Neuer Jahn-Trainer im Interview

Selimbegovic: "Die Leute sollen sagen: die hatten Feuer"


Seit 13 Jahren im Verein, nun Cheftrainer des SSV Jahn Regensburg: Mersad Selimbegovic.

Seit 13 Jahren im Verein, nun Cheftrainer des SSV Jahn Regensburg: Mersad Selimbegovic.

Von Fabian Roßmann und Magnus Rötzer

Es war eine auf den ersten Blick überraschende, auf den zweiten Blick aber völlig logische und konsequente Entscheidung: Der bisherige Co-Trainer Mersad Selimbegovic steigt beim SSV Jahn Regensburg zum Cheftrainer auf und tritt die Nachfolge des zum 1. FC Köln abgewanderten Achim Beierlorzer an. Selimbegovic kennt den Jahn, wie wohl nur wenige andere. Seit 2006, also inzwischen seit 13 Jahren, ist der Bosnier im Verein. Bis 2012 als Spieler, dann als Trainer im Nachwuchs, als Nachwuchskoordinator und zuletzt zwei Saisons als Co-Trainer. Nun wird er Verantwortung in erster Reihe übernehmen. Im idowa-Interview spricht der 37-Jährige über die Umstellung vom Co- zum Cheftrainer, seine Entwicklung, seine Herangehensweise an die neue Aufgabe und die Veränderungen im Kader des Zweitligisten.

Herr Selimbegovic, Achim Beierlorzer hat bei seiner Vorstellung als Trainer des 1. FC Köln gesagt, ein Co-Trainer müsse wie ein Cheftrainer denken. Müssen Sie sich also gar nicht groß umstellen?
Mersad Selimbegovic: Es stimmt, dass ich so gedacht habe. Aber als Co-Trainer sitzt man hinter dem Cheftrainer und kann sich in aller Ruhe alles anschauen. Deshalb ist es schon eine Umstellung. Als Cheftrainer muss man schnell Entscheidungen treffen, der Stresslevel ist höher.

Was denken Sie, wird die größte Umstellung für Sie sein?
Selimbegovic: Das, was wir gerade machen (lacht). Die mediale Präsenz ist natürlich größer, ich muss mehr Interviews geben. Als Co-Trainer waren es in zwei Jahren zwei, jetzt habe ich seit der Bekanntgabe fast täglich ein Interview gegeben. Das gehört dazu und macht auch Spaß. Aber ich bin in erster Linie Trainer, um mit der Mannschaft zu arbeiten. Und das kann ich kaum erwarten.

Können Sie sich von Interview zu Interview mehr mit der Rolle ganz vorne anfreunden?
Selimbegovic: Ich spüre jeden Tag mehr Vorfreude auf den Job. Das ist wichtig und gibt mir das Gefühl, dass es die richtige Entscheidung war.

Inwieweit wird sich in der Arbeit mit der Mannschaft für Sie etwas ändern?
Selimbegovic: Ich habe als Co-Trainer auch viel gemacht, weil mir Achim viel zugetraut hat. Trotzdem wird es jetzt ein bisschen anders sein. Und alle Spieler schauen noch mehr auf dich. Du musst Entscheidungen treffen und die Marschroute vorgeben.

In Trainerteams ist oft die Rollenverteilung mit dem Cheftrainer als "bad cop" und dem Co-Trainer als "good cop". War das zuletzt zwischen Ihnen und Achim Beierlorzer auch so?
Selimbegovic: Ich weiß nicht, ob man das planen kann. Es entsteht viel mehr. Die Spieler wissen, wer die finale Entscheidung trifft. Wenn ein Spieler nicht spielt, dann denkt keiner in erster Linie an den Co-Trainer. Dadurch entsteht vielleicht eine Rollenverteilung in diese Richtung. Ich bin mir aber darüber auch bewusst. Es gibt im Fußball nunmal Entscheidungen, die nicht jedem gefallen. Wir haben mehr als 20 Spieler und nur elf davon können von Beginn an spielen. Jeder Spieler ist seines Glückes Schmied. Es geht doch genau darum, sich jeden Tag zu messen, die bestmögliche Leistung zu bringen und zu zeigen, dass man bereit ist. Ich muss dann entscheiden, wer die richtigen Jungs für die Startelf und den Kader sind.

