A9/Aresing

Comic-Schweinchen auf dem Tier-Lkw – Geschmacklos?


Der jüngste Fall aus Landshut hat anscheinend die Diskussion um Tiertransporte und Tierwohl allgemein erneut angefacht. (Symbolbild)

Der jüngste Fall aus Landshut hat anscheinend die Diskussion um Tiertransporte und Tierwohl allgemein erneut angefacht. (Symbolbild)

Von Stefan Karl

Ein Bild der A9, von einem Auto aus aufgenommen, hat in den vergangenen Tagen die Gemüter erhitzt. Ein Unternehmer, der Tiere transportiert - oftmals Richtung Schlachthof - wirbt mit einem Comic auf der Außenverkleidung seiner Fahrzeuge, der glückliche Schweine zeigt, für seinen Service.

Darf der das, oder ist das zynisch? Viele Tierschützer in den sozialen Medien hatten Ihr Urteil schnell gefällt.

Der besagte Werbecomic zeigt zwei Schweine, die lässig auf Campingstühlen sitzen. Das linke hält einen Sonnenschirm im Huf, das andere Schweinchen prostet ihm mit einem Cocktail-Glas zu. Beide grinsen von Ohr zu Ohr. Darunter steht, quasi als Werbeslogan: "Mit uns reisen Tiere gut". Das Motiv, das die Rückseiten der Lkw-Anhänger von Hermann Stemmer ziert, kam am Mittwoch ins Visier einer Handykamera. Eine junge Frau postete den Schnappschuss auf Facebook, zusammen mit vielen grimmig dreinschauenden Smileys.

Die Reaktion ließ nicht lange auf sich warten. Innerhalb von Stunden war ein veritabler Shitstorm im Gange. Viele Kommentare griffen neben der Werbung auch den Viehtransport-Unternehmer persönlich an. "Ein Hohn" sei es, Viehtransporte in dieser Weise darzustellen. Die Unternehmer sollten mal selbst in ihren Transport-Lkw Platz nehmen. Schließlich noch geschmacklose Anspielungen an die Nazi-Zeit. Also eine Diskussions-Situation, wie sie in den sozialen Medien viel zu oft vorkommt - in der Grauzone zwischen Beschimpfung und Straftatbestand.

In gewisser Weise kann der betroffene Transport-Unternehmer Hermann Stemmer die Sensibilität der Tierschützer verstehen. Der jüngste Fall, der in den Medien war; der Fall einer trächtigen Kuh, die über tausende von Kilometern nach Usbekistan hätte transportiert werden sollen, hat auch ihm ein mulmiges Gefühl bereitet. "Für mich wäre das nichts. Solche Transporte würde ich nicht machen", sagte Stemmer gegenüber idowa. Er fühlt sich zu Unrecht mit den schwarzen Schafen der Branche in einen Topf geworfen.

Ähnlich geht es seinem Auftraggeber, Franz Beringer, seines Zeichens unter anderem Prokurist der Erzeugergemeinschaft Südbayern eG. "Wir decken bei all unseren Schweinetransporten einen Radius von etwa 150 Kilometern ab, die maximale Zeit, die unsere Tiere unterwegs sind, liegt bei vier Stunden, da ist auch das Ein- und Ausladen eingerechnet", erklärt Beringer.

"Das Bewusstsein hat sich gewandelt"

Dass das Firmenlogo einmal solch negative Reaktionen auslösen könnte, hätte er sich im Traum nicht vorstellen können, sagt Hermann Stemmer: "Mir hat die Zeichnung einfach gefallen. Ein Firmenlogo braucht man ja und wir sind mit unseren Lkw tatsächlich auf dem neuesten Stand der Technik. Verglichen mit früher laden wir etwa 30 Prozent weniger Tiere ein. Wir haben eine Sprühnebelanlage, die im Sommer für Kühlung sorgt, außerdem eine Entlüftungsanlage, damit im Auflieger die Luft nicht steht."

Natürlich gehen viele der Transporte Richtung Schlachthof, bei Hermann Stemmer meist nach Landshut und Vilshofen. "Den meisten Menschen ist das auch bewusst", meint Franz Beringer. "Wenn ich Fleisch essen möchte, dann muss es irgendwann einmal ein Tier gegeben haben, das wurde geschlachtet. Uns geht es um die Zeit bis dahin, und die soll für die Tiere frei von Leid und möglichst angenehm sein. In der Bevölkerung hat sich das Bewusstsein gewandelt. Die Leute wollen mittlerweile wissen, wie ihr Fleisch erzeugt wird. Das Problem von unserer Seite ist: Vermutlich haben wir zu wenig darüber gesprochen. Wir hätten selbst mehr Aufklärungsarbeit leisten sollen und das Wort nicht den selbsternannten Tierschützern überlassen sollen."

Ob der Lkw-Aufdruck nun ein restlos gelungener Werbegag ist, sei dahingestellt. Das Lkw-Bild wurde zwischenzeitlich mitsamt allen Kommentaren auf "privat" gestellt nur Freunde der Autorin können ihn noch sehen.