Zusammen geschwitzt - zusammengeschweißt

Julia Irmen schätzt am Boxen vor allem das Selbstvertrauen


Nach ihrer Mama-Pause denkt Julia Irmen über eine Rückkehr in den Ring nach.

Nach ihrer Mama-Pause denkt Julia Irmen über eine Rückkehr in den Ring nach.

Von Felix Hüsch

Die vierfache Kickbox-Weltmeisterin und einmalige Europameisterin Julia Irmen ist zwar in Stralsund geboren, kam aber mit ihren zwei Brüdern und ihrer Mutter schon vor langer Zeit nach Dingolfing. Mit der hiesigen Boxszene gut vertraut, ließ es sich die 31-Jährige dieses Jahr nicht nehmen, einen Abstecher auf die Boxgala am Gäubodenvolksfest zu machen. Wir haben der Polizistin nach der Gala ein paar Fragen gestellt.

Julia, aufgrund deiner Ausbildung bei der Polizei war dein Spitzname auch "The Cop". Wie passt die Berufung des Boxsports mit deinem Beruf als Polizistin zusammen?
Julia Irmen: Ich würde das gar nicht nur auf das Boxen, sondern eher auf den Sport allgemein beziehen. Als Polizist muss man damit klarkommen, immer wieder an seine Grenzen zu gehen und diese auch zu überschreiten. Im Sport ist das ähnlich, egal in welcher Sportart. Trotzdem stellt sich im Ring zusätzlich noch die Frage: "Wieviel kann ich einstecken?" Auch damit setzt man sich bei der Polizei ab und an auseinander - sei es persönlich oder körperlich.

Du hast gerade deinen zweiten Sohn auf die Welt gebracht. Frei nach Wilhelm Busch hast du jetzt nicht nur deinen 5-jährigen Max, sondern auch einen kleinen Moritz im Haus. Magst du deinen Kindern das Boxen weitergeben?
Irmen: Maximilian, mein Großer, boxt schon. Wer mich kennt, weiß, dass ich den Boxsport vor allem deshalb liebe, weil er einem unglaublich viel Selbstvertrauen geben kann. Das liegt mir bei meinen Söhnen natürlich auch am Herzen. Deshalb kann es schon sein, dass Moritz auch irgendwann die Handschuhe überstreift. Das Wort "weitergeben" klingt allerdings immer sehr nach leistungsbezogenem Sport. Da habe ich aber keine Erwartungen an meinen Sohn. Ich will ihm auch keinen Druck machen.

Aber wenn sich dann mit den Jahren doch ein gewisses Talent zeigen sollte...
Irmen: ...werde ich bestimmt nicht im Weg stehen und "Stopp" sagen, nein.

Sollte es wirklich soweit kommen, müsste auch dein Sohn sehr penibel auf seine Ernährung achten. Wie schafft man das als Boxer mit diesem Druck umzugehen, eine bestimmte Gewichtsklasse halten zu müssen?
Irmen: Das kommt ganz drauf an, wie groß der Druck ist, den man sich selbst macht. Es gibt grundsätzlich zwei Arten von Boxern. Diejenigen, die immer voll in ihrem Ernährungsplan sind und durchgehend auf viele Dinge verzichten und diejenigen, die eine Genussphase einlegen und sich erst geraume Zeit vor dem nächsten Kampf richtig quälen. Ich gehöre zu der zweiten Gruppe, habe also oft innerhalb kurzer Zeit ein paar Kilo zu- und wieder abgenommen.

Comeback-Gedanken erst während der Familienphase

Das braucht ja aber dann auch wieder Zeit, herauszufinden...
Irmen: ...wie schnell man die Kilos wieder runter bekommt, genau. Man muss höllisch aufpassen, es mit dem Essen nicht zu übertreiben, auch wenn man wie ich eher der Genuss-Typ ist.

Warum war 2015 der richtige Zeitpunkt zum Rücktritt?
Irmen: "Aufhören, wenn es am schönsten ist" lautete meine Devise. Ich hatte mehr erreicht, als ich mir jemals erträumt hatte und dann kommt einfach der Moment, wo du dir sagst: "Jetzt reicht's. Die Familienplanung ist an der Reihe."

Und deine Äußerungen zu einem möglichen Comeback?
Irmen: Diesen Gedanken habe ich erst später gefasst, also nach dem familiären Einschnitt. Ich habe ziemlich früh mit dem Boxen angefangen und irgendwie das Gefühl, meinen Zenit noch nicht erreicht zu haben.

Was hältst du von der Boxgala und dem Niveau, das hier geboten ist?
Irmen: Also erstmal möchte ich sagen, dass ich das Team bewundere, das seit Jahren hinter diesen Kämpfen steht, weil das wirklich mit einem wahnsinnigen Arbeitsaufwand verbunden ist. Das sind richtig gute Leute hier in Straubing - natürlich auch im Ring. Wir sprechen hier bei manchen Kämpfen von Bundesliga-Niveau und sehen neben Kalibern wie Edgar Walth oder Roman Gorst richtig gute junge Boxer, die noch ihre ganze Karriere vor sich haben.

Stehst du in engem Kontakt mit den Straubinger Boxern?
Irmen: Ja und das schon sehr lange. Viele von ihnen habe ich von klein auf kennengelernt. Da wurde auch schon einige Stunden zusammen trainiert. Nichts verbindet so gut, wie der Sport - vor allem beim Boxen. Wer zusammen schwitzt, wird dadurch auch zusammengeschweißt (lacht).