Rattiszell

Von wegen Handicap: Kathrin (21) arbeitet in der KiTa


Die 21-jährige Kathrin Probst hat in der Kindertagesstätte in Rattiszell (Kreis Straubing-Bogen) ihren Traumjob gefunden. Der Rollstuhl ist dabei weder für sie noch für die Kinder ein Handicap.

Die 21-jährige Kathrin Probst hat in der Kindertagesstätte in Rattiszell (Kreis Straubing-Bogen) ihren Traumjob gefunden. Der Rollstuhl ist dabei weder für sie noch für die Kinder ein Handicap.

Mittwoch ist in der Kindertagesstätte Sankt Benedikt in Rattiszell Kathrin-Tag, Montag auch. Dass die 21-Jährige mit ihrem Rollstuhl kommt, stört die Kinder nicht.

Kathrin Probst kam mit sogenannten Glasknochen zur Welt und sitzt seit Kindertagen im Rollstuhl. Seit 2013 arbeitet sie in der Bruder-Konrad-Werkstätte in Mitterfels, im Januar dieses Jahres hat sich mit dem Außenarbeitsplatz in der Kindertagesstätte ein Traum für die junge Frau erfüllt: "Ich wollte immer schon mit Kindern arbeiten."

Kathrin ist mit Rafael vor einem bunten Fenster. "Gib mir deine Hand", fordert sie den kleinen Buben auf. Mit einem Pinsel malt sie seine kleine Hand schwarz an, nimmt sie und drückt sie vorsichtig gegen die Scheibe. "Eigentlich sollte es ein Schaf werden", sagt Kathrin und schaut etwas skeptisch. Sie malt Ohren und Augen dazu. "Man braucht nur viel Fantasie, dann geht's."

Offenheit den Kindern gegenüber

In dieser Woche steht das Thema Bauernhof auf dem Programm. Rafael steht da mit seiner schwarzen Hand, kurz davor, sich die Farbe an der Hose abzuwischen. "Komm mit, Hände waschen." Rafael geht voraus, Kathrin rollt hinterher, zum Tisch mit dem Wassereimer. "Das gefällt den Kindern, im Wasser rumzupantschen", sagt sie und lacht. Dann wartet auch schon Mia, auch sie will mit ihrer Hand ein Schaf an die Scheibe drücken. Kathrin zieht ihr zuvor einen Umhang an, damit keine Farbe an die Hose und den Pullover kommt.

Der Rollstuhl ist ihr dabei nicht im Weg, souverän fährt sie hin und her - zwischen Fenster und Wassereimer, hebt zwischendurch einen Bauklotz auf. "Die Kinder sind von Anfang an offen auf mich zugegangen", sagt sie. Kathrin erklärt ihnen ganz offen, warum sie nicht gehen kann, wie sie. Manche seien zwar "a bisserl g'schreckt gewesen", aber das habe sich schnell gelegt.

"Wir hatten den Dreh schnell raus"



"Wir hatten den Dreh schnell raus", spricht Kathrin das harmonische Miteinander an. Die Kinder wissen, dass sie aufpassen müssen. Eine heftige Umarmung zur Begrüßung könnte bei ihr fatale Folgen haben. "Aber das haben die Kinder schnell gelernt", erzählt die Leiterin Monika Lex. Für sie ist Kathrin Probst eine Bereicherung für die Kindertagesstätte: "Kathrin arbeitet selbstständig, sie weiß, was sie will." Sie hilft in der Organisation, beaufsichtigt die Kinder am Gang, bastelt am Tisch oder beteiligt sich am Morgenkreis. "Sie ist im Team voll integriert und wird dort auch gebraucht", fasst Lex zusammen. Die 21-Jährige hat sich sogar eigenständig zu Fortbildungen angemeldet. "Wir sind begeistert von ihrem Engagement", spricht Lex im Namen des Teams. Kathrin Probst ist zusätzlich da, das heißt "ihre Stelle fällt nicht unter den Betreuungsschlüssel", erklärt Bürgermeister Manfred Reiner. Genauso wie Monika Lex kennt auch er die junge Frau schon seit ihrer Kindheit. "Es ist eine schöne Freundschaft entstanden", sind sich beide einig.

Umso mehr freut es ihn, zu sehen, wie Kathrin in ihrem neuen Job sichtlich aufblüht und die Kinder in ihren Bann ziehen kann.

Schonraum? "Den will ich nicht"

Schonraum bekommt die 21-Jährige nicht. "Den will ich auch nicht", betont sie. Ihre Lebensfreude und ihre Fröhlichkeit wussten die Kinder schon sehr bald zu schätzen. Auch Manfred Schmidt, Einrichtungsleiter der Bruder-Konrad-Werkstätte, zeigt sich sehr erfreut, dass die Gemeinde und der Kindergarten dem Thema Inklusion so offen gegenüberstehen. "Das findet man nicht oft." Doch der Bürgermeister bedauert, dass die Inklusionsbestrebungen in den Schulen oftmals nicht fortgeführt werden.

Derzeit laufen Gespräche, ob Kathrin nicht länger im Kindergarten arbeiten darf. "Das wäre natürlich toll", schwärmt sie. Bildungsbegleiter Rudolf Ameismeier wird zusammen mit Manfred Schmidt, Monika Lex und Bürgermeister Reiner sowohl über den Bedarf als auch über die Leistungsfähigkeit beraten.

Bis eine Entscheidung gefallen ist, geht sie nach den zwei halben Tagen wieder zurück in die Werkstätte. Dort arbeitet sie in der Ersatzteilverpackung. "Sie ist vor allem auch feinmotorisch sehr geschickt", sagt Manfred Schmidt. Die Frage, wo es ihr besser gefällt, erübrigt sich bei Kathrin: "Hier habe ich endlich die Chance, mit Kindern zu arbeiten."

Mehr dazu lesen Sie in der Montagsausgabe vom Straubinger Tagblatt.

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Die 21-jährige Kathrin Probst hat in der Kindertagesstätte in Rattiszell (Kreis Straubing-Bogen) ihren Traumjob gefunden. Der Rollstuhl ist dabei weder für sie noch für die Kinder ein Handicap.

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