Landshut/Abu Dhabi

Wenn der Scheich zum Eishockey lädt


Zwei Landshuter auf dem Eis in Abu Dhabi: Peter Baumgartner (links) und Dominik Hammer.

Zwei Landshuter auf dem Eis in Abu Dhabi: Peter Baumgartner (links) und Dominik Hammer.

Brennend heißer Wüstensand und Eishockey im Morgenland. Was zunächst nach einer Fata Morgana klingen mag, hat so tatsächlich stattgefunden. Und zwar im November in Abu Dhabi, wo etliche ehemalige Eishockey-Profis aus aller Herren Länder auf dem glatten Parkett die Schläger kreuzten. Darunter auch einige Spieler, die man noch aus ihrer aktiven Zeit beim EV Landshut oder den Straubing Tigers kennt.

Am 12. November machte sich der deutsche Tross auf den Weg Richtung Abu Dhabi in den Vereinigten Arabischen Emiraten. Ein Treffen alter Bekannter. Zu ihrer aktiven Zeit einst erbitterte Rivalen auf dem Eis, nun als Deutschlands "Eishockey-Botschafter" gemeinsam unterwegs. Mit dabei auch die beiden gebürtigen Landshuter Dominik Hammer (37) und Peter Baumgartner (32). Letzterer hatte nach der Saison 2017/18 seine Karriere beim EV Landshut in der Oberliga beendet, Hammer bereits ein Jahr zuvor.

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Haben die Zeit auch für Sightseeing genutzt: Peter Baumgartner (von links), Dominik Hammer und Michael Endraß.

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Hatten viel Spaß in Abu Dhabi: Dominik Hammer (hinten links), Patrice Dlugos und Peter Baumgartner (vorne).

Dass sie nun noch einmal gemeinsam die Schlittschuhe schnürten, hatte einen nicht alltäglichen Grund. Sie waren einer Einladung des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB) gefolgt, die deutschen Farben bei einem Mehr-Nationen-Turnier in Abu Dhabi zu vertreten. Mit dabei auch einige andere bekannte Gesichter. So zum Beispiel die ehemaligen Landshuter Michael Bresagk, Thomas Schenkel und Michael Endraß, aber auch die Ex-Straubinger Jan Schinköthe und Markus Jocher. 15 Feldspieler, zwei Torhüter, einen Trainer und zwei Betreuer umfasste der deutsche "Altherren"-Kader.

Einen Teil für Flug und Hotel zahlte jeder Teilnehmer selbst, der Rest wurde über Sponsoren finanziert. "Ich hab' da nicht lange überlegt, dabei mitzumachen. Denn wann hat man schon mal die Gelegenheit, in Abu Dhabi Eishockey zu spielen", berichtet Peter Baumgartner gegenüber idowa. Für ihn und natürlich auch für alle anderen stand dabei freilich absolut der Spaß im Vordergrund. Ungewohnt sei das Ganze nicht nur durch die klimatischen Bedingungen vor Ort gewesen, denn bei dem Turnier waren Bodychecks, wie man sie sonst im Eishockey kennt, tabu. "Auf dieses komplett körperlose Spiel muss man sich erstmal einstellen", so Baumgartner.

"Eher wie das Eisstadion des EV Moosburg"

Zumal man ja auch keinerlei Vorbereitung miteinander hatte. "Gegen Weißrussland waren wir zum Beispiel relativ chancenlos. Die waren zwar alle schon an die 50 Jahre alt, sind aber jede Woche dreimal miteinander auf dem Eis und noch topfit", sagt Dominik Hammer. Generell sei das spielerische Niveau bei dem Turnier laut Hammer "eher unteres Bayernliga-Niveau" gewesen. Auch das Eisstadion in Abu Dhabi war in dieser Kategorie anzusiedeln. Hammer: "Vom Fassungsvermögen und von den Kabinen her, war das eher so wie das Eisstadion des EV Moosburg." Generell hätten die Kabinen eher denen in einem Hallenbad geglichen. "Man hatte da so seinen eigenen Spind. Die Ausrüstung hat da gar nicht reingepasst. Wir haben sie dann immer draußen zum Trocknen hingelegt, weil es ja ohnehin über 30 Grad hatte", erzählt Baumgartner.

Zuschauer fanden sich während des Turniers laut Dominik Hammer ohnehin kaum im Stadion ein: "Da saßen fünf Scheichs auf den Tribünen, sonst niemand. Das ganze Stadion war leer. Insgesamt waren mehr Fernsehkameras im Stadion, als Zuschauer." Fernsehkameras? "Ja, denn jedes der Spiele wurde live im TV übertragen. Wir trauten erst unseren Augen nicht, als wir das sahen", erinnert sich Hammer. Über die Einschaltquoten zu den Spielen ist zwar nichts bekannt, es ist aber davon auszugehen, dass diese höher waren, als die Zahl der Zuschauer im Stadion.

Nicht nur gegen die weißrussische Auswahl setzte es für das deutsche Team eine Niederlage. Auch gegen Abu Dhabi Storm setzte es eine klare 1:8-Niederlage. Baumgartner: "Abu Dhabi Storm ist eines von sechs Teams der dortigen Liga. Die Mannschaft ist gespickt mit Legionären. Die sind das Ganze schon sehr ehrgeizig angegangen." Eine Übermannschaft sei aber auch das nicht gewesen. "In Deutschland würde ausnahmslos jede Oberliga-Mannschaft gegen Abu Dhabi Storm gewinnen", ist sich Dominik Hammer sicher.

Zwei Siege und Platz fünf

Immerhin: auch die deutsche Auswahl durfte bei dem Turnier in Abu Dhabi zwei Erfolge feiern. Einen Sieg nach Penaltyschießen gegen die Slowakei sowie einen 8:4-Sieg im Spiel um Platz Fünf gegen Tschechien. Letzterer kam aber auch vor allem deshalb zu Stande, weil laut Hammer "die vier besten Spieler der Tschechen schon vorzeitig abgereist waren".

Aber auch in Reihen des deutschen Kaders war noch der ein oder andere Spieler, der offenbar noch nichts verlernt hatte. "Ein Michael Bresagk zum Beispiel hat immer noch die gleiche überragende Spielübersicht wie damals. Der spielt super Pässe, ist gut mit den Schlittschuhen unterwegs. Da merkt man halt einfach, dass er nicht umsonst so lange auf derart hohem Niveau Eishockey gespielt hat", adelt Hammer den mittlerweile 48-jährigen Bresagk.

Der Balkon des Hotelzimmers von Bresagk und Schinköthe sei in den Tagen in Abu Dhabi auch immer Anlaufstation zum Feiern gewesen, wie die beiden Landshuter berichten. Ohnehin habe man als Team vor Ort sehr viel unternommen. Freilich auch jede Menge Sightseeing. Baumgartner: "Das war schon atemberaubend dort. Eine einzigartige Erfahrung."