Niederbayern/Oberpfalz

"Bei uns ist nichts kaputt" – Diese Bäder sind zu unrecht auf Sanierungsliste


Schwimmbäder sind nicht nur ein Freizeitfaktor. Schulen brauchen ein Bad in ihrer Nähe, um Schwimmunterricht geben zu können. Sonst gibt es irgendwann überall nur noch Nichtschwimmerbecken.(Symbolbild)

Schwimmbäder sind nicht nur ein Freizeitfaktor. Schulen brauchen ein Bad in ihrer Nähe, um Schwimmunterricht geben zu können. Sonst gibt es irgendwann überall nur noch Nichtschwimmerbecken.(Symbolbild)

"Badespaß ade? Diesen Schwimmbädern in der Region droht das Aus". Diese Meldung schlug in der vergangenen Woche hohe Wellen. Nicht nur bei vielen Bürgern, sondern auch bei einigen Gemeinden, die sich im falschen Film wähnten - denn ihre Bäder sind bereits wieder auf dem neuesten Stand. Was ist also wirklich dran an dem maroden Zustand zahlreicher Schwimmbäder in Niederbayern und der Oberpfalz? Ist es wirklich so schlecht um sie bestellt?

Stein des Anstoßes war eine schriftliche Anfrage vom 22. August 2016 des bayerischen SPD-Fraktionschefs Markus Rinderspacher im bayerischen Landtag. Er wollte wissen, in welchem Zustand die öffentlichen Schwimmbäder der Kommunen im Freistaat sind. Das daraufhin vom Bayerischen Innenministerium veröffentlichte Ergebnis war zunächst erschreckend: 43 Bäder in Niederbayern seien - zum Teil dringend - sanierungsbedürftig, 13 sogar von der Schließung bedroht. Auch im Landkreis Cham (Oberpfalz) sah die Lage alles andere als rosig aus: Sieben Bäder sanierungsbedürftig, drei davon von der Schließung bedroht.

Helle Aufregung herrschte angesichts der oben genannten Meldung vor allem in den Gemeinden Leiblfing und Oberschneiding im Landkreis Straubing-Bogen. Noch am selben Tag, an dem der Artikel bei idowa.de online ging, meldeten sich aufgebrachte Bürger bei den Gemeinden. Dort fischte man zunächst im Trüben und konnte sich so gar nicht erklären, was es denn damit auf sich hat. Der Grund: Sowohl Leiblfing als auch Oberschneiding haben neu sanierte, bzw. komplett neue Schwimmbäder. Von marode keine Spur.

Des Rätsels Lösung: Für die Anfrage von Markus Rinderspacher im Bayerischen Landtag verwendete das Bayerische Innenministerium die aktuellste Liste, die zum Zeitpunkt des 13. Oktober 2016 vorlag. Diese datiert allerdings aus dem Jahr 2014. In der Zwischenzeit sind allerdings in einigen Kommunen die Uhren freilich nicht stillgestanden. Auf dem aktuellsten Stand war diese Umfrage also mitnichten.

Sanierungsbedarf oder nicht? Nachdem sich die Liste des Innenministeriums als veraltet herausstellte, hat idowa nachgefragt. In unserer Karte finden Sie alle Bäder, die tatsächlich saniert werden müssen (gelb), die zu Unrecht auf der Liste stehen, weil sie ungebremsten Badespaß bieten (grün) und die Bäder, die ihre Türen bereits geschlossen haben oder denen die Schließung droht (rot).

"Unser Bad hat auf der Liste nichts verloren!"

Dass die Liste nicht aktuell ist, bestätigt auch Walter Deichselberger von der Verwaltungsgemeinschaft Straßkirchen (Kreis Straubing-Bogen). In der Kommune befinden sich in Straßkirchen und in Schambach zwei Bäder. Laut Liste des Innenministeriums sind beide von der Schließung bedroht. "Völliger Schwachsinn!", entgegnet Deichselberger. Er könne sich erinnern, 2014 eine entsprechende Anfrage beantwortet und damals tatsächlich angegeben zu haben, dass den Bädern möglicherweise eine Schließung drohe. Immerhin wurde das Schwimmbad in Straßkirchen bereits Anfang der 60er-Jahre und das Bad in Schambach 1974 gebaut. Naturgemäß nagt innerhalb von 40 bis 50 Jahren der Zahn der Zeit an solchen Objekten. "In der Zwischenzeit wurde allerdings in beiden Bädern eine moderne Dosieranlage installiert", berichtet Deichselberger. Dabei handelt es sich um vollautomatische Messgeräte, die dem Wasser entsprechend Chlor zugeben. Eine drohende Schließung beider Bäder konnte auf Grund dieser Maßnahme abgewendet werden. Deichselberger räumt aber auch ein: "Solche Bäder sind im Grunde für jede kleinere Gemeinde ein reines Draufzahlgeschäft und haben lediglich Freizeitwert. Würde man sie schließen, wäre das Geschrei groß, genutzt werden sie aber nur spärlich."

Beileibe kein Einzelfall. In vielen Gemeinden wurden vor 40 bis 50 Jahren Bäder gebaut. Damals war Geld da, um Freizeitangebote wie Bäder, Kegelbahnen und ähnliches zu finanzieren. Jetzt ist aber einerseits das Geld knapp und andererseits werden die kleinen Bäder immer weniger genutzt, der Trend geht schon seit Jahren zu Erlebnisbädern. Vielleicht ist es deshalb mancherorts nicht zu vermeiden, dass ein Bad schließen muss. Immerhin pumpen die Gemeinden teils hundertausende Euro im Jahr in ihre Bäder. Und manchmal findet sich in der Nähe eine bessere Alternative.