Straubing

Fans äußern sich zur Preispolitik der Tigers


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Die Straubing Tigers erhöhen zur neuen Saison die Dauerkarten-Preise. Was sagen die Fans dazu?

Die Straubing Tigers haben die Preise für die Dauerkarten für die kommende Saison erhöht. Weil die Preise zum Teil stark angestiegen sind - die Stehplatzdauerkarte ist beispielsweise um 18 Prozent teurer geworden - sorgte diese Maßnahme bei einigen Fans erst für Kopfschütteln. Der Verein erklärte auf seiner Homepage die Notwendigkeit der Preiserhöhung und nannte die Fans dabei neben Sponsoren und Gesellschaftern als eine von drei Säulen, die es für die Finanzierung von DEL-Eishockey in Straubing benötige.

Am Sonntag äußerte sich nun die Fangruppierung "Szene Straubing" auf ihrer Facebook-Seite zu der Preispolitik der Tigers. Die Anhänger zeigen, vor allem weil die Verantwortlichen die Gründe offen dargestellt hätten, grundsätzliches Verständnis für die Erhöhung, kritisieren gleichzeitig aber auch das "System DEL, das sich mit immer weiter vorangetriebener Kommerzialisierung und Investorengeldern selbst in eine Spirale gebracht hat, die nicht mehr aufzuhalten ist."

Lesen Sie hier: Das sind die Ticketpreise für die neue Saison

Dass das Verständnis unter den Fans grundsätzlich da ist, zeigt auch eine idowa-Umfrage auf unserer Sport-Seite. 55 Prozent (Stand: 15.5.2016, 19 Uhr) antworteten auf die Frage, ob die Preiserhöhung verständlich sei mit: "Ja! Wenn es am kleinsten Standort langfristig DEL-Eishockey geben soll, müssen alle zusammenhalten".

Eine Forderung an die Vereinsspitze äußert die "Szene Straubing" in ihrem Schreiben aber auch. Sie appellieren an die "Verpflichtung, sich mit einer der drei Säulen, den treuen Fans und Dauerkarteninhabern, intensiv auseinanderzusetzen. Es sollte ein ehrliches Interesse daran geben, die Wünsche der Fans anzuhören, zu berücksichtigen und ihnen nicht nur ein paar Alibi-Versprechungen/Geschenke zu machen. Diese Auseinandersetzung auf Augenhöhe erwarten wir von den Verantwortlichen in der neuen Saison."

Das Schreiben der "Szene Straubing" im Wortlaut:

"Wie in den letzten Tagen und Wochen sicher jeder mitbekommen hat wurden die Dauerkartenpreise für die Saison 2016/17 enorm in die Höhe geschraubt. Auch wir haben natürlich erst mal mit dieser Nachricht gehadert, möchten euch aber im Folgenden an unseren Gedankengängen zu dieser Thematik teilhaben lassen.

Als erstes bleibt festzuhalten, dass die Fans und Zuschauer, insbesondere die Dauerkarteninhaber, die Basis eines jeden Vereins bilden. Sie sind da in Zeiten in denen es gut läuft, aber auch wenn es mal nicht so gut läuft. Auch wir finden, dass 449 Euro für eine Vollzahler-Superdauerkarte (Saison+Playoffs) deutlich über das Ziel hinaus schießt. Für jüngere Fans oder Leute mit schwächerem Einkommen ist dies kaum zu stemmen. Dazu kommt, dass wir auch bei den Einzeltickets zu den teuersten Vereinen der Liga zählen. Diese Entwicklung haben wir in den letzten Jahren, zuletzt in den Playoffs 2016, auch stets kritisiert und sehen sie heute noch extrem kritisch.

Doch jetzt geht es an die Ursachenforschung. Die Tigers GmbH hat mit der Preiserhöhung auch gleich einen umfangreichen Bericht geliefert, der die Erhöhung transparent begründen soll. Darin steht sinngemäß, dass der Fan eine von drei Säulen (mit Gesellschaftern und normalen Sponsoren) zur Finanzierung des Vereins bildet. Da die Kosten jedes Jahr steigen, bliebe einem nichts anderes übrig, als an allen drei Stellschrauben zu drehen, um das Überleben in der ersten Liga zu sichern. Nach ein paar Gesprächen mit verschiedenen Leuten in den letzten Wochen gehen wir davon aus, dass die Angaben über die angespannte finanzielle Situation durchaus der Wahrheit entsprechen.

