"Traum in Erfüllung gegangen"

Chamer Basketballer Pryszcz schnuppert Profiluft


Für den Chamer Lukas Pryszcz ist der Traum von der Bundesliga in Erfüllung gegangen.

Für den Chamer Lukas Pryszcz ist der Traum von der Bundesliga in Erfüllung gegangen.

Von Magnus Rötzer

Der Chamer Lukas Pryszcz lebt bei medi Bayreuth in der Basketball-Bundesliga aktuell seinen Traum. Der 18-Jährige trainiert bei den Profis und kam schon zu ersten Einsätzen. Um sich langfristig in der höchsten deutschen Spielklasse durchzusetzen, gibt es aber noch viel zu tun.

Bevor Lukas Pryszcz zum Basketball kam, begann der junge Oberpfälzer wie so viele Jungen auch mit dem Fußball. Mit 13 Jahren wechselte er erst relativ spät die Sportart und entdeckte beim ASV Cham seine Leidenschaft für den Basketball. Dass er ein besonderes Talent mitbringt, wurde bei seinem Heimatverein relativ schnell ersichtlich. Nach nur einem Jahr im Jugendbereich beim ASV, durfte er in seinem zweiten Jahr bereits bei den Erwachsenen mittrainieren. "Mit älteren Spielern zu trainieren, hat mich auf jeden Fall ein großes Stück weitergebracht", blickt Pryszcz auf seine Anfangszeit zurück.

Und so wurden auch größere Vereine auf den jungen Chamer aufmerksam. Nach einem Tryout bei den Nürnberg Falcons bemühte sich der dortige Trainer Ralph Junge, der schon einige spätere Nationalspieler unter seinen Fittichen hatte, sehr um das Talent. Pryszcz wagte den Schritt, der für ihn ein höheres sportliches Niveau bedeutete. Es war ein Schritt, den er aber auch nur mit der Unterstützung seiner Eltern Katharina und Christoph machen konnte. "Das war schon zeitaufwendig und anstrengend", erinnert sich Vater Christoph. "Ich bin gleich nach der Arbeit immer nach Hause gefahren und von dort aus sind wir direkt weiter nach Nürnberg. Ich habe in den drei Stunden Training auf ihn gewartet, um Mitternacht waren wir dann meistens wieder zuhause."

Schlüsselspieler in Bayreuths Jugend

Doch der Aufwand hat sich allemal gelohnt. In Bayreuth nahm das Nachwuchstalent erneut an einem Tryout teil, wusste sofort zu überzeugen und schloss sich der Jugend von medi Bayreuth an. Den Wechsel von Nürnberg nach Bayreuth empfand Pryszcz damals als großen Schritt: "Bei medi Bayreuth war ich in der Starting Five dabei, wurde zum Schlüsselspieler und habe viel mehr Verantwortung getragen als noch in Nürnberg." Doch er wusste mit der Verantwortung umzugehen und hat sich stetig weiterentwickelt. Mit 12.64 Punkten und 4.73 Rebounds pro Spiel gehört er in dieser Saison zu den Leistungsträgern in der Nachwuchs-Basketball-Bundesliga.

In Bayreuth lebt er zusammen mit einem anderen Basketballer in einer WG. Als "ganz normal" beschreibt er die Umstände, dort zu wohnen. "Es kommt keiner vom Verein zur Kontrolle. Wir müssen selber aufräumen und schauen, dass die Wohnung sauber bleibt." Viel Zeit für Hobbys bleibt dem jungen Chamer neben dem Basketball nicht: "Wenn ich nach Hause komme, muss ich selber kochen. Vielleicht schaue ich dazwischen mal eine Serie oder einen Film, aber dann ist meistens schon wieder Training."

Auftritt auf der großen Basketball-Bühne

Als Schlüsselspieler im Nachwuchs hat er auch den Trainer der Herren-Bundesligamannschaft Raoul Korner auf sich aufmerksam gemacht und durfte mit den Erwachsenen mittrainieren. Auch im Trainingscamp der Profis in Innsbruck war Pryszcz mit von der Partie. Dort hieß es früh aufstehen, morgens und abends trainieren und zusätzlich standen noch Teambuildingmaßnahmen auf dem Programm. "Einmal sind wir auf einen Berg gewandert, ein anderes Mal sind wir alle zusammen abends in die Stadt gegangen", erzählt Pryszcz.

