Trendsport: Mit Vollkaracho auf Tour

Freistunde ist zu Gast bei der Motocross-Schule in March bei Roland Sitzberger


Der Trainer und Besitzer der Motocross-Schule Roland Sitzberger zeigt seine langjährige Erfahrung. (Foto: lo)

Der Trainer und Besitzer der Motocross-Schule Roland Sitzberger zeigt seine langjährige Erfahrung. (Foto: lo)

Von Lisa Oberberger

Gepanzert bis zum kleinen Zeh, den Geruch von Motoröl in der Nase und 14 PS unter meinem Hintern. Wie ein Profi ausgerüstet, teste ich für Freistunde das Motocross-Feeling. Mit Angstschweiß am ganzen Körper und einem mulmigen Gefühl im Bauch geht es in der Motocross-Schule von Roland Sitzberger in March im Landkreis Regen zur Sache.

"Ausrüstung und Maschinen werden gestellt. Für die Unterwäsche zum Wechseln muss man selber sorgen." - So wirbt Roland Sitzberger auf seiner Internetseite für seine Motocross-Schule in Regen. Mit meiner Mama und einem Bekannten mache ich mich auf den Weg nach Regen.

In die Motocross-Schule sind auch eine Werkstatt und ein kleiner Fachhandel integriert. Sie liegt direkt an einem Hang. Links und rechts davon wechseln sich alte Dorfhäuser und saftig-grüne Wiesen ab. Der Eingang ist Teil einer großen Glasfront, hinter der rund 17 Maschinen in allen Größen stehen. So kann Roland Sitzberger für jeden Schüler die passende aussuchen. Ich sehe sofort eine kniehohe Maschine mit Stützrädern. Bei der kann ich mit den Beinen mitlaufen. Mit ihr umzufallen oder sie nicht unter Kontrolle zu haben, scheint mir unmöglich. Aber: zu früh gefreut. Der kleine Flitzer ist nur für Fünfjährige. Als ich daraufhin die gelbe Suzuki mit Fünf-Gang-Schaltung sehe, fängt mein Magen zu kribbeln an. Sie hat eine Sitzhöhe von 86 Zentimeter, wiegt eindeutig mehr als ich und ist für diesen Tag mein Transportmittel.

Zur "rasenden Reporterin" gekürt, bleibt mir keine Zeit, die Idee zu überdenken. Auf die Frage, was es mit der frischen Unterwäsche auf sich hat, schmunzelt der Besitzer: "Viele, die zu mir kommen, fahren mehrere hundert Kilometer. Die können sich vor Ort noch umziehen." Zusammen gehen wir in den nächsten Raum. Dort ist ein Schrank, der die komplette Breite einer Wand einnimmt. Darin finden sich Hosen, Helme, Handschuhe, Stiefel, Protektoren, Ellenbogen- und Knieschützer sowie Schutzbrillen. Der zu erwartende Schweißgeruch bleibt aus, die Ausrüstung pflegt der Besitzer penibel.

Mit einem Lieferwagen und einem Anhänger fahren wir auf die 30 Kilometer entfernte Motocross-Strecke in Prackenbach. Die Maschinen hat Roland Sitzberger vorher kontrolliert: "Nun ist es vorbei mit dem Winterschlaf", meint er gut gelaunt und konzentriert zu den Motorrädern. In dem nächsten Dorf angekommen, sehe ich als Erstes die riesige Motocross-Strecke mit noch größeren Sprungschanzen. "Die fahren wir fürs Erste lieber nicht", beruhigt mich Roland Sitzberger. "Daneben sind noch zwei weitere Strecken: eine kreisförmige Bahn und eine extra für Kinder. Dort dürft ihr erst mal üben. Dann sehen wir weiter." Ich bin entschlossen, jetzt nicht weitersehen zu wollen, und klammere mich geistig an die Kreisbahn. Diese hat einen Durchmesser von ungefähr dreißig Metern. In der Mitte ist eine Wiese und außenrum ein erdiger Weg, auf dem ich später meine Runden drehen werde.

