Nur Riegel, acht Tage lang. Die kleinen braunen Teile sollen laut Hersteller alles enthalten, was der Körper braucht. Ich bin gespannt.

Im Bodyeffect rät man mir zu einer Radikalkur. Acht Tage lang soll ich mich nur von kleinen, fertig abgepackten Portionen ernähren. Anfangs bin ich begeistert: Das ist Nahrung für Raumfahrer! Von Ingenieuren entwickelt und genau durchgerechnet, soll sie alle wichtigen Nährstoffe enthalten und für einen konstanten Insulinspiegel sorgen. Der Hersteller verspricht Leistungsfähigkeit für den ganzen Tag - und das bei nur 965 Kalorien, die man täglich zu sich nimmt.

Der erste Bissen offenbart den Haken an der Sache: Die Riegel schmecken nach einer Mischung aus saurer Erde und Brühwürfel. Riegel Nummer eins bekomme ich kaum hinunter. Ich soll jetzt jeden Tag zehn davon essen. Alle 90 Minuten einen. Den ersten Tag halte ich durch, ich bin fit, kann arbeiten und habe nicht einmal am Nachmittag meinen üblichen Durchhänger.

Meine Selbstbeherrschung wird am Abend das erste Mal auf die Probe gestellt. Zusammen mit Kollegen geht's zum Essen. Schnitzel und Käsespätzle werden bestellt - und ich kaue auf einem Riegel herum. Mein Handy diktiert meinen Lebensrhythmus. Es vibriert erbarmungslos im 90-Minuten-Takt und ich hechte zu meinem Rucksack und esse.

Zwei Stunden nach dem letzten Riegel ist es, als ob jemand den Stecker gezogen hätte. Ich bin den ganzen Tag herumgehüpft wie ein Gummiball, jetzt schlafe ich fast unter der Dusche ein.

An Tag zwei fangen die Riegel an, mir zu schmecken - man gewöhnt sich an alles. Ich mache mir einen Spaß daraus, auch andere probieren zu lassen. Die Gesichter sind Gold wert. Ich fühle mich super.

Kurz vor dem Wochenende geht es moralisch steil bergab. Ich träume jede Nacht von Käsespätzle, vom Geruch gerösteter Zwiebeln und sogar von Hüttenkäse. Essen ist zur Pflicht geworden: strukturiert, genau getimed, wissenschaftlich. Essen beherrscht meine Gedanken, ich kann kaum noch über etwas anderes reden. Ich plane schon, was ich nächsten Mittwoch zum Frühstück essen werde. Es kostet mich viel Überwindung, nicht mitten in der Nacht die Hotelküche zu überfallen.

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