Wer nun dachte, der Favorit hätte Fahrt aufgenommen und würde das Spiel locker nach Hause fahren, der wurde von einer aufopferungsvoll kämpfenden Straubinger Mannschaft eines Besseren belehrt. Satz vier war lange Zeit wieder offen (16:15), doch am Ende setzte sich Straubing ab und glich mit einem 25:19 in Sätzen aus.
NawaRo-Trainer Frank ist "überwältigt"
Damit wurde die Entscheidung über den Derbysieg in den Tiebreak verlegt. Hier erwischten die Gäste den besseren Start. Doch gegen Mitte des Satzes wechselte das Momentum auf Straubinger Seite. NawaRo holte sich mit 15:12 den Durchgang und erstmals in der Geschichte den Derbysieg gegen die erste Mannschaft der Roten Raben.
„Ich bin überwältigt, was die Mannschaft in dieser Woche geleistet hat“, sagte ein überglücklicher Benedikt Frank. Für sein Team war es der dritte Sieg binnen einer Woche, mit acht von neun möglichen Punkten gelang fast die Maximalausbeute. Und das alles mit einem Minikader. Denn seit Wochen spielt bei NawaRo fast durchgehend die gleiche Sechs. „Darunter sind noch zwei Spielerinnen, die eigentlich nicht mehr laufen können, geschweige denn schlagen. Und auch die anderen sind völlig über dem Zenit“, so Straubings Trainer. Der Sieg sei besonders, „vor allem, weil man nicht mehr ganz so viel daran geglaubt hat nach dem dritten Satz, weil wir echt kaputt waren.“
Doch die Mannschaft raffte sich noch einmal auf und investierte die letzten vorhandenen Kraftreserven. „Es kostet schon sehr viel Kraft“, sagte Diagonalangreiferin Lena Große Scharmann, die als punktbeste Spielerin (16 Punkte) zur wertvollsten Spielerin gewählt wurde. Wie man es trotzdem schafft, sich noch einmal zurückzukämpfen? „Gepusht hat das Wissen, dass man sich danach einfach ins Bett legen kann und sich nicht mehr bewegen muss“, sagte sie mit einem Lächeln. Im fünften Satz hätte die Partie dann in beide Richtungen kippen können. „Da ging es nur noch darum, wer die besseren Nerven hat. Und die hatten wir.“
Lippuner: "Straubing wollte ein Quäntchen mehr gewinnen"
Wo es einen Derbysieger gab, da gab es natürlich auch einen Verlierer. Enttäuscht sei er nicht, sagte Raben-Trainer Lippuner nach Spielende. „Ich bin vor allem verärgert. Denn wir haben ein Spiel, das wir zwischendurch im Griff hatten, durch individuelle Unzulänglichkeiten aus der Hand gegeben. Uns fehlt derzeit einfach die Konstanz.“ Gerade im vierten Satz habe man nicht mehr das gespielt, was zuvor funktioniert hatte. „Wir haben nicht clever im Zuspiel agiert und haben immer wieder einfache Chancen liegen gelassen.“ Lippuner erkannte aber auch die Leistung NawaRos an: „Straubing war einfach heißt darauf, wollte vielleicht ein Quäntchen mehr gewinnen und hat mehr an den Sieg geglaubt.“
NawaRo habe derzeit einen guten Lauf, so Lippuner, und sei auch qualitativ besser als im Vorjahr. Durch die Siege in den Spielen zuvor sei Straubing mit sehr viel Selbstvertrauen in die Partie gegangen. „Die Punkte, die sie jetzt geholt haben, werden ihnen auf jeden Fall beim Ligaerhalt helfen. Ob es für die Playoffs reicht, werden wir sehen, aber im Moment sind sie da voll mit dabei.“ Er wünsche es Straubing. „Denn da bin ich schon Niederbayern-Fan und für die Region ist das wichtig.“
Auch wenn NawaRo nun einen Zähler mehr auf dem Konto hat und in der Tabelle an den Roten Raben vorbeigezogen ist, so will Benedikt Frank die Situation auch nicht überbewerten. „Das war auf keinen Fall eine Machtablösung. Wir durften jetzt einmal das Derby gewinnen“, betonte er. Wenngleich er sagt: „Es war schon ein sportlicher Höhepunkt für uns.“ Insgesamt sei die aktuelle Phase der Höhepunkt seiner bisherigen Zeit bei NawaRo. „Ich bin echt froh, wie das ganze Projekt hier in Straubing sportlich läuft“, so Frank, der den Trainerposten 2017 übernommen hatte.
Vilsbiburgs Trainer Timo Lippuner hob noch die Stimmung in der Halle hervor: „Auch wenn ich mit dem Ergebnis nicht zufrieden bin, muss ich sagen: Für die Zuschauer und für die Region war das heute super. Das war ein Volleyball-Fest.“
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