Zukunftsmusik

Alltag mit Algorithmen: Wie uns Chatbots schon bald unterstützen könnten


Prof. Dr. Katharina Zweig. Sie leitet an der TU Kaiserslautern den Studiengang Sozio-Informatik.

Prof. Dr. Katharina Zweig. Sie leitet an der TU Kaiserslautern den Studiengang Sozio-Informatik.

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So könnte schon bald deine Unterhaltung mit einem Computerprogramm beginnen, das dich versteht und tut, was du sagst. Internet-Firmen arbeiten mit Hochdruck an diesen Chatbots. Auf WhatsApp und Co. sollen die intelligenten Bots unser Leben erleichtern. Amazon testet bereits seine digitale Assistentin Alexa. Microsoft-Chef Satya Nadella behauptet sogar: "Bots sind die neuen Apps." Die Bots lernen nach und nach ihre Nutzer kennen und passen sich immer besser an deren Bedürfnisse an. Selbstlernende Algorithmen machen's möglich. Da stellt sich die Frage: Was ist ein Algorithmus? Das haben wir Informatik-Professorin Dr. Katharina Zweig von der TU Kaiserslautern gefragt.

Prof. Dr. Katharina Zweig: Ein Algorithmus ist ein Problemlöser. Wie teilt man einen Kuchen gerecht unter zwei Leuten auf? Der Weg zur Lösung ist: der eine schneidet, der andere wählt aus. Das ist ein Algorithmus. Er bekommt eine Frage gestellt und erklärt uns dann, wie wir zur Lösung kommen.

Ein Algorithmus hat also nichts mit Programmieren zu tun?

Richtig. Unser Alltag ist voll mit Algorithmen. Jeder Handwerker, der mit Zirkel und Lineal einen Winkel abmisst, hat einen Algorithmus durchgeführt. Erst das Übersetzen des Algorithmus, damit ein Computer den Vorgang automatisiert bewerkstelligen kann, das erfordert Programmierkenntnisse.

Bei der künstlichen Intelligenz spricht man von lernenden Algorithmen. Wie geht das denn?

Vorbild ist das menschliche Gehirn. Eine bestimmte Situation haben wir oft erlebt, haben uns innerlich ein Modell gebildet und danach entscheiden wir. Das können wir auch dem Computer beibringen, zum Beispiel kann er lernen, was wir spannend finden. Daher bekommen wir alle eine andere Trefferliste, wenn wir "Harry Potter" als Suchbegriff eingeben. Der Algorithmus gibt eine Vorhersage aufgrund der bisherigen Eingaben des Nutzers. Bei dieser personalisierten Ausgabe spielt natürlich Statistik eine große Rolle. Grundsätzlich bieten Algorithmen die Chance, dass wir bessere Entscheidungen treffen.

Was sollten Lehrer ihren Schülern beibringen, damit diese sich in der digitalen Welt zurechtfinden?

Wichtig sind ganz altmodische Dinge, vor allem soziale Werte. Man muss auch verstehen, wie Gesellschaft funktioniert. Und wir müssen lernen zu erkennen: Was ist eine vertrauenswürdige Information? Daher können insbesondere Tageszeitungen im Unterricht ein wichtiges Lehrmittel sein. Und selber programmieren lernen hilft natürlich auch, vieles in der digitalen Welt besser zu verstehen.

Zusammen mit anderen Wissenschaftlern haben Sie "Algorithm Watch" gegründet. Welche Ziele hat diese Einrichtung?

Wir wollen über die Risiken und Möglichkeiten von Algorithmen aufklären. Wir beobachten Algorithmen und bewerten diese. Es sollte eine demokratische Qualitätskontrolle geben. Unter www.algorithmwatch.org findet sich mehr dazu.