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Kormoran klaut Fischern die Karpfen - Teichwirte streichen die Segel


Einst war der Kormoran im mitteleuropäischen Binnenland fast ausgerottet. Nachdem der Vogel in den 70er Jahren unter Schutz gestellt wurde, erholte sich der Bestand stetig. So gut, dass der Fischfresser heute so manchen Oberpfälzer Teichwirt in seiner Existenz bedroht.

Einst war der Kormoran im mitteleuropäischen Binnenland fast ausgerottet. Nachdem der Vogel in den 70er Jahren unter Schutz gestellt wurde, erholte sich der Bestand stetig. So gut, dass der Fischfresser heute so manchen Oberpfälzer Teichwirt in seiner Existenz bedroht.

Einst war der Kormoran im mitteleuropäischen Binnenland fast ausgerottet. Nachdem der Vogel in den 70er Jahren unter Schutz gestellt wurde, erholte sich der Bestand stetig. So gut, dass der Fischfresser heute so manchen Oberpfälzer Teichwirt in seiner Existenz bedroht.

"Kleinere Fische, 300 bis 600 Gramm schwer, sind die ideale Mahlzeit für Kormorane", sagt Konrad Bartmann, Geschäftsführer der Teichgenossenschaft Oberpfalz. So groß sind im Frühjahr die Nachwuchskarpfen der hiesigen Teichwirte - weshalb die Zugvögel gerade in den Frühlingsmonaten gerne Halt in der Oberpfalz machen. Geht es in Richtung Sommer, wenn die Fische langsam größer werden, ziehe auch der Kormoran weiter, erklärt der Fachmann. "Die Vögel sind ja nicht blöd."

Variabler Plünderer

Um den Teichwirten entgegenzukommen, hat die Regierung der Oberpfalz 2010 eine Allgemeinverfügung erlassen, die die Möglichkeiten des Abschusses von Kormoranen deutlich erweitert. Für Bartmann ist die Verfügung eine wesentliche Verbesserung, allerdings löse sie das Problem nicht. Denn: "Der Kormoran ist sehr schlau, er kommt nicht mehr in Gruppen, sondern vereinzelt zu unterschiedlichen Tageszeiten." Teichwirte, die ihren Betrieb im Nebenerwerb führen - die überwiegende Mehrheit in der Oberpfalz - hätten kaum eine Chance, den Kormoran wirksam zu bekämpfen. Sie bekämen die Räuberei unter Umständen gar nicht mit, würden allenfalls merken, dass sie weniger füttern müssen - und stünden im Herbst beim Abfischen mit leeren Händen da.

"Draufzahlen auf Dauer geht nicht"



Neben dem Kormoran mache auch der Fischotter den Teichwirten zu schaffen, der "wandert und die Teiche leer macht", berichtet Bartmann. Die Jagd auf ihn sei untersagt. Der Biber wiederum gefährde durch seine rege Bautätigkeit die Standfestigkeit der Teiche. Vereinzelt bereite auch der Mink, der nach Europa eingewanderte Amerikanische Nerz, den Teichwirten Probleme.

Nicht zuletzt sorge der "Verwaltungsbürokratismus" dafür, dass immer mehr Teichwirte ans Aufgeben denken, sagt Bartmann. "Draufzahlen auf Dauer geht nicht." 14.000 Teiche und etwa 2.700 teichwirtschaftliche Betriebe gibt es laut Bartmann in der Oberpfalz. Er geht davon aus, dass ein Drittel der Wirte ihre Teiche mittlerweile nicht mehr bewirtschaften.

"Dramatisches Problem"

Von einem "dramatischen Problem" spricht Hans Klupp, Vorsitzender des Fischerzeugerrings Oberpfalz. Er warnt davor, dass das Kulturgut Teichwirtschaft verloren geht. Zum einen würde damit eine einzigartige Kulturlandschaft zerstört. Zum anderen sei die große Artenvielfalt, die in den Teichregionen herrscht, in Gefahr. Klupp begrüßt, dass die Politik den Teichwirten entgegenkommt, etwa durch ein bayerisches Entschädigungsprogramm für Fischotter-Schäden.

Doch dem Selbstverständnis der Teichwirte helfe das nicht viel weiter: "Wir wollen nicht von Entschädigung leben, sondern vom Erlös der Fische." Absurd sei auch, dass der Markt für den Karpfen gerade jetzt da wäre, meint Klupp. Umweltverbände empfehlen ihn Verbrauchern als einzigen "ökologisch korrekten" Fisch, der mit gutem Gewissen gegessen werden kann.

Dr. Thomas Ring, Fachberater für Fischerei des Bezirks Oberpfalz, kennt die Kormoranproblematik nur zu gut. "Der Schaden war gerade in diesem Frühjahr gewaltig", sagt er. In der Beratung verweise er auf die Allgemeinverfügung der Regierung der Oberpfalz. In manchen Fällen rate er dazu, den Teich mit einem Schutznetz zu überspannen oder einen Zaun im Teich anzubringen, der den Kormoran abhält, die Fische aber durchlässt. Insgesamt sei die Bekämpfung "schwierig".