Uni und Sport verbinden

College-Eishockey auf europäisch


Jakub Faschingbauer führt die Academics Pilsen als Kapitän aufs Eis.

Jakub Faschingbauer führt die Academics Pilsen als Kapitän aufs Eis.

Der in Furth im Wald geborene Jakub Faschingbauer hat den großen Durchbruch im Eishockey nicht geschafft. Mittlerweile spielt er in der EUHL, wo er Studium und Sport miteinander verbinden kann.

Jakub Faschingbauer galt als durchaus begnadetes Eishockey-Talent. Bis zur U20 spielte er beim HC Pilsen in der höchsten tschechischen Juniorenliga. Mit 18 Jahren spielte er sogar vier Spiele für die tschechische U18-Nationalmannschaft. Doch für den ganz großen Durchbruch hat es bei ihm am Ende nicht gereicht. "Natürlich war es auch mein Traum, einmal in den höchsten Ligen zu spielen. Aber dazu braucht man alle Voraussetzungen und auch das Glück, die ganze Zeit gesund zu bleiben. Dieses Glück hatte ich nicht", sagt der heute 23-Jährige.

Ein Spiel in der dritten tschechischen Liga für den HC Klatovy hat er absolviert, ab 2012 versuchte Faschingbauer sein Glück in Deutschland, spielte zwei Jahre für die Blue Devils Weiden in der Oberliga. In der ersten Saison konnte er aber wegen einer Schulterverletzung nur 13 Spiele bestreiten und nach dem zweiten Jahr war auch in Weiden Schluss für ihn.

Mittlerweile hat Faschingbauer den Traum vom Profieishockey aufgegeben. Er hat an der Universität in Pilsen ein Pharmaziestudium begonnen. Studium und Profikarriere miteinander verbinden - was in Nordamerika an der Tagesordnung ist, lässt sich in Europa nur schwer umsetzen.

Ganz auf Eishockey muss der junge Mann aber dennoch nicht verzichten. Denn seit 2013 gibt es auch in Europa die erste Universitätsliga. Die "European University Hockey League" (EUHL) hat gerade ihre dritte Saison beendet. Zehn Mannschaften nehmen an der Liga teil, darunter auch die Academics Pilsen, für die Faschingbauer als Kapitän aufläuft. Fünf slowakische Universitäten sind dabei, drei tschechische, dazu jeweils eine aus Österreich und Polen.

Aus Liebe zum Eishockey

Die Spieler bekommen kein Geld dafür, dass sie ihre Unis auf dem Eis vertreten. "Wir machen das alles zum Spaß und aus Liebe zu diesem Sport", sagt Faschingbauer. Finanziert wird das Projekt durch die Universitäten, den Verband EUHA (European University Hockey Association) und Sponsoren. Gegründet wurde die Liga in der Slowakei vom ehemaligen NHL-Profi Lubomir Sekeras (Minnesota Wilds und Dallas Stars), den Faschingbauer als "Bahnbrecher" für dieses Projekt bezeichnet. "Obwohl es noch ein sehr junges Projekt ist, ist die Organisation schon sehr gut aufgestellt", erklärt Faschingbauer.

Ganz einfach ist es natürlich trotzdem nicht, Sport und Studium unter einen Hut zu bekommen. Die Auswärtsfahrten mit dem Bus sind zum Teil lange, gespielt werden kann nur, wenn keine Prüfungen anstehen. Faschingbauer erklärt: "Es ist selbstverständlich sehr anstrengend, das Ganze neben dem Studium zu schaffen."

Das Niveau der Liga schätzt Faschingbauer als "sehr gut" ein: "Es spielen hier viele ehemalige Eishockeyspieler mit, die meisten haben früher in der Junioren Extraliga gespielt." Und wie fällt der Vergleich mit der deutschen Oberliga aus? "Dort wurde natürlich mehr trainiert als hier. Trotzdem ist der Unterschied meiner Meinung nach nicht so groß", sagt der Stürmer. Er selbst zählte vergangene Saison mit 27 Scorerpunkten zu den erfolgreichsten Spielern der EUHL.

Deutsche Uni wäre willkommen

Die Liga ist in den vergangenen Jahren gewachsen. Nahmen an der ersten Saison nur sechs Mannschaften teil, waren es in der abgelaufenen Spielzeit bereits zehn Teams. Weitere Universitäten sind durchaus willkommen. Gerade in Pilsen würde man sich auch über einen deutschen Teilnehmer sehr freuen. "Das wäre toll und ich hoffe, das kommt bald", sagt auch Faschingbauer.

Einige Monate seiner Laufbahn hat Faschingbauer auch in den USA verbracht. Aufgrund von Rückenproblemen kam er für die Minot Minotaurus in der NAHL (North American Hockey League) allerdings nur auf vier Einsätze. "Meiner Meinung nach müssen wir in Europa vom System in Nordamerika noch viel lernen. Sie sind uns immer noch einen Schritt voraus", so seine Einschätzung.

Der in Furth im Wald (Landkreis Cham) geborene Deutsch-Tscheche will bis zum Abschluss seines Studiums für die Academics Pilsen spielen und sie in der kommenden Saison in die Playoffs führen, was diese Saison nicht geklappt hat. Nebenbei steht er auch noch in der Kreisliga in Domazlice (Taus), wo er aufgewachsen ist, auf dem Eis. Und wenn er sein Pharmaziestudium erfolgreich abgeschlossen hat, dann will er in der Apotheke seines Vaters arbeiten. Studium und Eishockey - irgendwie ist es eben auch in Europa zu verbinden. Wenn auch (noch) nicht auf Profiniveau.

Von 2012 bis 2014 spielte Faschingbauer für die Blue Devils Weiden in der Oberliga Süd.

Von 2012 bis 2014 spielte Faschingbauer für die Blue Devils Weiden in der Oberliga Süd.