Laut Christian Keller war die erste Reaktion von Kapitän Marco Grüttner auf Ihre Berufung zum Cheftrainer: "Richtig geil!" Hilft es, wenn man den Kapitän von Beginn an hinter sich hat?
Selimbegovic: Es freut mich, dass Marco so reagiert hat und er hat mich auch gleich danach angerufen. Auch die anderen Spieler haben sich gemeldet. Marco hat gesagt, er freue sich darüber, weil er weiß, wie ich ticke. Ich habe jetzt nicht nachgeforscht, ob alle so glücklich sind, das ist ja auch gar nicht meine Aufgabe (lacht). Wir werden einfach zusammenarbeiten und unser Bestes für den Jahn geben. Ich denke allerdings schon, dass es ein großer Vorteil ist, dass ich die Mannschaft kenne.

Christian Keller hat auch gesagt, er hat Sie ausgewählt, weil er genau wisse, was er bekommt. Was für einen Cheftrainer bekommt denn Christian Keller und der gesamte Jahn?
Selimbegovic: Man bekommt einen Trainer, der akribisch und fleißig arbeitet und alles gibt. Ich stand schon lange für diesen Verein und hoffe, noch lange für diesen Verein stehen zu dürfen. Man bekommt einen Trainer, der keine Zeit braucht, um sich mit dem Verein zu identifizieren und mit der Spielidee klarzukommen. Ich kenne das Umfeld und jeden Mitarbeiter. Das ist, glaube ich, ganz wichtig.

Sie hatten nach der ersten Anfrage von Christian Keller ein paar Tage Bedenkzeit. Brauchten Sie die wirklich, oder hatten Sie von Beginn an das Gefühl, das machen zu wollen?
Selimbegovic: Innerlich habe ich gleich gewusst, dass ich das machen will. Aber es gibt in meinem Leben verschiedene Prioritäten und da ist meine Familie ganz oben. Ich bin keiner, der nur an seine Karriere denkt und nur für sich selbst die Möglichkeit sieht. Mir ist meine Familie sehr wichtig. Und ich wollte auch mit mir im Klaren darüber sein, was ich dem Jahn als Cheftrainer geben kann.

Was waren Punkte, die sie abgewogen haben?
Selimbegovic: Es war weniger ein Abwägen. Ich wusste von vornherein: Wenn meine Familie mitmacht, dann gibt es nicht viele Punkte, über die ich nachdenken muss. Ich wollte nur sicher sein, dass ich es aus völliger Überzeugung mache, weil ich mir den Job zutraue. Und nicht, weil ich dann ein paar Interviews mehr geben kann (lacht).

Auf Seite 2 des Interviews spricht Mersad Selimbegovic über seine Entwicklung und seine Herangehensweise an die neue Aufgabe

Mersad Selimbegovic über seine Entwicklung und seine Herangehensweise als Cheftrainer

Sie sind nun schon seit 13 Jahren im Verein, haben vom Spieler über Jugendtrainer bis jetzt zum Cheftrainer alles mitgemacht. Was hat Sie in dieser Entwicklung geprägt?
Selimbegovic: Für mich war es positiv, dass ich nach meinem Karriereende sofort als Trainer begonnen habe. Weil man mit 30 noch lernfähiger ist als später. Man bekommt dann schnell ein Gefühl dafür, wie die Spieler ticken, was sie annehmen. Es war schön, dass ich mich einfach Schritt für Schritt entwickeln konnte. Denn ich bin kein Typ, der immer schnell den nächsten Schritt machen muss oder groß seine Karriere plant. Meine Devise ist: Man muss einfach immer alles geben und alles andere wird sich von selbst regeln. Und wenn du den nächsten Schritt machst, dann ist wichtig, dass du bereit dafür bist. Und nicht, dass du ihn möglichst schnell machst. Ich durfte mit vielen Spielern und Trainern arbeiten und von allen nimmst du etwas mit.

