SSV Jahn Regensburg

Marvin Knoll: "Viele meiner Freunde werden im Hertha-Block stehen"


Marvin Knoll trifft mit Jahn Regensburg am Sonntag auf seinen Heimatverein Hertha BSC.

Marvin Knoll trifft mit Jahn Regensburg am Sonntag auf seinen Heimatverein Hertha BSC.

Pokalkracher für den SSV Jahn Regensburg! Am Sonntag (18.30 Uhr) kommt Bundesligist Hertha BSC in der ersten DFB-Pokal-Runde in die Continental Arena. Während die Regensburger mit zehn Punkten aus vier Spielen sehr gut in die Drittliga-Saison gestartet sind und aktuell sogar Tabellenführer sind, gab es für die Berliner bereits das erste Negativ-Erlebnis. Das Team von Pal Dardai scheiterte in der dritten Runde der Europa-League-Qualifikation an Bröndby IF. Für einen Jahn-Spieler wird die Partie eine ganz besondere: Marvin Knoll ist gebürtiger Berliner und spielte sieben Jahre lang für die Hertha. Im Interview spricht er über seine neue Rolle als Innenverteidiger, seine Beziehung zur Hertha und erklärt, warum eine Pokal-Sensation möglich sein könnte.

Herr Knoll, am Sonntag ist es so weit. Der Jahn trifft im DFB-Pokal auf Ihren Heimatverein Hertha BSC. Wie sieht es bei Ihnen mit der Vorfreude aus?
Marvin Knoll: Die wird natürlich Tag für Tag größer. Ich freue mich darauf aber nicht nur, weil es gegen Hertha geht. Das wird ein absolutes Highlight, auch für unsere Fans. Ein Pokalspiel gegen einen Bundesligisten ist immer eine schöne Sache.

Wie sieht aktuell Ihre Beziehung zur Hertha aus?
Knoll: Als Hardcore-Fan würde ich mich nicht bezeichnen. Aber natürlich verfolge ich die Ergebnisse und schaue, was bei meinem ehemaligen Club passiert. Vergangene Saison haben sie eine tolle Runde gespielt. Auch wenn sie am Ende etwas nachgelassen haben, so war es doch ein großer Erfolg mit dem Erreichen der Qualifikation zur Europa League. Da wird eine Riesen-Arbeit gemacht und ich denke, dass sie in dieser Saison wieder um die internationalen Plätze mitspielen werden.

Wie sind Ihre Kontakte noch zur Hertha, einige Ihrer ehemaligen Kollegen sind ja immer noch im Verein?
Knoll: Ja, das stimmt. Thomas Kraft, Fabian Lustenberger, Peter Pekarik und John Antony Brooks fallen mir da spontan ein. Auch mit Trainer Pal Dardai habe ich bei der U23 noch zusammengespielt. Und auch sonst habe ich noch gute Kontakte zum Verein.

Ist der Kontakt nach Berlin vor diesem Spiel noch intensiver geworden?
Knoll: Nein. Nach der Auslosung hatte ich mit Fabian Lustenberger Kontakt. Ich habe ihm geschrieben, dass ich mich darauf freue, ihn mal wieder zu sehen. Aktuell ist es auch wichtiger, sich auf das Spiel zu konzentrieren und sich davon nicht beeinflussen zu lassen.

Hertha hat schon zwei Pflichtspiele hinter sich, schied in der Qualifikation für die Europa League aber aus. Eher Vor- oder Nachteil für den Jahn?
Knoll: Ich sehe es eher als Nachteil. Sie werden das Spiel sicher nicht mehr auf die leichte Schulter nehmen. Hertha will jedes Jahr eigentlich ins Finale im eigenen Stadion und das ist auf jeden Fall ein riesiger Brocken, der da auf uns wartet.

Wie schätzen Sie die Chancen des Jahn ein?
Knoll: Wir sind auf jeden Fall krasser Außenseiter. Wir sind Aufsteiger aus der Regionalliga, Hertha ist ein gestandener Bundesligist, der vergangene Saison einen internationalen Platz erreicht hat. Der Kader ist mit vielen tollen Spielern gespickt. Trotzdem wollen wir alles raushauen und ein gutes Spiel zeigen. Wer weiß, was dann am Ende möglich ist.