Hochleistungssport in der Theorie

In voller Montur und mit einem Kribbeln, das sich bereits auf den gesamten Körper ausgedehnt hat, bekommen wir einen kurzen Theorieunterricht. "Ich zeige euch noch die Technik und auf was ihr achten müsst", eröffnet er uns. "Den Großteil steht ihr auf der Maschine, um den unebenen Boden mit der Hüfte und dem Rücken ausgleichen zu können." Roland Sitzberger macht uns die ideale Haltung auf seiner Maschine vor. Die Schultern sollen parallel zum Lenker sein, die Ellenbogen abgewinkelt, das Gesäß leicht nach hinten rausgestreckt, die Knie minimal gebeugt und die Beine an die Maschine gezwickt. Außerdem sollen die Handgelenke zusammen mit dem Unterarm eine gerade Linie bilden. "Sonst könnt ihr die Stöße nicht ausgleichen. Dann brecht ihr euch das Handgelenk." Ich reiße meine Augen auf. Mein Herz setzt für einen kurzen Moment aus. Langsam dämmert mir, auf was, oder besser, auf welches Risiko ich mich eingelassen habe. Mehrmals denke ich mir, ob ich wohl eine Chance habe, diesen Nachmittag lebendig und unverletzt hinter mich zu bringen. Aber ich mache keinen Rückzieher. Dann ist es so weit. Ich darf auf die Maschine. Neben der Kreisbahn zeigt Roland Sitzberger mir, wie ich schalten muss. Zur Sicherheit haben seine Maschinen alle ein rotes Kabel, das als Zündschlüssel dient. Sobald der Fahrer kräftig daran zieht, stirbt der Motor ab. Ein Grund für mich aufzuatmen.

Anfangs hält der Lehrer das Kabel in der Hand und läuft die ersten paar Runden mit. Es ist sehr schwierig, gleichmäßig Gas zu geben und ohne Überschlag zu bremsen. Als ich den Dreh raushabe, wickelt er mir das rote Kabel um das Handgelenk. Mein bereits hoher Adrenalinspiegel sprengt hierauf alle Grenzen. Unsicher, mit rasendem Puls, mit wackeligen Knien und einem noch wackeligeren Lenker fahre ich sitzend los. Je mehr Runden ich drehe, umso sicherer fühle ich mich. In manchen Kurven bin ich sogar ein wenig zu rasant unterwegs. Aber nach und nach schließe ich Freundschaft mit der gelben Suzuki. Deswegen winkt mich Roland Sitzberger heraus. Nun geht es einen Schritt weiter: Im Trockenen darf ich üben, wie man auf der Maschine steht. Das ist noch einfach, wenn der Lehrer alles festhält. In der Theorie gefestigt, ist es vorbei mit der Schonfrist. Mutig und entschlossen fahre ich trotz meiner Nervosität los. Langsam baue ich ein Tempo auf, das die Schrittgeschwindigkeit überschreitet. Stehend zu fahren, ist dabei stabiler und angenehmer als zu sitzen. Ich bin mein eigener Herr und genieße das neue Wohlgefühl.

Nach zwei Stunden, die mir wie Minuten vorkommen, verlassen wir die Bahn. Verschwitzt sitzen wir danach beisammen. Roland Sitzberger erzählt, dass die professionelle Strecke einem Motocross-Verein gehört. Diese wird regelmäßig gewartet, da hier auch Meisterschaften stattfinden. "Es ist schon ein großer Aufwand, die Ausrüstung hin und her zu fahren. Es passen auch nur ungefähr drei Maschinen in den Hänger", sagt er weiter. Deswegen will er ein großes Grundstück in der Nähe seines Geschäfts erwerben. "Die Strecken habe ich schon alle im Kopf. Sie sind gestaffelt, je nach Können des Fahrers", schwärmt Roland Sitzberger. Mit den Erfahrenen wird er weiterhin nach Prackenbach fahren.

