Fotografie

Gelebt fürs Jetzt: Der Wert hinter Bildern einer analogen Film-Kamera


Mehr als nur ein Klick mit dem Handy: Ein Fotograf mit einer solchen Kamera muss auch den Film einlegen, fokussieren und zoomen. Für ein wirklich gutes Bild hat er sich ins Zeug zu legen.

Mehr als nur ein Klick mit dem Handy: Ein Fotograf mit einer solchen Kamera muss auch den Film einlegen, fokussieren und zoomen. Für ein wirklich gutes Bild hat er sich ins Zeug zu legen.

Von Matthias Keck

Lange waren sie vergessen, manche entdecken analoge Kameras nun neu für sich. Sie könnten unserer Generation guttun.

In unseren Fotogalerien am Smartphone sind Hunderte, oft Tausende Bilder gespeichert. Welche von Partys, Freunden, der Familie, Urlauben, Geburtstagen und der Abifeier. Viele davon waren schon in einer Instagram-Story - viele wurden danach nie wieder angeschaut. Wann kämpfen wir uns schon durch das Dickicht aus Aufnahmen? Das einzelne Bild wird in der Masse zum Abfallprodukt.

Der Wert des Bildes

Anders ist das bei einer analogen Kamera mit Film. Der kostet nämlich, genau wie das Entwickeln. Und Fehlversuche können nicht gelöscht werden. Man sollte also gründlich überlegen, welches Motiv das richtige ist. Dann muss man die Kamera einstellen: Fokus, Zoom, Belichtung.

Das Smartphone erledigt das automatisch. Daneben wirkt analoges Fotografieren aufwendig. Aber dadurch, dass jeder selbst Hand anlegen muss und die Fotoabzüge von Filmen nicht umsonst sind, sind sie auch nicht wertlos. Das sehen wohl einige Nutzer auf Instagram ähnlich. Sie holen die alten Apparate ihrer Eltern oder Großeltern aus den Kellerschränken. Wahrscheinlich haben sie bemerkt, dass mit den Geräten auch ein Stück der Bedeutung von Fotos zurückkehrt.

Nicht nur die fehlt, wenn wir Bilder mit dem Handy knipsen. Auch das festgehaltene Erlebnis verliert seinen Wert. Unzählige Momente auf Konzerten, bei Sonnenuntergängen oder Regenbögen wurden schon vermasselt, weil der Blick nur aufs Display fixiert war und schlimmstenfalls nach fünf Versuchen immer noch kein perfektes Bild für die sozialen Medien entstanden ist.

Vorfreude beim Warten

Mit der Filmkamera ist so etwas gar nicht erst möglich. Man kann die analog entstandenen Bilder nicht gleich posten. Nach einer Aufnahme heißt es erst mal: warten. Erst wird der Film voll, ein Fotolabor entwickelt ihn und von dort können wir ihn dann abholen.

Das erscheint wieder lästig. In der Zwischenzeit verrät zudem keine Anzeige, ob der Schnappschuss gelungen ist oder nicht. Doch dafür ist die Vorfreude auf das Endprodukt umso größer.

"Wir leben nicht für Instagram"

Analoge Kameras sind also umständlich und nicht modern. Nur ist genau das ihr Vorteil. Die Bilder, die wir auf Social Media uploaden, rauben uns oft den Moment. Der Rapper "Rin" singt in seinem Song "Bietigheimication": "Wir leben für das Leben, nicht für Instagram." Wir sollten seine Worte als Aufruf verstehen. Analoge Filmkameras könnten dabei helfen: Lernen wir neu, mit ihnen das Jetzt zu schätzen und machen wir die Erinnerung daran zu etwas Kostbarem. Die abfotografierten Fotoabzüge können wir anschließend immer noch auf Instagram posten.

Auf unseren Smartphones sammeln sich Hunderte, manchmal sogar Tausende Bilder. Zeit, diese bewusst anzusehen, fehlt meist.

Auf unseren Smartphones sammeln sich Hunderte, manchmal sogar Tausende Bilder. Zeit, diese bewusst anzusehen, fehlt meist.