Waldorfschule

Obstlager wurde Ort zum Lernen und Leben: Waldorfschule Regensburg feierte Eröffnung


Ganz schön orange: In diesem ehemaligen Obstlager gehen die erste und dritte Klasse zur Schule.

Ganz schön orange: In diesem ehemaligen Obstlager gehen die erste und dritte Klasse zur Schule.

Von Max Eibl

Die Schullandschaft der Domstadt wird ein Stück bunter: Am Freitag fand die Eröffnung der Freien Waldorfschule Regensburg statt.

Wo bis vor wenigen Wochen noch nichts auf ein Schulgebäude hindeutete, gehen bereits seit dem 13. September 37 Kinder - eine erste und eine dritte Klasse - zur Schule. Dr. Madeleine Kamper, Sprecherin der Schulgründungsinitiative, dankte all denen, die das Projekt möglich gemacht hatten. "Sie sind Pioniere. Sie sind trotz Unsicherheiten und Zweifeln, ob die Schule gebaut werden kann, einem inneren Impuls gefolgt", sagte Dr. Madeleine Kamper über die Schülereltern der ersten Waldorf-Schulklassen.

Schließlich habe es Zeiten gegeben, zu denen sich die Gründungsinitiative drei Hindernissen gegenübergesehen habe: "Keine Lehrer, kein Geld und kein Baugrund." Durch die Stiftung "Eurhythmeum" war es schließlich möglich, einen alten Obsthof am Unterislinger Weg, weit im Stadtsüden, zur Waldorfschule umzubauen.

Bei dem ersten fertigen Grundschulgebäude handelt es sich um einen ehemaligen Obstkeller. Weitere Schulgebäude sind durch die Firma Ferdinand Schmack junior GmbH in Planung. Eine Genehmigung sei alles, was dafür noch fehle, meinte Geschäftsführer Ferdinand Schmack. Zumindest der Grundstein für das zweite Grundschulgebäude ist schon gelegt. Für die Zukunft erhofft sich Dr. Madeleine Kamper, dass das Schulprojekt weiter unterstützt wird. "Wir brauchen Sie in unserem Boot", appellierte sie an die Anwesenden.

Froh zeigte sich die Sprecherin der Gründungsinitiative darüber, dass die Freie Waldorfschule Regensburg - im Gegensatz zu anderen Waldorfschulen - nicht für die ersten Jahre "in Containern oder hässlichen Schulgebäuden" beheimatet ist. Seit dem 13. September läuft der Schulbetrieb jetzt. Und die ersten Schüler der Waldorfschule zeigten prompt, was sie in dieser Zeit gelernt hatten: Die erste Klasse gab eine Gedicht-Choreographie zum Besten, die dritte Klasse trug den "Sonnengesang" des heiligen Franz von Assisi vor - und zwar nicht nur auf Deutsch, sondern auch auf Französisch. Zur erkennbaren Erleichterung der Grundschüler wurden sie nach ihrem Auftritt aus dem Festpavillon entlassen - längeres Stillsitzen blieb ihnen erspart.

"Lernen mit Kopf, Herz und Hand" Doch was ist der Unterschied zwischen einer Waldorfschule und einer "normalen" Schule ? Die Waldorfpädagogik setze vor allem auf das "Lernen mit Kopf, Herz und Hand", erklärte Clemens Sieber, stellvertretender Leiter des Schulamts Regensburg. Ihre Aufgabe sei es, die Schüler zu den Menschen zu machen, die sie sein wollten und könnten. Unterrichtet werden zwar auch die "klassischen" Fächer anderer Schularten. Praktische Unterrichtsinhalte, zum Beispiel Schreinern oder auch Hauswirtschaft, haben aber Vorrang vor "Bücherwissen". Bereits in der ersten Klasse starten die Kinder mit zwei Fremdsprachen.

Wichtig ist auch das Vertrauensverhältnis von Schülern und Lehrern. Aufgebaut wird es dadurch, dass jede Klasse von der ersten bis zur achten Jahrgangsstufe den selben Klassenlehrer hat. Abschlussnoten gibt es bis zur achten Klasse nicht, auch kein Sitzenbleiben. Margitta Giersberg, Klassenlehrerin der dritten Klasse, formuliert es folgendermaßen: "Waldorfschule ist mehr Schatzsuche als Fehlerfahndung." Weitere Informationen zum Regensburger Waldorf-Projekt gibt es unter www.waldorfschule-regensburg.de