Serien-Tipp auf Disney+

Peinliche Pannen, unnötiges Drama: Eine Meinung zur „High School Musical“-Serie


Die Schüler der East High der Gegenwart führen in Disneys "High School Musical"-Serie das Original als Wintermusical auf. Dabei gibt es ganz schön viel Drama.

Die Schüler der East High der Gegenwart führen in Disneys "High School Musical"-Serie das Original als Wintermusical auf. Dabei gibt es ganz schön viel Drama.

Als Disney eine "High School Musical"-Serie ankündigte, hatte unser Autor gemischte Gefühle: Kann das ohne Zac Efron und Vanessa Hudgens gut gehen? Seine Meinung.

Als Teenie habe ich "High School Musical" geliebt: Ich hatte jeden der drei Filme als Special Edition auf DVD, ich konnte teilweise Dialoge mitsprechen, Choreographien mittanzen und natürlich fast ausnahmslos alle Lieder auswendig mitsingen. Dann hörte ich von Disneys Plänen, der Musical-Trilogie in Form einer Serie für Disney+ neues Leben einzuhauchen, allerdings ohne den von mir vergötterten Hauptcast des Originals. "High School Musical" ohne Zac Efron, Vanessa Hudgens, Ashley Tisdale und Co.? Ich war enttäuscht.

"Ich bereue jede Minute davon"

Auch der erste Trailer zur Neuauflage, die den ziemlich sperrigen Namen "High School Musical: Das Musical: Die Serie" trägt, konnte daran nichts ändern. Für mich stand fest: Ich werde die Serie auf jeden Fall boykottieren. Knapp ein Jahr später hat es mein Fan-Herz dann nicht mehr ausgehalten. Irgendwie wollte ich doch wissen, wie das Sequel geworden ist. Also musste ein Disney+-Probeabo her. Nach drei Tagen Binge Watching hatte ich die Serie, die zehn Folgen umfasst, durch. Und ich bereue jede Minute davon.

Eigentlich klingt die Handlung der "High School Musical"-Serie noch ganz vielversprechend: Sie spielt an der East High School der Gegenwart, an der vor 13 Jahren die "High School Musical"-Filme gedreht wurden. Die neue Theaterlehrerin Miss Jenn möchte dort den ersten Teil der Reihe als Wintermusical inszenieren. Doch hinter den Kulissen spielt sich richtig viel Drama ab.

Ein Meta-Musical

Damit setzt sich die Serie deutlich vom Original ab. Sie erzählt kein reines Musical, viel mehr ein Meta-Musical. Denn in der Welt der Neuauflage ist "High School Musical" nur ein Film. Disney unterstreicht diesen Kniff in der Handlung, in dem alle Episoden im Mockumentary-Stil produziert wurden. Das heißt: Die Serie wirkt wie eine Dokumentation, die die fiktiven Jugendlichen hinter den Kulissen ihrer Musicalproduktion begleitet und immer wieder kurze Statements von ihnen einfordert.

Gleichzeitig versucht sie, das Original mal mehr oder weniger erfolgreich zu parodieren. Das Ergebnis ist leider enttäuschend. "High School Musical: Das Musical: Die Serie" wirkt wie ein billiger Abklatsch, der fast nichts mehr mit der Filmtrilogie zu tun hat.

Das Einzige, was noch ans Original erinnert, sind die Cover seiner Songs. Da steht sozusagen "High School Musical" drauf, aber da ist irgendwie kein "High School Musical" drinnen.

