Trendsport: Longboardfahren

Waghalsig um die Kurve


Theresa Bergbauer war Praktikantin bei Idowa. (Foto: dv)

Theresa Bergbauer war Praktikantin bei Idowa. (Foto: dv)

Von Redaktion idowa

Vor mir liegt der geteerte Fahrradweg. Der Asphalt glänzt in der Sonne. Er ist noch etwas nass vom Regen und ein leichter Windhauch streift mein Gesicht. Ich lege mein Longboard auf den Boden und stelle meinen rechten Fuß vorne drauf. Dann stoße ich mich mit dem linken Fuß ein paarmal ab und schon beginnt die Fahrt.

Auf die Idee, mir ein Longboard zu kaufen und das Fahren damit zu lernen, kam ich am Anfang der Sommerferien. Ein Longboard sieht so ähnlich aus wie ein Skateboard, ist aber mit circa 90 Zentimetern deutlich länger. Im Gegensatz zu den für Tricks gemachten Skateboards liegt der Fokus bei den aus Holz angefertigten "Rollbrettern" darauf, Wendigkeit, Kurvenlage und Geschwindigkeit miteinander zu
verbinden.

Die Suche nach dem richtigen Brett beginne ich im Internet. Auf Seiten wie www.longboard-rider.de und www.skate-deluxe.de gibt es Tipps für Einsteiger wie mich, was man beim Kauf beachten sollte. Wo will ich fahren? Wie will ich fahren? Wie viel wiege ich? Da ich nicht allzu schwergewichtig bin, hauptsächlich auf den ebenen, asphaltierten Straßen meines Heimatortes unterwegs sein will und nicht vorhabe, in nächster Zeit die gefährlichste Variante des Longboardens, nämlich das Downhill-Fahren auszuprobieren, entscheide ich mich für ein schönes rotes Cruiser-Board mit relativ großen und weichen Rollen, "Wheels" genannt. Generell unterscheidet der Fachmann die Longboards in drei Varianten: Downhill, Cruisen und Carven.

Carven ist ähnlich wie Skifahren. Man fährt eine steile Straße in Schwüngen und Kurven hinunter. Beim Downhill-Fahren, oft verbunden mit einem Wettrennen, können bis zu 100 Stundenkilometer erreicht werden. Beim Cruisen dagegen fährt man gemütlich auf ebenen, geteerten Strecken. Das eignet sich besonders gut für Anfänger.

Nicht so leicht, wie es aussieht

Meine ersten Versuche auf dem Brett sind so ähnlich wie das erste Mal Fahrradfahren. Ich muss mich wie ein kleines Kind erst daran gewöhnen, das Gleichgewicht zu halten. Im Winter bin ich zwar schon auf dem Snowboard gestanden, aber auf einem Skateboard bin ich vorher noch nicht gefahren, obwohl mich diese Sportart seit langem fasziniert. Es ist gar nicht einfach, so anzuschieben, dass das Longboard nur geradeaus fährt und nicht auf die linke oder rechte Seite abkommt. Der Trick ist, das vorne stehende Bein, in meinem Fall das linke, im rechten Winkel abzuknicken und mit dem hinteren Fuß möglichst nahe am Brett zu bleiben. Als das Board genügend Schwung hat, setze ich meinen rechten Fuß hinten auf das Brett und drehe beide Füße im 90 Grad zur Fahrtrichtung. Nachdem ich das "gerade Pushen" heraushabe, werde ich waghalsiger. Keine so gute Entscheidung, wie ich später merke.

Schon vor der leicht abfallenden Kurve weiß ich, dass ich gleich hinfallen werde. Mein Longboard wird immer schneller und ich verliere die Kontrolle. Auf dem Boden liegend, mit Schürfwunden an Ellbogen und Hüfte und einer Beule am Kopf wird mir klar, warum man beim Longboard-Fahren Schützer und Helm tragen soll. Kleinlaut mache ich mich zu Fuß mit dem Board unter dem Arm auf den Weg nach Hause.

Nur nicht aufgeben

Doch so einfach will ich nicht aufgeben. Nach ein paar Tagen Pause versuche ich es erneut. Diesmal allerdings auf den wirklich flachen Straßen der Neubausiedlung von Niederwinkling. Und siehe da, so schwer ist es gar nicht. Bald beherrsche ich es, mein Brett mit dem hinteren Schuh zu bremsen und eine saubere Kurve zu fahren, ohne unsanft auf dem Boden zu landen. Es macht unendlich viel Spaß und verleiht ein Gefühl von Freiheit, auf dem Longboard durch die Straßen zu cruisen. Ob ich irgendwann mal die gefährliche Downhill-Longboarden ausprobieren will, weiß ich noch nicht. Der Weinberg vor meiner Haustür sieht an manchen Tagen aber schon sehr verlockend aus.