Interview "Über den Rand"

"Hello Niederbayern": Ein Auswanderer kehrt zurück


Zurück in Niederbayern: Nach drei Jahren haben wir Personal Trainer Michael Limmer in Straubing wieder getroffen.

Zurück in Niederbayern: Nach drei Jahren haben wir Personal Trainer Michael Limmer in Straubing wieder getroffen.

Im kalifornischen Haifischbecken der Fitness-Szene zwischen Schauspielern und Bodybuildern: Vor drei Jahren ist Personal Trainer Michael Limmer mit seiner Familie nach Los Angeles ausgewandert und hat sich dabei von dem Fernsehteam der VOX-Sendung "Goodbye Deutschland" begleiten lassen. Seit über einem Jahr ist der 30-Jährige wieder zurück in Niederbayern und trainiert unter anderem den Nachwuchs des EV Landshut. Im Interview spricht er über die Dreharbeiten in den USA, seine Rückkehr nach Dingolfing und warum es beim Training nicht immer nur um Muskelberge geht.

Vor drei Jahren sind Sie nach Los Angeles ausgewandert. Was hat sich seitdem in Ihrem Leben verändert?

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Wie im Urlaub fühlte sich die Familie Limmer in ihrer neuen Heimat in Los Angeles am Santa Monica Beach.

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Mit seiner Auswanderung nach Los Angeles erfüllte sich Michael Limmer einen Kindheitstraum.

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Wie im Urlaub fühlte sich die Familie Limmer in ihrer neuen Heimat in Los Angeles am Santa Monica Beach.

Vor drei Jahren in Los Angeles war mein Sohn noch im Kindergarten. Da waren wir relativ flexibel und frei, sind viel gereist. Wir waren glücklich in Los Angeles, weil das Wetter immer schön ist. Außerdem haben wir in den USA geheiratet. Wir hatten später auch eine Wohnung in New York, weil meine Frau als Flugbegleiterin oft von dort wegfliegt. Rechtzeitig zum Schulbeginn unseres Sohnes sind wir inzwischen aber wieder nach Dingolfing zurückgekommen. Jetzt ist er in der zweiten Klasse, lustigerweise in der gleichen Grundschule, in der ich auch als Kind war.

Warum sind Sie wieder nach Deutschland zurückgekommen?

Wir haben die Zeit in den USA sehr genossen und die Auswanderung war die Erfüllung eines Traumes für die ganze Familie aber es war von vornherein klar, dass der Aufenthalt zeitlich beschränkt ist. Denn wenn die Schule in den USA dann begonnen hätte, bist du in so einem riesigen Rad drinnen, aus dem du nicht mehr so leicht rauskommst. Die Schulzeiten sind auch bei jüngeren Kindern schon viel länger und dann sind unsere Arbeitszeiten nicht gerade kinderfreundlich. In den USA musst du da schon 5.000 Dollar zahlen, damit du dein Kind mit Schule & Nanny gut betreut hast und hier zahlst du nichts. Und hier ist der Sohn bei Oma und Opa und du kannst dich hundert Prozent auf die Großeltern verlassen.

Wie ging es für Sie dann beruflich weiter?

In der Übergangszeit bin ich noch relativ viel hin und her geflogen. Habe Termine auch in den USA gemacht. Jetzt konzentriere ich mich aber wieder primär auf die Tätigkeiten in Deutschland.

Wie schwierig war es vor drei Jahren für Sie, in Los Angeles Fuß zu fassen?

In Los Angeles als Personal Trainer ist es wirklich ein Haifischbecken.'Wenn du da keinen kennst als Ausländer, ist es sehr schwer, dort Fuß zu fassen. Ich hatte das Glück, dass ich dort schon ein paar Freunde hatte, die viele Leute kennen. So hat es dann funktioniert. Und dann muss man nachhaltig arbeiten. Wenn die Auswahl so groß ist und du machst mal zwei, drei Stunden wenig qualitativ wertvolle Inhalte, dann ist da gleich ein Wechsel da.

In Deutschland haben Sie ja bereits den ein oder anderen Prominenten trainiert, wie war das in Los Angeles? Wie leicht kommt man dort an die Stars heran?

Es war relativ gemischt. In Los Angeles ist es so, egal, wo du hingehst, es ist eigentlich jeder Schauspieler. Ich hab aber viel für eine Luxusstudiokette gearbeitet, in der ich anfangs meine festen Stunden hatte. Das war für den Anfang sehr gut. Ich habe aber natürlich auch viele Schauspieler trainiert (lacht).

Oft denkt man bei Fitnesstrainern auch an aufgepumpte Muskelpakete wie Bastian Yotta. Der Landshuter ist ja ebenfalls nach LA ausgewandert. Haben Sie denn viele solcher Coaches in den USA getroffen oder sind die eher die Seltenheit?

Ich glaube, dass die Wahrnehmung in der Bevölkerung lange so war, dass ein Personal Trainer wie ein Bodybuilder aussieht. Aber das Bild hat sich in den letzten Jahren schon gewandelt. Ich sehe auch nicht aus wie ein Bodybuilder und das möchte ich auch nicht. Aber wenn es jemanden gefällt, dann spricht ja nichts dagegen, das zu machen.

