dort von mir erwarten.

Mehr Informationen zu "Klimt" und viele Videos findest du im Internet unter www.facebook.de/musicbyklimt.


Poetry Slam "Freischnauze" - mit "Klimt", Elena Hammerschmid und vielleicht auf dich?

Poetenwettbewerb, Dichterwettstreit, Wortgefecht: Egal, wie man das Format umschreibt, bei einem Poetry Slam geht es immer um das gesprochene Wort. Den Poetry Slam "Freischnauze" veranstalten das Jugendzentrum Straubing und Freistunde in diesem Jahr zum vierten Mal im Anstatt-Theater in Straubing. Und wie in den vergangenen Jahren üblich, gibt es neben selbstgeschriebenen Texten auch Musik: Sängerin "Klimt" alias Verena Lederer wird den Slam am 2. Dezember begleiten. Die Veranstaltung beginnt um 19 Uhr, Einlass ist eine halbe Stunde vorher. Es herrscht freie Platzwahl. Karten gibt es an der Abendkasse sowie ab sofort im Vorverkauf beim Leserservice des Straubinger Tagblatts (Telefonnummer: 09421/940-6700).

Poeten gesucht

Neben den Zuschauern und der Musik fehlen noch die Poeten. Wer als Dichter auftreten will, meldet sich per E-Mail an poetryslam@idowa.de an. In deiner Anmeldung solltest du kurz erklären, warum du dabei bist und die wichtigsten Infos zu dir, wie Geburtsdatum, Wohnort und Telefonnummer, angeben. Wichtig: Wer zuerst kommt, tritt sicher auf, denn es gilt das Prinzip "First come, first serve". Noch fünf Plätze sind auf der Poetenliste zu vergeben. Drei Preise können die Teilnehmer abräumen: Der beste Poet erhält Straubing-Schecks im Wert von 100 Euro, der Zweitplatzierte in Höhe von 50 Euro, der Drittplatzierte im Wert von 20 Euro. Dazu gibt es für alle Teilnehmer einen 10-Euro-Straubing-Scheck als Startprämie.

Über die Sieger entscheidet in Runde eins eine Jury aus Zuschauern und Elena Hammerschmied, die aktuelle bayerische U20-Meisterin im Poetry Slam. Im Finale stellen sich die Poeten einer Abstimmung durch das Publikum.

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Verena Lederer ist "Klimt". Sie selbst beschreibt ihre Songs als minimalistisch und reduziert.

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Verena Lederer ist "Klimt". Sie selbst beschreibt ihre Songs als minimalistisch und reduziert.

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Wer folgt Rebecca Fisch? Sie gewann den Freischnauze-Slam im November 2016.