Inzwischen ist der 18-Jährige voll ins Training der Profis integriert, in der Jugendmannschaft bestreitet er nur noch die Spiele. Am 4. Februar dieses Jahres war es dann soweit: Im Eurocup-Spiel vor heimischem Publikum gegen den belgischen Gegner Spirou Basket verletzte sich einer seiner Mitspieler. "Der Trainer kam in der Halbzeit zu mir und meinte, er brauche mich noch", lässt Pryszcz Revue passieren. Und tatsächlich wurde er von seinem Trainer für ein paar Minuten eingewechselt. Nur drei Tage später kam er gegen den Mitteldeutschen BC auch in der Bundesliga zum ersten Mal zum Einsatz.

"Ich habe schon mal davon geträumt, in einer großen Halle vor so vielen Fans zu spielen", gibt der Flügelspieler zu und zeigt sich im gleichen Moment bodenständig und selbstkritisch: "Ich habe ein Foul gezogen und Freiwürfe bekommen, diese allerdings nicht gemacht. Die hätte ich verwandeln müssen, da war ich schon sehr aufgeregt."

Trainer Raoul Korner: "Lukas wird voll akzeptiert"

Raoul Korner zeigte sich im Gespräch mit idowa trotzdem zufrieden mit der Leistung seines jungen Spielers: "Es wird nicht erwartet, dass er sich in den Mittelpunkt spielt oder das Spiel an sich reißt, wenn er zum Einsatz kommt. Lukas' Rolle innerhalb der Mannschaft ist es, aggressiv zu verteidigen und offensiv die richtigen Entscheidungen zu treffen, also zu werfen, wenn es notwendig ist. Das hat er eigentlich gut gelöst."

Korner, der außerdem die österreichische Nationalmannschaft trainiert, beschreibt Pryszcz als "athletischen Flügelspieler, der sehr von seinen physischen Voraussetzungen profitiert". Er sei ein ruhigerer, eher introvertierter Spieler, aber werde von seinen Mitspielern voll akzeptiert. Wie der Chamer sich selbst sieht? "Ich bin ein ganz normaler, lockerer Typ, mit dem man auch mal Späße machen kann."

Schöne Momentaufnahme

Wie die meisten Basketballer träumt auch Pryszcz davon, eines Tages in der NBA zu spielen: "Klar. Das ist wie im Fußball auch, da will jeder ambitionierte Spieler einmal so gut wie Cristiano Ronaldo sein. Beim Basketball ist es das Gleiche, da träumt man als junger Spieler schon von der NBA." Aber sein Ziel ist zunächst ein anderes: "Ich will in der Bundesliga mehr Minuten bekommen", sagt Pryszcz. Dafür müsse er beim Werfen noch besser werden und in seiner Athletik noch weiter zulegen.

Dass es nicht einfach wird, sich in der Bundesliga zu etablieren, weiß auch Vater Christoph. "Man kann nicht sagen, wie es weitergeht. Der deutsche Basketball hat es in sich, nur die wenigsten schaffen den Durchbruch." Raoul Korner zeigt sich ob der Zukunft von Lukas Pryszcz optimistisch: "Es ist schwer, die Zukunft junger Spieler zu prognostizieren. Er muss sich technisch stabilisieren, aber auch taktisch noch viel dazulernen. Es ist für Lukas noch ein gutes Stück zu gehen, aber ich traue es ihm zu, dass er sich langfristig in der Bundesliga etablieren kann."

Egal wie die Zukunft des Chamers aussieht, eines ist sicher: Es ist eine schöne Momentaufnahme. Und die Erfahrungen, die er in seinem jungen Alter bereits gemacht hat, kann ihm keiner mehr nehmen. Er wird aber weiter hart daran arbeiten, um weitere Schritte zu gehen und noch mehr zu erreichen.