Die Ursache für die uferlos steigenden Preise liegt also tiefer. Sie steckt im System DEL, das sich mit immer weiter vorangetriebener Kommerzialisierung und Investorengeldern selbst in eine Spirale gebracht hat, die nicht mehr aufzuhalten ist. Die Verantwortlichen bei kleineren Vereinen müssen sich diesem System anpassen. Sie haben aber natürlich die Pflicht, dies nur möglichst abgefedert an die eigenen Fans weiterzugeben, weshalb wir Dinge wie die krasse Preiserhöhung in den Playoffs auch weiterhin kritisieren werden. Trotzdem muss sich die eigentliche Kritik aller aktiven Fans immer auch an das Konstrukt DEL richten.

Das Problem liegt bei Eishockeystandorten wie München (Red Bull), Berlin, Hamburg (beide Anschutz Entertainment Group), Nürnberg (Thomas Sabo) oder Mannheim (SAP). Durch die Geldgeber im Hintergrund einiger Vereine driften die finanziellen Möglichkeiten dieser Vereine im Vergleich zu den ‚normalen' Eishockeyclubs immer weiter auseinander. Der Rest der Liga versucht irgendwie mitzuhalten und stößt dabei in regelmäßigen Abständen an seine Grenzen, was nicht selten in Existenzängsten oder Insolvenzen endet. Dazu kommen irrsinnige Anforderungen an die Vereine, um den durchkommerzialisierten ‚DEL-Standard' zu erfüllen (v.a. im Hinblick auf die Stadien), die von vielen Fans nicht nur abgelehnt werden sondern darüber hinaus auch einen regelmäßigen Auf- und Abstieg unmöglich machen, da diese von den meisten Zweitligisten nicht erfüllt werden können. Dieses System wird die DEL langfristig zerstören, wenn am Ende nur noch eine Hand voll Clubs übrig bleibt.

Straubing ist einer der traditionsreichsten Eishockeystandorte in der DEL. Keine Investoren, die Gelder in Millionenhöhe zufließen lassen, im Gegenzug dazu jedoch Namensrechte im Vereinsnamen oder am Stadion einfordern. Dies stellt eine Tatsache da, auf die wir in Straubing mehr als nur stolz sein können. Diese Tradition ist das höchste Gut welches es für uns Fans gibt und diese gilt es zu schützen und zu bewahren. Jetzt muss man sich als Fan natürlich die Frage stellen was einem wichtiger ist: Eine traditionslose Retortentruppe die durch irgendwelche reichen Geldgeber zu den Topteams der Liga katapultiert wird oder ein traditionsreicher Eishockeystandort mit überschaubaren Strukturen, mit Werten die das Herz eines Fans mit Stolz füllen können. Dies heißt beim besten Willen nicht jede Preiserhöhung oder sonstige Eskapaden einfach so hinzunehmen. Aber die Kritik muss neben dem eigenen Verein, der gleichwohl immer in die Pflicht zu nehmen ist, vor allem auch am großen Ganzen ansetzen.

Die Verantwortlichen haben ihre Schritte transparent begründet. Der Großteil der Fans wird diesen Schritt wohl noch einmal mitgehen. Gleichzeitig bringt diese Begründung aber auch die Verpflichtung, sich mit einer der drei Säulen, den treuen Fans und Dauerkarteninhabern, intensiv auseinanderzusetzen. Es sollte ein ehrliches Interesse daran geben, die Wünsche der Fans anzuhören, zu berücksichtigen und ihnen nicht nur ein paar Alibi-Versprechungen/Geschenke zu machen. Diese Auseinandersetzung auf Augenhöhe erwarten wir von den Verantwortlichen in der neuen Saison. Sonst wird die Bereitschaft, das System DEL mit all seinen negativen Begleiterscheinungen weiterhin mitzutragen, ziemlich schnell verschwinden."