Marvin Knoll über Freunde im Gäste-Block, seine Rolle als Innenverteidiger und seine Erlebnisse im DFB-Pokal

Wer aus Ihrem Freundes- und Familienkreis wird am Sonntag im Stadion sein?
Knoll: Mein Vater, meine Schwiegereltern und Freunde werden da sein. Viele meiner Freunde werden auch im Hertha-Block stehen. Ich freue mich darauf, viele bekannte Gesichter wieder zu sehen. Aber für 90 Minuten muss am Sonntag die Freundschaft ruhen.

Inwieweit ist es hilfreich, dass in der 3. Liga schon vier Spieltage rum sind und der Jahn einen sehr guten Saisonstart hingelegt hat?
Knoll: Die Pflichtspiele sind für uns bislang sehr gut verlaufen. Aber wir wissen natürlich, dass Hertha BSC ein ganz anderes Kaliber ist. Und Hertha hat auch schon zwei Pflichtspiele absolviert und hatte zuletzt noch ein Testspiel gegen Neapel. Von daher denke ich, dass sie auch gut vorbereitet sind.

Sie spielen aufgrund der Verletzungssituation aktuell in der Innenverteidigung. Wie haben Sie sich mittlerweile an die neue Position gewöhnt?
Knoll: Ich habe diese Aufgabe angenommen. Es macht Spaß, die Jungs von hinten zu coachen. Man ist der Letzte in der Kette, hat oft den Ball und muss den Spielaufbau leiten. Das macht mir großen Spaß und ich kann mir auch vorstellen, längerfristig dort zu spielen.

Anfangs hatten Sie noch Kapitän Markus Palionis an Ihrer Seite, der mittlerweile aber auch verletzt ist. Jetzt spielt mit Sven Kopp ein junger Spieler neben Ihnen, der diese Position ebenfalls noch nicht so oft gespielt hatte. Wie hat sich Ihre Rolle dadurch verändert?
Knoll: Markus war unser Abwehrchef, unser Kapitän und immer ein Turm hinten drin. Jetzt müssen andere dafür einspringen. Ich sehe mich bereit, diese Rolle einzunehmen. Sven ist ein junger Spieler, der sehr willig ist. Es passt aktuell eigentlich ganz gut bei uns.

Sehen Sie sich aktuell als der Abwehrchef?
Knoll: Das ist auf mehrere Schultern verteilt. Hinter uns steht noch Philipp Pentke im Tor, vor uns spielt Andi Geipl. Wir versuchen, das alles ein bisschen aufzuteilen, dass nicht einer alleine das Kommando übernimmt. Aber natürlich versuche ich auch, von meiner Position aus lautstark zu coachen.

Am Sonntag treffen Sie auf Spieler wie Vedad Ibisevic und Salomon Kalou. Bereitet man sich auf solche Gegenspieler besonders vor?
Knoll: Ich denke, jeder kennt die Stärken von Spielern wie Ibisevic oder Kalou. Ibisevic ist im Strafraum immer brandgefährlich, da müssen wir immer eng dran sein. Wenn er eine Chance bekommt, dann nutzt er sie meistens. Kalou ist Champions-League-Sieger, da muss man nicht mehr viel dazu sagen. Er hat bei Chelsea gespielt und hat eine Riesenqualität. Aber auch neben diesen beiden hat Hertha viele Spieler mit sehr hoher Qualität.

Welche Erlebnisse hatten Sie bislang im DFB-Pokal?
Knoll: Ein Riesenspiel hatte ich schon. 2011 lagen wir mit Dynamo Dresden gegen Bayer 04 Leverkusen bis zur 68. Minute 0:3 zurück, haben noch den Ausgleich geschafft und in der Verlängerung sogar gewonnen. Das war ein cooles Erlebnis für mich und die gesamte Mannschaft.

Zum Abschluss: Der SSV Jahn kommt gegen Hertha BSC eine Runde weiter, weil...?
Knoll: (grinst) ...weil ich hoffe, dass Hertha einen schlechten Tag erwischt und bei uns alles klappt. Zudem haben wir unsere Fans im Rücken. So können wir diese minimale Chance vielleicht nutzen und die Sensation schaffen.