Vom Zahnriemen zum Zahnersatz

Andreas Baumann aus Straubing ist Zahntechniker


Seit Januar hat Andreas Baumann seinen Meisterbrief. Dank seiner Arbeit können Zahnarzt-Patienten wieder richtig zubeißen.

Seit Januar hat Andreas Baumann seinen Meisterbrief. Dank seiner Arbeit können Zahnarzt-Patienten wieder richtig zubeißen.

Von Tanja Pfeffer

Konzentriert starrt er auf das Stück Metall, das er vorsichtig fräst. Ein leises Schleifgeräusch ist dabei zu hören. Das Schutzglas schützt seine Augen vor dem aufwirbelnden Staub. Andreas Baumann sitzt an seinem Tisch im Labor. Dort fertigt er als Zahntechniker Ersatzteile für das menschliche Gebiss.

Viele verschiedene Bohraufsätze liegen am Arbeitsplatz von Andreas Baumann aus Straubing. Daneben der Bohrer selbst, ein Bunsenbrenner und eine Schutzbrille. Sein Arbeitstisch steht nicht in einer Autowerkstatt, sondern im Dentallabor Baumann im Stadtteil Ittling in Straubing. Mit diesen Werkzeugen im Miniatur-Format fertigt Andreas kleine Ersatzteile, nämlich künstliche Zähne. Der 24-Jährige ist seit Januar Zahntechniker-Meister, den Meister-Lehrgang hat er gleich an seine Ausbildung zum Zahntechniker drangehängt. "Mir gefällt vor allem das handwerkliche Arbeiten so an diesem Job", begründet Andreas seine Berufswahl. Dass er darin begabt ist, zeigt sein eigentlicher Start ins Arbeitsleben. Nach der Schule begann er eine Ausbildung zum Kfz-Mechaniker. Erst gegen Ende seiner Lehre interessierte er sich für Zahntechnik, den Beruf seines Vaters. "Vom Handwerk her sind beide Ausbildungen sehr ähnlich. Das eine ist eben gröberes, das andere feineres Arbeiten", erklärt Andreas seinen Berufswechsel.

Arbeiten am Modell

Als Zahntechniker baut Andreas zum Beispiel Zahnmodelle, stellt Prothesen her oder fertigt und repariert Zahnersatz, Spangen und Knirscher-Schienen. Dazu nutzt er verschiedene Stoffe wie Metall, Gold oder Keramik. Außerdem arbeitet Andreas mit verschiedenen Wachs- und Gipsarten, um die Modelle herzustellen. Denn Zahntechniker arbeiten nicht am Menschen selbst. Sie fertigen ihre Arbeiten am Modell. Deswegen sieht Andreas die Menschen, deren Zähne er verschönert, nur selten.

Seine Arbeit beginnt dann, wenn der Zahnarzt aufhört und den Abdruck der Zähne gemacht hat. Dabei müssen die Patienten in eine meist farbige weiche Masse beißen, die sich dann erhärtet. In diesen Abdruck füllt An- dreas Gips und hat so eine Modellform der Zahnsituation des Patienten. So sieht er genau, wie die Zähne stehen und wie der Biss ist. Für dieses Modell baut Andreas den Zahnersatz, zum Beispiel eine Krone. Eine Krone ersetzt einen richtigen Zahn, der nicht mehr gesund ist. Der künstliche Zahn soll später so natürlich wie möglich aussehen. So wird also auch die Krone nach unten zur Schneide hin etwas heller und lichtdurchlässiger.

Die Natur nachahmen

Die fertige Krone setzt der junge Zahntechniker nun auf sein Modell und überprüft den Sitz. Dabei schaut er zum Beispiel, ob der Zahn zu hoch oder zu schief sitzt. Den Patienten soll beim Zusammenbeißen später nichts stören. Richtig schwierig werden Kronen, Verblendungen oder auch Prothesen, wenn sie im vorderen Zahnbereich eingesetzt werden. Sie sind nämlich zu sehen, wenn wir lächeln. "Hier ist es besonders wichtig, dass ich die richtige Farbe der Krone erwische. Sie muss genau zu den anderen Zähnen passen. Die Kunst ist es, die Natur bis ins Detail nachzuahmen", erklärt Andreas. Dafür sei ein gutes Auge sehr wichtig.

