Astrophysik vs. Astrologie

Erforschung des Himmels: Was machen Astrologen und wie unterscheiden sie sich von Astronomen?


Würdest du dein Sternzeichen am Nachthimmel erkennen?

Würdest du dein Sternzeichen am Nachthimmel erkennen?

Von Dr. Hannes Bräutigam

Astrophysiker sind nicht die Einzigen, die etwas über den Himmel erzählen. Auch Astrologen beobachten und deuten Sterne. Die Unterschiede liegen nicht nur bei zwei Buchstaben.

Die berühmten Astronomen Johannes Kepler, Nikolaus Kopernikus und Galileo Galilei verbindet die Überzeugung, dass die Erde unmöglich das Zentrum des Sonnensystems sein kann, so wie es seit über 1 800 Jahren immer wieder behauptet worden war. Weniger bekannt ist dabei, dass sie teilweise auch astrologisch beratend tätig waren.

So wohlhabend, wie sie waren, wären sie eigentlich nicht auf Nebeneinkünfte angewiesen gewesen. In Deutschland arbeiten etwa 6 000 Astrologen, die nur schwerlich hauptberuflich über die Runden kommen. Finanziell scheint die Astrologie daher also nicht zu überzeugen.

Professor Elmar Junker von der Sternwarte Rosenheim fragt sich in einem Vortrag für die Reihe "Urknall, Weltall und das Leben" zu Recht, warum bei Führungen nicht nur Naturwissenschaftler teilnehmen. Das Unerklärliche des Sternenhimmels und die Fragen "Wo kommen wir her?", "Wo gehen wir hin?", "Was ist der Anfang von allem?" und "Was wissen wir darüber?" faszinieren jeden.

Der Liebesplanet ist eigentlich die Hölle

Die frühe Astrologie machte sich nicht auf die Suche nach starren Gesetzen, sondern beschäftigte sich schon zur Zeit der Babylonier mit den Kulten und den Göttern der damaligen Zeit und deutete die Sterne. Wenn den Himmelskörpern also mythische Gottheiten zugewiesen werden, erben die Sterne auch die Eigenschaften der Götter. Die Venus als Liebesplanet ist allerdings mit Wolken aus Schwefelsäure und 460 Grad Celsius kein angenehmes Liebesnest, wie man heute weiß. Die kultische Deutung sorgt dafür, dass das astrologische Tierkreiszeichen Löwe zum Beispiel bei den Ägyptern ein Esel und bei den Chinesen ein Pferd ist.

Die Astronomie erforscht Gesetze, die Astrologie hingegen deutet Sternkonstellationen, so wie sie sich den Menschen zu ihrer Zeit darstellen. Die gemeinsame Wurzel ist die Faszination des Sternenhimmels und des Außerirdischen.

1928 legte die Internationale Astronomische Union (IAU) 88 verschiedene Sternbilder fest, also abgegrenzte Regionen am Himmel mit unterschiedlichen Größen, zum Beispiel Löwe, Schütze und Orion. 13 davon durchkreuzt die Sonne auf ihrem Lauf am Himmel, diese verwendet die Astrologie als Sternzeichen.

Sternbilder und Tierkreiszeichen sind nicht deckungsgleich

Auch wenn die Sternbilder der IAU und die Tierkreiszeichen der Astrologen gleichen Namens sind, haben sie heute im Vergleich zur Antike nicht mehr viel gemeinsam. Das 13. Sternzeichen des Schlangenträgers wird mit anderen verrechnet, so dass zwölf Tierkreiszeichen für den Jahresrhythmus übrig bleiben.

Zwar sind die Sternbilder unterschiedlich groß, die Sternzeichen oder Tierkreiszeichen werden jedoch gleichmäßig berechnet. Im Verlauf der Jahrhunderte drifteten die realen Sternbilder mit den astrologischen Sternzeichen immer weiter auseinander. Was vor 2 000 Jahren ein Widder war, ist heute ein Fisch.

Himmelskörper haben wenig Wirkung auf den Menschen

Dank der Astrophysik kann ausgerechnet werden, welche Kraft zum Beispiel der größte Planet unseres Sonnensystems auf die Erdbewohner haben kann: Die Masse des Jupiter - etwa 318-mal die Masse unserer Erde - hätte auf einen durchschnittlichen Säugling eine Kraft von vielleicht sechs Mikronewton, berechnet Elmar Junker.

Im Vergleich dazu hätte eine Hebamme, die 60 Kilogramm wiegt, nahezu die doppelte Wirkung auf den Säugling zum Zeitpunkt seiner Geburt bei zehn Zentimetern Abstand. Das taucht in keiner Horoskopberechnung auf. Der Jupitermond Ganymed ist viel größer als der Merkur und soll trotzdem keine Wirkung auf den Menschen haben. Auch wenn mittlerweile Computer Horoskope berechnen, ist das nicht vertrauenswürdiger.

Worum geht es also in der Astrologie? Auf die Sterne und Planeten kann man sich nicht verlassen. Sie lügen - so bezeichnet es der Experte -, sind also keine verlässlichen Partner, was Vorhersagen betrifft. In der Astrologie geht es um Partnerschaft, Identität, Selbstfindung und Beruf. Im Zweifel sind die Gespräche über Sterne ein Teil der Unterhaltungsbranche, im besten Falle können sie auch therapeutischen Charakter annehmen. Eine Art Lebenshilfe.

Das "n" in Astronomie kann man also für Naturwissenschaft sehen, das "l" in Astrologie für das Lügen der Sterne, aber auch für Lebenshilfe.

Hier geht es zu allen weiteren Artikeln der Serie "Welt & All".

Die Venus gilt in der Astrologie als Liebesplanet. Mit Wolken aus Schwefelsäure und 460 Grad Celsius ist es aber eher ungemütlich dort.

Die Venus gilt in der Astrologie als Liebesplanet. Mit Wolken aus Schwefelsäure und 460 Grad Celsius ist es aber eher ungemütlich dort.