Was ist der größte Unterschied zwischen dem Trainer Mersad Selimbegovic von 2012 und dem heutigen?
Selimbegovic: Ich achte inzwischen auf so viele Sache. Am Anfang habe ich immer noch ein Stück weit als Spieler gedacht: Einfach raus und drauf. Aber so geht es im Fußball nicht. Diese Begeisterung ist wichtig, aber es gibt schon Sachen, die man dennoch berücksichtigen muss, um leichter zum Ziel zu kommen. Das ist wohl der größte Unterschied. Bei der Ausbildung vom C-Schein bis zum Fußballlehrer bekommt man in vielen Stunden die Trainersicht vermittelt. Die größte Kunst ist, irgendwann die Fußballschuhe wegzulassen und als Trainer auf den Platz zu gehen und nicht mehr als Spieler.

Also sehen Sie den Trainerjob auch als einen Beruf, den man lernen kann und muss?
Selimbegovic: Absolut. Wenn man selbst Profi war, dann hilft einem das im Job als Trainer, wenn man clever ist. Aber ein Trainer darf nie als Spieler denken. Als Spieler stehst du immer im Mittelpunkt, für dich wird alles vorbereitet. Du musst nur pünktlich da sein und trainieren. Als Trainer musst du alles vorbereiten und auch mehr Aufgaben im Verein erfüllen. Als Spieler hat man nur mit dem Trainer und ab und zu mit dem Medienteam zu tun. Als Cheftrainer hast du mit jeder Abteilung zu tun. Das ist auch Thema in der Ausbildung, wie man mit der Vereinsführung, den Medien, den Fans oder den Sponsoren umgeht.

Inwieweit hat Ihnen das Absolvieren der UEFA-Pro-Lizenz geholfen, die mit dem Fußballlehrer in Deutschland gleichgestellt ist?
Selimbegovic: Es war eine überragende Erfahrung. Ich war viel unterwegs. Wir waren in Nyon bei der UEFA, wo wir mit Leuten zu tun hatten, die im Fußball wirklich schon etwas erlebt und erreicht haben. Zwei Tage habe ich mich zum Beispiel mit Howard Wilkinson ausgetauscht, dem letzten Engländer, der die Premier League gewonnen hat - das war vor 27 Jahren. Er hat viel Erfahrung und agiert dadurch sehr ruhig. Man hat auch gemerkt, dass ihm Geld oder die mediale Präsenz nicht so wichtig ist. Es geht ihm nur um Fußball und er will den Leuten etwas mit auf den Weg geben: Denkt nicht, dass ihr die Besten seid. Fußball kann auch brutal sein, Fußball ist ein unberechenbarer Sport.

Zuletzt haben Sie zwei Jahre an der Seite von Achim Beierlorzer gearbeitet. Was nehmen Sie aus dieser Zeit mit?
Selimbegovic: Ich habe wirklich sehr viel gelernt. Ich bin froh und dankbar, dass ich mit einem solchen Menschen und Trainer zusammenarbeiten durfte. Ich habe im Fußball schon vieles gesehen, aber so einen begeisternden und positiven Menschen, der eine brutale Ausstrahlung und eine solche Aura hat, der sich nie unterkriegen lässt, habe ich selten erlebt. Das war überragend.

Wie wird nun Ihre Herangehensweise sein, was ist Ihnen in der Arbeit mit der Mannschaft wichtig?
Selimbegovic: Ich bin jemand, der sehr viel Wert auf Disziplin legt. Der Fußball, den wir spielen, verlangt eine brutale mannschaftliche und taktische Disziplin. Und das beginnt nicht erst im Training, sondern schon vor dem Training und geht nach der Einheit weiter. Das, was wir auf dem Platz brauchen, kann nur entstehen, wenn man außerhalb des Platzes auch gewisse Abläufe hat, an die sich jeder hält und wenn jeder in die gleiche Richtung geht. Ich erwarte von den Spielern, dass sie das machen, schließlich sind sie Profis. Ich erwarte auch viel Kommunikation. Ich bin ein offener Mensch. Mir ist der Austausch mit den Spielern sehr wichtig.