Im Laufe des Gesprächs kann ich ihn überreden, uns etwas vorzuführen. Er selbst fährt bereits seit 21 Jahren Motocross und ist vor der Familien- und Betriebsgründung auch bei der Niederbayerischen Meisterschaft mitgefahren. Mittlerweile fahre er mit mehr Bedacht und nicht mehr ganz so schnell. "Ich gehöre schließlich langsam zum alten Eisen", sagt der Lehrer grinsend. Nach der Pause steigt er auf seine Maschine und fährt mit Vollgas auf die große Strecke. Wenn er an mir vorbeizieht, höre ich nur ein: "Wuhuuuu!". Schmunzelnd versuche ich, ein paar gute Bilder zu erhaschen. Nach einigen Runden im Karacho winkt er ab und fährt wieder raus. Mit meiner Kinnlade am Boden frage ich mich, wie er früher gefahren ist, wenn er das "mit Bedacht" nennt.


Todesmutig auf der professionellen Strecke


Anschließend bietet er mir an, die Strecke mit ihm abzufahren. Bei den großen Sprungschanzen schießt mir das Blut bis in die Füße, obwohl wir im langsamen Tempo runterfahren. Vor Erleichterung taumelnd und grinsend steige ich nach einer Runde wieder ab: "Das ist der Wahnsinn!". Zu mehr bin ich nicht mehr fähig. Ich gehe rüber zum Parkplatz, um mich hinzusetzen. Denn auf den Beinen fühle ich mich wie ein Kleinkind beim ersten Gehversuch. Ich ziehe mir meinen Helm von meinem wirren Kopf, um wieder klar denken zu können. Einigermaßen bei Sinnen, schäle ich mich aus der Ausrüstung.

Mit schweißgetränkten T-Shirts verabschieden wir uns von Roland Sitzberger. Mit einem guten Gefühl fahren wir wieder nach Hause. Die Dusche und die frische Unterwäsche ist wirklich eine gute Idee.

Info: Adrenalinkick für jeden


In der Motocross-Schule von Roland Sitzberger in March im Landkreis Regen können bereits Kinder ab sechs Jahren mitmachen. Auf der Internetseite www.motocross-selber-fahren.de finden sich noch weitere Informationen. Dank der Motocross-Maschine mit Stützrädern können auch die ganz Kleinen ihr Tempolimit testen. Außerdem gibt er auch Unterricht für Anfänger, die noch nie auf einem Motorrad oder Ähnlichem gesessen haben. Somit ist ein Führerschein nicht notwendig. Die Gruppen bestehen aus drei bis sechs Teilnehmern. Erwachsenen- und Kinderunterricht findet getrennt statt. Die Motocross-Strecken sind je nach Können der Fahrer gestaffelt.

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Praktikantin Lisa Oberberger testete für Freistunde das Motocross-Fahren. (Foto: privat)

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Die Motocrosser sparten beim Training nicht mit dem Gas. (Fotos: lo)

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Die Motocrosser sparten beim Training nicht mit dem Gas. (Fotos: lo)

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Die Motocrosser sparten beim Training nicht mit dem Gas. (Fotos: lo)

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Die Motocrosser sparten beim Training nicht mit dem Gas. (Fotos: lo)

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Die Motocrosser sparten beim Training nicht mit dem Gas. (Fotos: lo)

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Die Motocrosser sparten beim Training nicht mit dem Gas. (Fotos: lo)

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Die Motocrosser sparten beim Training nicht mit dem Gas. (Fotos: lo)

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Die Motocrosser sparten beim Training nicht mit dem Gas. (Fotos: lo)

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Die Motocrosser sparten beim Training nicht mit dem Gas. (Fotos: lo)

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Die Motocrosser sparten beim Training nicht mit dem Gas. (Fotos: lo)

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Die Motocrosser sparten beim Training nicht mit dem Gas. (Fotos: lo)

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Die Motocrosser sparten beim Training nicht mit dem Gas. (Fotos: lo)

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Die Motocrosser sparten beim Training nicht mit dem Gas. (Fotos: lo)

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Die Motocrosser sparten beim Training nicht mit dem Gas. (Fotos: lo)