Kino-Premiere in Regensburg

"Drudenherz": Ein Fantasy-Film aus und über Ostbayern


In "Drudenherz" erlebt der Ordnungsamt-Mitarbeiter Hias (Alex Karrasch, links) ein übernatürliches Abenteuer aus der ostbayerischen Sagenwelt.

In "Drudenherz" erlebt der Ordnungsamt-Mitarbeiter Hias (Alex Karrasch, links) ein übernatürliches Abenteuer aus der ostbayerischen Sagenwelt.

Der Regensburger Theaterpädagoge Hubertus Hinse hat seine Leidenschaft für Oberpfälzer Sagen und Legenden schriftlich ausgelebt - in Form eines Romans mit dem Titel "Drudenherz". In den vergangenen drei Jahren ist dann in Eigenregie ein Film produziert worden. Am Sonntag, 8. Dezember, feiert "Drudenherz" Premiere im Regensburger Garbo-Kino. idowa hat mit Hinse über die Hintergründe gesprochen.

Perchten, Hexen, Wassergeister: Die ostbayerische Sagenwelt im Grenzgebiet zwischen Niederbayern und der Oberpfalz ist reich an mythischen Gestalten und verwunschenen Wesen, eingewoben in teils uralte Geschichten. Das fiel dem in Bielefeld geborenen Hubertus Hinse schnell auf, als er zum Studium nach Regensburg kam. Seit frühester Kindheit mit Märchen aufgewachsen, war er oft wenig begeistert vom "erhobenen Zeigefinger" der Grimm'schen Märchen, wie er sagt. Seit 25 Jahren lebt und arbeitet der 48-Jährige nun schon in der Domstadt - und ist hellauf begeistert von den "urtümlichen Sagengestalten" in Ostbayern. "Ich habe festgestellt, dass viele der Märchen meiner Kindheit genau hier ihren Ursprung haben, wo Einflüsse aus Böhmen, dem Fichtelgebirge und dem südlichen Bayern zusammentreffen. Es gibt hier sehr viele Legenden-Stoffe, die sehr menschliche Themen ansprechen - und das fasziniert mich so daran."

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Die Hörner lassen es vermuten: Der Bilmesschnitter (Holger Matthias Wilhelm) führt nichts Gutes im Schilde.

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Der zwielichtige Immobilien-Hai (Christoph Baierl) stellt sehr bald fest, dass er hier in etwas Unglaubliches hineingerutscht ist.

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Der Theaterpädagoge und Autor Hubertus Hinse will der ostbayerischen Sagenwelt mit "Drudenherz" ein Denkmal bauen.

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Um die Geister (Philippe Matic Aurauld des Lions und Doris Poeschl) in seinem Film auch ohne teure Digitaleffekte durchsichtig wirken zu lassen, wandte Regisseur Hinse einen "uralten Trick" aus der analogen Fotografie an, wie er sagt.

Hinse will diese altertümliche Märchen-Welt vor dem Vergessen bewahren: "Ich finde es schön, dass man die alten Geschichten auch modern erzählen kann. Das war mein Ansatz mit dem Roman Drudenherz." Begonnen hatte das Projekt in der Welt des Films, wie Hinse erzählt: "Ich bin 2017 mit der Geschichte in Form eines Drehbuchs und einer kleinen Demo-Szene zu einem Verlag gegangen. Die fanden das toll und wollten direkt wissen, wann sie denn den Roman bekommen würden - der basiert also im Prinzip auf dem Drehbuch." Ein großer Vorteil daran für Autor Hinse: Er konnte seine Roman-Figuren auf Schauspielern aufbauen, die er schon für den Film vorgesehen hatte.

Ein "Best-Of" ostbayerischer Sagengestalten

Buch und Film handeln von "Hias", der beim Ordnungsamt Nittendorf arbeitet. Massakrierte Hühner, Vandalismus und nächtliches Heulen führen ihn auf den Hof der Jungbäuerin Franziska, die kurz vor dem Ruin steht. Bald aber decken Hias, Franziska und deren mysteriöse Freundin Rosalie die übernatürlichen Hintergründe der Vorfälle auf und treffen auf ein "Best-Of" ostbayerischer Sagengestalten - manche ihnen wohl gesonnen, andere weniger.

Budget-Tricks und Inspiration aus den USA

Für die Umsetzung seines Debüt-Romans als Film musste Hubertus Hinse mit einem schmalen Budget kalkulieren: "Wenn ich für alle Arbeitsstunden der Schauspieler und der Crew Mindestlohn rechne, schätze ich die Kosten auf 70.000 bis 80.000 Euro", erklärt der 48-jährige Theaterpädagoge. "Das ist weniger als Low-Budget. Die Kategorie "Low-Budget" beginnt auf vielen Filmfestivals erst bei 100.000 Euro." Da er aber fast alle Schauspieler gut kenne, habe er mit ihnen vereinbart, sie dann zu bezahlen, wenn "Drudenherz" Gewinn abwirft. Außerdem hat der Regisseur vor allem zu Anfang der Drehbarbeiten versucht, "so viel wie möglich selbst zu machen", beispielsweise selbst die Kameras bedient. Auch die tiefe Trickkiste der analogen Fotografie war Hinse eine große Hilfe: "Um den Effekt der durchsichtigen Geister im Film zu erzeugen, habe ich viel mit sogenannter Doppelbelichtung gearbeitet. Wir haben also Szenen zwei mal gefilmt: Erst nur den Hintergrund oder Schauspieler ohne den Geist - und dann den Geist separat. Den konnten wir dann so drüberlegen, dass er durchsichtig wirkt." So konnte das Team viel Geld für teure "Special Effects" sparen und trotzdem einen "spektakulären Effekt" erzielen, wie Hinse erklärt.

US-Vorbild und Oberpfälzer Charme

Inspiration für den Regisseur war vor allem die erfolgreiche US-amerikanische Fantasy-Serie "Supernatural", wie er sagt: "Was mir daran gefällt, ist, dass da auch übernatürliche Charaktere auf die moderne Welt treffen. Schade fand ich nur immer, dass das alles komplett fiktive Wesen waren. Ich wollte etwas Ähnliches machen, aber mit Sagengestalten, für die es wirklich eine alte Quelle gibt."

Als Wahl-Oberpfälzer wollte Hinse die liebenswert-komischen Eigenheiten der Region in seine Figuren einfließen lassen und sie über die Figurenkonstellation verdeutlichen: "Es gibt im Film auch humorvolle Passagen. Wir haben ein Polizisten-Duo, von denen einer wunderbar sächselt - und dann aber auf einen sehr urtümlich-bayerischen Kollegen trifft. Wir haben also mit lustigen Klischees gespielt."

Zwei Jahre Dreharbeiten und ein Jahr Post-Produktion stecken mittlerweile in "Drudenherz". Am Sonntag, den 8. Dezember, präsentiert Hubertus Hinse sein Herzensprojekt um 13 Uhr im Garbo-Kino in Regensburg. Danach wird er mit dem Film auf Tour durch Niederbayern und die Oberpfalz gehen - dass es im Frühjahr auch eine Vorstellung in Straubing geben wird, steht bereits fest.

Sehen Sie hier: Den offiziellen Trailer zu "Drudenherz".