Inwieweit unterscheidet sich die aktuelle Spieler-Generation von der Zeit, als Sie selbst noch gespielt haben?
Selimbegovic: Durch die heutigen Möglichkeiten, zum Beispiel, dass man im Internet nahezu alles finden kann, können sich die Spieler selbst informieren. Sie hinterfragen alles und wollen auch verstehen, was gemacht wird. Früher hat man einfach gemacht, was der Trainer vorgegeben hat. Heutzutage sind die Spieler oft auch viel selbstbewusster, weil sie durch die Ausbildung in den Nachwuchsleistungszentren schon sehr viel mitbekommen.

Wofür soll die Jahn-Mannschaft unter Ihnen stehen?
Selimbegovic: Ich will, dass man nach jedem Spiel sagen kann, die Spieler haben heute alles gegeben. Das verlange ich von meinem Team. Wenn man alles gibt, dann steht man sportlich oft auf der Siegerseite und man ist unabhängig vom Ergebnis ein Gewinner. Es gibt Tage, an denen nicht alles klappt oder der Gegner einfach besser ist. Aber ich will, dass die Leute unabhängig vom Ergebnis sagen: die haben alles investiert, waren mutig und hatten Feuer.

Auf Seite 3 des Interviews spricht Mersad Selimbegovic über die Jahn-Spielidee und seine optimistische Einstellung

Mersad Selimbegovic über die Jahn-Spielidee und seine optimistische Einstellung

Sie werden die bisherige Spielidee beibehalten und haben diese beim Jahn mitentwickelt. Können Sie uns einen Einblick in die Entstehung dieser Spielidee geben?
Selimbegovic: Das waren viele Marathonsitzungen. Wir haben uns immer wieder zusammengesetzt und haben viel diskutiert: über den Fußball, den wir sehen wollen, über unsere Möglichkeiten, unsere Vergangenheit und über unsere Zukunft. Daraus ist die Idee Stück für Stück entstanden. Als Spieler habe ich selbst nicht hundert Tore für den Jahn geschossen oder 50 vorbereitet. Aber ich wurde oft gefeiert, weil ich das eine oder andere Tackling ausgepackt habe (schmunzelt). Ich weiß, dass es in Regensburg gut ankommt, wenn man aktiv ist und nicht nur reagiert. Deshalb ist dieser Fußball für uns das Richtige. Wir wollten Powerfußball sehen und das hat sich Stück für Stück entwickelt und daran waren viele Leute beteiligt.

Als Jahn kann man sich nicht die talentiertesten Spieler leisten. Inwieweit hilft deshalb auch diese Spielidee, in der man vor allem über das Kollektiv kommt?
Selimbegovic: Das war sicherlich damals auch eine der Überlegungen und ein entscheidender Aspekt, warum wir in diese Richtung gegangen sind. Wir können nicht nach Brasilien fliegen und einen Spieler für 10 Millionen Euro holen, der uns außer Atem lässt, wenn er zu zaubern beginnt. Aber Elemente wie Physis und Mentalität, die im Fußball sehr wichtig sind, die können wir finden und erzeugen.

Blicken wir auf die aktuelle Situation. Es wird in der Mannschaft die eine oder andere Veränderung geben. Wie bewerten Sie den Umbruch?
Selimbegovic: Ich sehe das nicht so schlimm. Das ist ein ganz normaler Prozess. Wenn man als Underdog zwei Jahre in Folge so erfolgreich spielt, dann ist es nur konsequent, dass der eine oder andere Begehrlichkeiten weckt. Uns war auch immer bewusst, dass das so kommen kann. Ich bin über 20 Jahre im Fußballgeschäft und bin es gewohnt, jeden Sommer jemanden zu verabschieden oder sich selbst zu verabschieden. Ich sehe die Situation aber auch als riesige Chance für die Spieler, die schon da sind, oder die Spieler, die neu kommen. Ich hoffe, dass auch kommende Saison wieder der eine oder andere Spieler für Bundesligisten interessant wird. Ich hoffe natürlich, dass sie dann nicht gehen. Aber wenn sie interessant sind, dann bedeutet das, dass wir wieder gut unterwegs sind.

