Musik

Menschen sehnen sich nach Drama: Interview mit Sängerin Jasmine Thompson


Von Sophia Häns

"Sun Goes Down" von Robin Schulz ist ein Welthit. Jasmine Thompson aus England ist die Stimme des Songs. Als er 2014 veröffentlicht wurde, war Jasmine erst 14 Jahre alt. Heute ist sie 16 und hat vor Kurzem ihr neues Album herausgebracht. Wir haben mit ihr über "Wonderland" gesprochen. Sieben Fragen zu den sieben Songs.

"Wonderland": In diesem Song singst du über das Erwachsenwerden in London. Warum ist London dein "Wonderland"?

Jasmine Thompson: Ich bin in London aufgewachsen. Meine Freunde und ich haben so viel Zeit damit verbracht, durch die Straßen zu ziehen. Vor allem in der Nacht ist London mit all den Lichtern wunderschön. London ist eine Stadt der Wunder: Es gibt so Vieles zu entdecken. Wir haben keine Ahnung, wo wir in fünf Jahren sein werden. Irgendwie fühlen wir uns verloren und versuchen, damit umzugehen. Aber mit lieben Menschen um uns herum ist es okay, verloren zu sein.

"Old Friends": Wer ist dein längster Freund und siehst du sie oder ihn noch regelmäßig?

Meine längste Freundin habe ich vor fast sechs Jahren kennengelernt. Wir sind gleichzeitig auf die Schule gekommen. Wir haben uns direkt angefreundet und sprechen immer noch jeden Tag miteinander. Ich versuche, sie so oft wie möglich zu sehen.

"Someone's Somebody": Es ist hart, seinen Ex-Partner mit einer neuen Person zu sehen. Wie überlebe ich das?

Das ist immer schwierig. Versuche, dich an die guten Zeiten mit dem Menschen zu erinnern. Versuche, die neue Person nicht zu hassen. Es kann ziemlich weh tun, den Ex-Partner zu sehen, wie er nach vorne schaut und weiter macht. Wenn ihr euch trotzdem noch gut versteht oder noch Freunde seid, hast du Glück. Das ist eine gute Situation. Zusammengefasst: Respektiert euch.

"Wanna Know Love": Was ist Liebe für dich?

Liebe bedeutet, sich mit jemandem sicher zu fühlen. Du kannst bei der anderen Person du selbst sein. Liebe ist Vertrauen. Ein Paar sollte einen geschützten Raum für die Beziehung erschaffen. Liebe bedeutet Glück. Verbinde dich emotional mit einer Person und verbringe so viel Zeit wie du willst mit ihr.

"Fix Me": Deine Eltern haben sich scheiden lassen als du noch ein Kind warst. In "Fix Me" singst du über die Beziehung zu deinem Vater. Wie bist du mit der Trennung umgegangen?

Ich habe es eher so aufgenommen, wie es mir als Kind erklärt wurde. Ich habe versucht, das Positive zu sehen. Ich glaube sogar, es war gut. Es hat meinem Vater geholfen. Er hatte ein Alkoholproblem und als sich meine Eltern scheiden ließen, hat er aufgehört, zu trinken. Er ist jetzt seit sieben Jahren trocken. Es hat ihm wirklich geholfen, sein Leben auf die Reihe zu kriegen. Durch die Scheidung hatte ich einen richtigen Vater. Er lebt nicht bei uns, aber ich sehe ihn jeden Sonntag und wir reden oft und viel. Er kann mich jetzt viel besser unterstützen als früher. Wir haben ein sehr gutes Verhältnis.

"Drama": Warum gibt es mehr Drama in Beziehungen junger Menschen als in Beziehungen zwischen älteren?

Ich glaube, erwachsene Menschen haben so viel zu tun. Sie gehen Arbeiten, haben Kinder. Teenager dagegen sind in der Schule und treffen sich mit Freunden. Wir brauchen manchmal ein bisschen Drama, weil es zeigt, dass wir uns nahe stehen, wenn wir das Drama überwunden haben. Manche Menschen wollen spüren, verletzt zu werden oder andere zu verletzen. Sie sehnen sich regelrecht danach. Drama hilft manchmal, sich lebendig zu fühlen.

"Words": In manchen Situationen braucht man keine Worte, sagst du. Welche sind das?

In dem Song geht es um zwei Personen, die Gefühle für einander haben, es aber nicht aussprechen. Manchmal will man gar nicht, dass etwas passiert oder dass sich etwas ändert, und daher ignoriert man es irgendwie und bleibt lieber still.

Das Original-Interview auf Englisch findest du hier.