Was machen Sie anders?

Sehr vielen Kunden geht es inzwischen um die Gesundheit und nicht um Sixpack oder Muskelberge. Bei mir geht es im Training eher darum, wie man Rückenschmerzen los wird oder dass man versucht, die Arthrose etwas zu bremsen. Daneben mach ich auch für den Leistungssport sehr viel.

Los Angeles oder Niederbayern - wo fühlen Sie sich mehr Zuhause?

Zuhause ist natürlich Dingolfing, wo meine Familie lebt und wo ich aufgewachsen bin. Aber immer wenn ich Fotos von Santa Monica oder Los Angeles sehe, habe ich schon immer ein tränendes Auge vor Sehnsucht (schmunzelt).

Auf der nächsten Seite lesen Sie den zweiten Teil des Interviews.

Fernsehteam begleitete Auswanderung nach Kalifornien

Sie haben sich 2016 von einem Fernsehteam beim Auswandern begleiten lassen. Würden Sie das noch einmal so machen?

Es war eine super Erfahrung, es waren angenehme Drehs. Man sollte es aber nur machen, wenn man relativ gefestigt ist, weil die das Bild von dir rein theoretisch schon verzerren können. Aber in der Situation würde ich es rückblickend wieder machen, weil es spannend war und weil mir und meiner Familie es relativ egal ist, was andere über uns denken. Natürlich, wenn man dann mal die Kommentare im Netz so anschaut, da darf man nicht so sensibel sein. Und man darf halt nicht alles glauben, was im Fernsehen kommt.

Was hat Sie an "Goodbye Deutschland" gestört?

Es ist in der Zwischenzeit so viel passiert, dass die Folge zum Zeitpunkt der Ausstrahlung schon gar nicht mehr aktuell war. Wenn du dann diese Inhalte siehst, bei denen du dir denkst, das ist schon ärgerlich. In den eineinhalb Jahren zwischen Dreh und Ausstrahlung ist so viel passiert, dass das Ganze eigentlich schon ein alter Hut ist. Das ist das einzige, was mich so richtig gestört hat.

Fitnesscoach, Buchautor, Referent und Unternehmensberater: Wie viel Zeit bleibt bei der ganzen Arbeit noch für Ihre Familie?

Es ist manchmal echt schwierig, den Spagat zwischen Familie und Beruf hinzubekommen, aber mit viel Organisationsarbeit klappt es schon so, dass wir alle glücklich sind. Das geht bei meinen Arbeitszeiten natürlich auch nur, wenn du familiären Rückhalt hast. In den USA würden das so nicht gehen.

Vor kurzem haben Sie auch eine Firma gegründet, die sich auf Sport- und Lifestyleriegel spezialisiert hat. Was ist das besondere an diesen Riegeln?

Wir machen einen handgemachten Riegel, der zu 100 Prozent Bio ist. Uns war es wichtig, dass das ein hochwertiger Riegel ist. Es wird alles in einer Biobäckerei in Niederbayern hergestellt. Wir nutzen auch Fairtrade-Rohstoffe, weil wir ein ehrliches Produkt wollen. Und dann standen wir vor einer Herausforderung: Über eine Jahr waren wir auf der Suche nach einer Verpackung, die umweltverträglich ist. Da wir keine geeignete Verpackung gefunden haben, hatten wir die Idee, dass wir Holzboxen von einem Schreiner machen lassen und die Riegel dort ohne Verpackung vertreiben.

Ist die Herstellung nicht sehr aufwendig?

Das ist jetzt kein Müsliriegel, denn es für zehn Cent im Supermarkt gibt. Der Riegel kostet 2,85 Euro. Ich glaube aber, dass es auch in Niederbayern inzwischen so ist, dass man für ein gutes Produkt gerne ein wenig mehr zahlt als noch vor zehn Jahren. Es gibt ja auch noch Riegel, die noch teurer sind. Mittelfristig wollen wir uns aber auch international etablieren.

Für was brauche ich eigentlich so einen Riegel? Kann ich denselben Effekt nicht auch durch ausgewogene Ernährung erreichen?

Kann man natürlich. Die Riegel haben ganz viele Nüsse drin und Honig als natürlichen Binder. Und auch Cranberrys als Vitamin C Lieferant zum Beispiel. Alle Stoffe, die in dem Riegel sind, kann man durch gesunde Ernährung zu sich nehmen. Meine Erfahrung in der Branche hat mir aber gezeigt, dass es für die meisten sehr schwierig ist, sich so zu ernähren. Mit dem Riegel hat man gleich alles dabei auch für unterwegs.

Welche Pläne haben Sie für die Zukunft?

Ich bin auf privater und beruflicher Ebene sehr zufrieden, sehr dankbar und schätze mich dahingehend glücklich. In Zukunft will ich mehr versuchen, etwas zurückzugeben. Ich werde Projekte für wohltätige Zwecke machen. Ein zweites Buch soll Anfang nächstes Jahr rauskommen und ein eigenes Trainingszentrum soll noch kommen. Derzeit bin ich viel im Raum Landshut, in München und im Raum Deggendorf unterwegs. Mein Ziel wäre es, auch in Dingolfing, in meiner Heimat, mehr Fuß zu fassen.