Sie sind also grundsätzlich optimistisch eingestellt?
Selimbegovic: Genau. Man kann im Leben immer alles so oder so sehen. Ich kann ihnen dazu eine Geschichte erzählen, die das für mich veranschaulicht.

Sehr gerne!
Selimbegovic: Ein Fischer hat auf dem Markt immer den besten Fisch. Den fängt er an einer Stelle, wo es sehr gefährlich ist. Ein Freund fragt ihn: Bist du verrückt, dein Vater und dein Großvater sind dort ums Leben gekommen. Darauf sagt der Fischer: Das weiß ich. Leben denn dein Vater und Großvater noch? Nein, sagt der Freund. Und wie sind sie gestorben? Der Freund antwortet: Sie haben sich abends ins Bett gelegt und waren am nächsten Tag tot. Darauf sagt der Fischer: Und du legst dich jeden Abend wieder ins Bett? Das ist aber sehr mutig.

Was nehmen Sie aus dieser Geschichte für sich mit?
Selimbegovic: Ich will einfach optimistisch durchs Leben gehen, meinem Weg und meinen Überzeugungen treu bleiben und mich nicht aus der Ruhe bringen lassen. Wissen Sie, ich bin heute morgen aufgestanden und war überragend drauf. Und wenn ich morgen aufstehe und es regnet, dann bin ich trotzdem wieder gut drauf.

Es gibt keine Alternative zum Optimismus.
Selimbegovic: Genau. Das hat ein sehr guter Freund von mir als Whats-App-Status (lacht).

Achim Beierlorzer?
Selimbegovic: Richtig.

Gehen Sie mit dieser Einstellung nun auch die Aufgabe beim Jahn an?
Selimbegovic: Einige Leute haben zu mir gesagt: Die letzten beiden Jahre waren sensationell. Da geht nicht mehr, das musst du einberechnen. Ich frage sie dann: Könnt ihr das mit Sicherheit sagen? Gibt es ein Gerät, das in die Zukunft schauen kann? Es gibt für nichts eine Garantie. Ich habe als Jugendlicher Krieg erlebt. Da merkt man, worauf es im Leben wirklich ankommt. Deshalb bin ich einfach glücklich über das, was ich aktuell erleben darf.

Auf Seite 4 des Interviews spricht Mersad Selimbegovic über das Anforderungsprofil für Neuzugänge und seinen anstehenden Heimaturlaub.

Mersad Selimbegovic über das Anforderungsprofil für Neuzugänge und seinen Heimaturlaub

Zurück zum Sportlichen: Waren Sie in die bisherige Kaderplanung involviert?
Selimbegovic: Ich war immer eingebunden in den letzten beiden Jahren. Ich habe Spieler mitanalysiert und sie angeschaut.

Was muss ein Spieler mitbringen, damit er zum Jahn passt?
Selimbegovic: Das Allerwichtigste ist, dass er sich mit unseren Werten identifiziert, also dass er ambitioniert, bodenständig und glaubwürdig ist. Er sollte im Idealfall auch schon gezeigt haben, dass er auch mit schwierigen Situationen umgehen kann. Für mich ist viel aussagekräftiger, wie sich ein Spieler verhält, der nicht regelmäßig spielt als ein Spieler, der immer spielt. Bei letzterem passt alles. Aber wenn man nicht spielt, dann zeigt sich der Charakter. Fußball macht keinen Charakter aus, aber Fußball zeigt ganz schnell, welchen Charakter jemand hat. Wenn man die 2. Liga analysiert, dann ist klar, dass jedes Spiel ein großer Kampf wird und weiter Kleinigkeiten entscheiden werden. Und Kleinigkeiten kommen sehr oft über mannschaftliche Geschlossenheit und Zusammenhalt. Wenn es hart auf hart kommt, dann entscheidet die Mentalität. Deshalb brauchen wir hier Spieler mit einer guten Mentalität.