Nini lässt Ricky böse abblitzen

Das liegt vor allem daran, dass die Serie nicht wie ihr Vorbild in einer heilen Musical-Welt spielt, in der alles makellos ist. Stattdessen gibt es peinliche Pannen und unnötiges Drama. Das fängt schon bei den zwei Hauptfiguren an: Nini und Ricky. Sie haben sich vor den Sommerferien getrennt, weil Ricky zu feige war, auf Ninis Liebesgeständnis zu reagieren. Und jetzt, ein paar Wochen später, entschuldigt er sich bei ihr. Doch Nini lässt ihn natürlich böse abblitzen. Ricky hat aber sofort einen Plan, wie er sie zurückgewinnen kann. Er spricht für die Rolle als Troy vor und es kommt, wie es kommen muss: Die beiden sollen das Liebespaar der Originalfilme spielen, Troy und Gabriella. Dabei hat doch Nini längst einen neuen Freund im Theatercamp gefunden, der jetzt vor Eifersucht tobt. Dieses Liebes-Dreieck wirkt die ganze Serie über ziemlich aufgesetzt und billig. Klar: Auch das Original ist fern von jeglicher Realität, aber da war es eben ein richtiges Musical. Ein Musical mit heiler Welt, quietschbunten Kostümen und jeder Menge Kitsch. Da darf es auch mal billige Probleme geben. In einer Pseudodoku, die irgendwie versucht, ernst zu sein, wirkt das übertriebene Drama dagegen einfach nur aufgesetzt.

Von "Glee" abgekupfert

Immerhin sucht man nicht vergeblich nach echten Problemen. Denn Disney behandelt in den zehn Folgen auch ein paar wirklich ernste Themen, mit denen sich junge Menschen auseinandersetzen müssen. So stehen Rickys Eltern kurz vor der Scheidung, was ihn ziemlich trifft. Oder da sind Carlos und Seb, das heimliche Traumpaar der Serie. Die beiden Jungs finden durch die Liebe zum Musical zueinander und stehen voll und ganz zu ihrer Homosexualität. Ihr Homecoming-Date ist der erste und einzige wirklich romantische Moment der Serie. Damit gelingt es Disney zumindest, etwas mehr Tiefe in das Sequel zu bringen und das Phänomen "High School Musical" gelungen zu modernisieren. Allerdings kupfern sie dabei munter von der Musical-Serie "Glee" ab, die sich das alles schon vor zehn Jahren getraut hat. Irgendwie kommt der Maus-Konzern damit dann doch zu spät.

Ein bisschen Nostalgie

Dafür covert die Serie die alten "High School Musical"-Songs und es gibt zwei Gastauftritte von Nebendarstellern des Originalcasts, die leider ziemlich kurz ausfallen. Das bringt aber in jeder Folge ein bisschen Nostalgie. Auch ein paar neue Lieder stimmen die neuen Figuren an. Die haben aber leider überhaupt nicht so viel Charme wie die Originale. Einmal gehört, wieder vergessen - sie kommen gegen Songs wie "Breaking Free" einfach nicht an.

Nini und Ricky sollen zusammen das Liebespaar Gabriella und Troy spielen, obwohl sie sich vor den Sommerferien getrennt haben. Doch Ricky wittert darin die Chance, Nini zurückzugewinnen.

Nini und Ricky sollen zusammen das Liebespaar Gabriella und Troy spielen, obwohl sie sich vor den Sommerferien getrennt haben. Doch Ricky wittert darin die Chance, Nini zurückzugewinnen.

Zweite Staffel wird folgen

Mittlerweile hat Disney eine zweite Staffel in Auftrag gegeben. Das Ende der ersten deutet daraufhin, dass diese noch mehr Dramen und Pleiten verspricht. Außerdem scheint sich die Serie langsam von "High School Musical" wegzubewegen, denn die Theaterlehrerin will als Nächstes "Die Schöne und das Biest" aufführen. Sollte sich das wirklich bewahrheiten, verliert die Serie komplett ihren Ursprung. Einerseits könnte sie das vom niederschmetternden Vergleich mit dem Original erlösen, andererseits ist "High School Musical: Das Musical: Die Serie" dann nur noch eine Kopie von "Glee" - nur halt mit Disney-Liedern.

Ich für meinen Teil werde mir die zweite Staffel ersparen. Zumindest so lange, wie es mein Fan-Herz aushält. Aber ich weiß schon jetzt: Schalte ich wieder ein, werde ich es auf jeden Fall bereuen.

"High School Musical: Das Musical: Die Serie", Musical-Serie, zehn Folgen, eine Staffel, verfügbar auf Disney+, freigegeben ohne Altersbeschränkung. Mehr Infos gibt es hier.

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