13 neue Einträge in Bayern

"Immaterielles Kulturerbe" aus Sankt Englmar


Pfarrer Simeon Rupprecht und Alfons Venus als Feldgeistlicher (reitend von links) beim Englmarisuchen in Sankt Englmar. Der Pferdebesitzer schlüpft bereits seit 39 Jahren in das Kostüm.

Pfarrer Simeon Rupprecht und Alfons Venus als Feldgeistlicher (reitend von links) beim Englmarisuchen in Sankt Englmar. Der Pferdebesitzer schlüpft bereits seit 39 Jahren in das Kostüm.

Von Redaktion idowa

Das bayerische Heimatministerium hat 13 neue Brauchtümer und Veranstaltungen in die Liste der "immateriellen Kulturgüter" des Freistaats aufgenommen. Auch eine Veranstaltung in Sankt Englmar im Landkreis Straubing-Bogen ist unter den Auserwählten.

Das sogenannte "Englmarisuchen" ist ein seit 1850 als religiöses Schauspiel dokumentierter Brauch, der alljährlich am Pfingstmontag in Sankt Englmar stattfindet. Kern des Geschehens ist ein Umzug in historisierenden Kostümen mit einem von Ochsen gezogenen Wagen zum Kapellenberg. Dort soll nach der Überlieferung der selige Engelmar († um 1100) gelebt haben und ermordet aufgefunden worden sein.

Überliefertes Wissen und Können sichtbar machen

Das Englmarisuchen wurde nun zusammen mit 13 weiteren Traditionen in die Liste der "immateriellen Kulturgüter" aufgenommen, die seit 2003 im Auftrag der UNESCO kulturelle Ausdrucksformen nicht-stofflicher Art aus der ganzen Welt in den Fokus der Öffentlichkeit stellt. Laut bayerischem Heimatministerium sollen so "überliefertes Wissen und Können sowie Alltagskulturen sichtbar gemacht, erhalten und gefördert werden". Das Landesverzeichnis für Bayern zählt nun 54 Einträge.

Karpfenteichwirtschaft jetzt auch Kulturgut

Eine weitere Neueintragung ist die bäuerliche, kleinteilig geprägte traditionelle Karpfenteichwirtschaft, die auch in Ostbayern seit Jahrhunderten gepflegt wird. Sie verbindet nach Einschätzung der UNESCO mit ihrer Handwerkskunst und dem Erfahrungswissen um komplexe ökologische Zusammenhänge kulturlandschaftsprägende und identitätsstiftende Aspekte mit Nachhaltigkeitsdenken und kulinarischem Erbe. Darüber hinaus können sich unter anderem die traditionelle Eichenwirtschaft im Spessart, das Laudenbacher Osternachtsingen und die gut 150 Jahre alte Marktredwitzer Krippenkultur über eine Einstufung als immaterielles Kulturerbe freuen.

Traditionen stärken sozialen Zusammenhalt

"In Bayern genießen die Pflege und der Erhalt des immateriellen Kulturerbes einen sehr hohen Stellenwert", sagt Bayerns Finanz- und Heimatminister Albert Füracker zur Auswahl. "Das Bewusstsein für die kulturelle Vielfalt der Traditionen im Freistaat stärkt das Wir-Gefühl und trägt entscheidend zum sozialen Zusammenhalt bei, auf den es gerade in dieser schwierigen Zeit besonders ankommt." Er freue sich sehr, dass das Bayerische Landesverzeichnis um 13 Kulturformen erweitert werde.

Viele Menschen in Bayern engagieren sich - oft ehrenamtlich - in der Gemeinschaft für die Bewahrung dieses kulturellen Erbes und teilen dabei ihr Wissen und Können: "Das immaterielle Kulturerbe wird von Generation zu Generation weitergegeben und dabei immer wieder neu interpretiert", erklärt Füracker weiter und betont: "Die Aufnahme in das Bayerische Landesverzeichnis ist ein Zeichen der Anerkennung und Wertschätzung des bedeutenden Engagements im Zusammenhang mit der aktiven Pflege und Weitergabe von Traditionen an die kommenden Generationen."