Sind sich Neuzugänge dessen bewusst, dass sie in diesem Punkt vielleicht nochmals eine Schippe drauflegen müssen?
Selimbegovic: Denen ist völlig bewusst, was hier von ihnen verlangt wird. Das ist das erste, was wir den Spielern sagen, wenn wir sie zu einem Gespräch einladen. Wir sprechen mit potenziellen Neuzugängen ein paar Stunden und die wissen dann genau, worauf sie sich einlassen. Aber man merkt da auch bei vielen diese Vorfreude und den Spielern gefällt das. Es gibt Tage, da gelingt mit dem Ball nicht so viel, aber dann können sie dennoch aktiv sein und gut gegen den Ball arbeiten. Es ist auch wichtig, dass man bei ihnen eine gewisse Begeisterung dafür spürt.

Auch die Stelle des Co-Trainers gilt es neu zu besetzen. Als interne Lösung könnte auf den ersten Blick Yavuz Ak eine Option sein. Oder planen Sie eine externe Besetzung, um auch einen neuen Input in den Verein zu holen?
Selimbegovic: Wir haben schon potenzielle Kandidaten, mit denen wir uns intensiv beschäftigen. Geplant ist zunächst ausschließlich mit externen Kandidaten zu sprechen.

Sie waren selbst auch einige Jahre im Jahn-Nachwuchs tätig. Was fehlt aktuell noch, damit man mehr Spieler aus dem eigenen Nachwuchs in die erste Mannschaft integrieren kann?
Selimbegovic: Es fehlt in erster Linie Zeit. Das, was wir vor ein paar Jahren im Nachwuchs begonnen haben, machen andere Vereine seit 20 Jahren. Wir müssen weiterhin so arbeiten und unsere Mannschaften peu a peu entwickeln und unsere Qualität jedes Jahr ein bisschen erhöhen. Dann wird es realistischer, dass Spieler den Sprung schaffen.

Was steht bei Ihnen nun noch an, bis es am 23. Juni mit der Vorbereitung losgeht?
Selimbegovic: Die Pfingstferien kommen (lacht). Dann geht es erst in die Heimat und dann ein bisschen ans Meer. Natürlich werde ich mit Christian Keller im ständigen Austausch sein, aber ich muss mich auch ein bisschen erholen. Wir hatten am 21. Mai unsere Abschlussfeier, seitdem sind alle anderen Mitglieder des Trainerteams im Urlaub - nur ich nicht (lacht). Das ist nicht schlimm, aber ein bisschen Pause brauche ich auch, denn die Aufgabe wird nicht kleiner. Ich freue mich auch für meine Kinder, denn das ist die einzige Zeit, die wir wirklich nur für uns haben.

Was gibt Ihnen der Heimatbesuch?
Selimbegovic: Die Eltern und Freunde zu sehen, das gibt einem schon positive Energie. Aber lange werde ich mich da nicht aufhalten, denn das ist kein richtiger Urlaub. Du musst jeden besuchen und sehen. Da erhole ich mich nicht und komme mit fünf Kilo mehr zurück (lacht). Denn meine Mama sagt: Schon wieder abgenommen, komm iss. Deswegen wird es eher ein kurzer Trip und dann geht's ans Meer, wo man auch ein bisschen Sport machen kann

Zwei Jahre ein erfolgreiches Duo: Mersad Selimbegovic (links) und Achim Beierlorzer. (Foto: dpa)

Zwei Jahre ein erfolgreiches Duo: Mersad Selimbegovic (links) und Achim Beierlorzer. (Foto: dpa)

"Als Spieler habe ich selbst nicht hundert Tore für den Jahn geschossen oder 50 vorbereitet. Aber ich wurde oft gefeiert, weil ich das eine oder andere Tackling ausgepackt habe (schmunzelt). Ich weiß, dass es in Regensburg gut ankommt, wenn man aktiv ist und nicht nur reagiert", sagt Mersad Selimbegovic (liegend). (Foto: imago)

"Als Spieler habe ich selbst nicht hundert Tore für den Jahn geschossen oder 50 vorbereitet. Aber ich wurde oft gefeiert, weil ich das eine oder andere Tackling ausgepackt habe (schmunzelt). Ich weiß, dass es in Regensburg gut ankommt, wenn man aktiv ist und nicht nur reagiert", sagt Mersad Selimbegovic (liegend). (Foto: imago)

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