Das ist einer der Gründe, warum Andreas seinen Traumberuf gefunden hat: "Ich mache durch meine Arbeit Menschen schöner." Außerdem werde er täglich neu gefordert. "Ich finde es toll, aus nichts etwas zu machen." Angehende Zahntechniker sollten dafür handwerkliches Geschick, ein Gefühl für Formen und Farben, ästhetisches Empfinden, einen Blick für Farbtöne und jede Menge Perfektion mitbringen. "Zahntechniker müssen schöne Dinge lieben", findet Andreas. Doch es gibt auch weniger angenehme Seiten des Berufs.

"Man darf sich nicht ekeln, wenn getragene Prothesen zum Reinigen oder Reparieren gebracht werden", gibt der 24-Jährige zu bedenken. "Aber das finde ich nicht so schlimm. Bevor ich zu arbeiten anfange, säubere und desinfiziere ich die Prothese ja. Dann passt das."

Physik, Chemie und Latein

Einen Teil der Woche verbringen Zahntechniker-Azubis im Labor, den anderen Teil in der Berufsschule. Dabei sind gute Kenntnisse in Physik und Chemie wichtig. Denn zum einen müssen sie die Kräfteverteilung beim Biss und zum anderen die chemischen Prozesse beim Bearbeiten der Werkstoffe verstehen. "In der Berufsschule kommt vor allem im ersten Jahr auch noch Latein dazu. Dann lernt man alle lateinischen Namen für die Knochen im Schädel. Wer da nicht lernt, den hagelt es durch", warnt Andreas. Nach zwei Ausbildungen und der Meisterschule hat der 24-Jährige aber noch nicht genug. Sein nächstes Projekt ist eine Fortbildung in Italien. Dort wird es dann auch noch technisch. Mit moderner CAD/CAM-Technik kann Andreas bald auch Zahnersatz am Computer herstellen. Lieber fertigt der 24-Jährige seine Produkte aber per Hand. Sein Favorit? Zahnersatz, bei dem er auch Metall bearbeiten kann. "Da fräse ich viel", schwärmt Andreas. "Und das kommt ja dem am nächsten, was ich eigentlich mal gelernt habe - aber halt an Autos."

Achtung: Der Zahntechniker ist kein Zahnarzt!

Der Mediziner arbeitet im Mund des Patienten und trägt die Verantwortung für das Ergebnis. Der Zahntechniker dagegen ist ein Handwerker, der außerhalb des Mundes arbeitet. Er stellt den Zahnersatz her, den der Zahnarzt dem Patienten einsetzt.

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Andreas Baumann fertig als Zahntechniker unter anderem Ersatzteile für das menschliche Gebiss.

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Vom Zahnarzt bekommt das Zahntechnik-Labor einen Abdruck der Zahn- Situation des Patienten (lilafarbene Masse). Den Abdruck gießt Andreas mit Gips aus. So hat er ein Modell, an dem er arbeiten kann.

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Andreas modelliert eine Vollkeramik-Verblendung mit verschiedenfarbigem Keramik-Pulver. "Die Dentinmasse ist dabei orange, das ist der untere Teil des Zahnes. Die Schneidemasse ist blau", erklärt Andreas. Das Pulver ist mit Lebensmittelfarbe eingefärbt. Die Farbe verbrennt später im Ofen.

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Eine Krone kann auch mithilfe moderner CAD/CAM-Technik am Computer modelliert werden. Sie wird dann aus einem Keramikblock herausgefräst. "Diese Technik kann man nur anwenden, wenn man das Handwerk selbst gelernt hat", erklärt Andreas.

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Eine Krone ersetzt eigentlich keinen Zahn, sie baut eher einen noch fest verwurzelten, aber geschädigten Zahn wieder auf. Die Krone sitzt wie eine Schutzkappe auf dem richtigen Zahn. Kronen können aus verschiedenen Materialien gefertigt werden, zum Beispiel aus Keramik oder aus Metall.

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Eine Brücke wird wie die Krone fest im Mund verankert. Dazu braucht der Zahntechniker zwei "Brückenpfeiler", das sind die Kronen am Anfang und Ende der Brücke, und ein Verbindungsstück. Solche Brücken werden gemacht, um Zahnlücken zu schließen.

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Mit einer Prothese werden fehlende Zähne ersetzt. Die Totalprothese und verschiedene Arten der Teilprothese sind dabei die häufigsten Varianten. Dazu zählt zum Beispiel der kombinierte Zahnersatz (siehe Bild). Dieser besteht aus zwei Teilen, einem festsitzenden und einem herausnehmbaren Element.

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Bei einem Implantat wird nicht nur der Zahn selbst ersetzt, sondern auch die Wurzel. Eine Titanschraube bildet dann eine künstliche Wurzel.

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Auf diesen Stift setzt der Zahntechniker den Zahnersatz.