Mainkofen

Gegen die Stigmatisierung kranker Menschen - Vorurteile wurden aufgeräumt


Stefanie Hiendlmeyer (3. v. l.) und Kathrin Stoiber (5. v. l.) bedanken sich bei allen, die sich in den vergangenen Wochen beim Zeitungsprojekt "Wir pflegen Beziehungen" beteiligten: (v. l.) Gesundheits- und Krankenpflegerin für Psychiatrie Pamela Lippl, Redakteur Christoph Häusler, Pflegedirektor Gerhard Kellner, Pädagogische Leiterin der Fachweiterbildung Bettina Kieslinger und Pflegedienstleiterin Christine Windorfer.

Stefanie Hiendlmeyer (3. v. l.) und Kathrin Stoiber (5. v. l.) bedanken sich bei allen, die sich in den vergangenen Wochen beim Zeitungsprojekt "Wir pflegen Beziehungen" beteiligten: (v. l.) Gesundheits- und Krankenpflegerin für Psychiatrie Pamela Lippl, Redakteur Christoph Häusler, Pflegedirektor Gerhard Kellner, Pädagogische Leiterin der Fachweiterbildung Bettina Kieslinger und Pflegedienstleiterin Christine Windorfer.

Der gehört ja nach Mainkofen! Wie oft fällt dieser Spruch, wenn sich ein Mensch nicht normal - was ist schon normal? - verhält.

Gegen diese Stigmatisierung, dieses falsche Bild, das gegenüber erkrankten Menschen herrscht, wollten Kathrin Stoiber und Stefanie Hiendlmeyer, angehende Gesundheits- und Krankenpflegerinnen für Psychiatrie, vorgehen. Anhand persönlicher Schicksale klärten sie in Artikeln, die von Oktober bis Dezember im Plattlinger Anzeiger, im Donau-Anzeiger und im Deggendorf Aktuell sowie auf idowa.de erschienen sind, über Schizophrenie, bipolar affektive Erkrankung und Alkoholismus auf. "Wir pflegen Beziehungen" lautet das Motto des Projektes, das Bestandteil ihrer zweijährigen Fachweiterbildung ist.

Welche Idee steckt hinter der Artikelreihe? Hiendlmeyer (29) und Stoiber (26) erklären: "Wir wollten mit unseren Artikeln die Öffentlichkeit erreichen, einen Einblick in unsere Arbeit geben und mehr Verständnis schaffen. Mit der Zeitung haben wir ein geeignetes Medium dafür gefunden." Einfach gestaltete sich dieses Projekt aber nicht. "Es war schwieriger und umfangreicher als gedacht", geben die beiden zu. Die Recherche sowie das journalistische Schreiben stellten eine neue Materie für sie dar, in die sich das "gut ergänzende Duo", wie sie sich selbst beschreiben, hineinarbeitete. "Wir steigerten uns von Artikel zu Artikel", behaupten Hiendlmeyer und Stoiber.

Vorurteile abgebaut

So bauten sie Vorurteile ab. Dies beweisen die Rückmeldungen, die sie erhielten. Sowohl im Bezirksklinikum Mainkofen als auch privat waren die Artikel Gesprächsthema. "Schriftlich überflutet wurden wir nicht, aber Ärzte und sogar mein Frisör sprachen mich darauf an", schmunzelt Stoiber. Dabei stellten sie und Hiendlmeyer fest, dass die in den Artikeln erschienenen Menschen - Betroffene, Angehörige oder Pflegerin - stets im Gedächtnis der Leser blieben. "Das war unsere Absicht. Wir wollten den Menschen in den Mittelpunkt stellen und vermitteln, dass hinter jeder Diagnose, hinter jeder Krankheit eine Person steckt." Weil Hiendlmeyer und Stoiber aufzeigten, dass zum Beispiel in jedem Menschen die Anlage für eine Psychose steckt, brachen sie die Distanz zwischen erkrankten und scheinbar unbetroffenen Menschen. Pamela Lippl, Gesundheits- und Krankenpflegerin für Psychiatrie und Gesprächspartnerin für das Thema "Schizophrenie", berichtet aus ihrer täglichen Arbeit: "Patienten, die dies lasen, fühlten sich verstanden und wahrgenommen."

Einen eigenen Nutzen ziehen die angehenden Gesundheits- und Krankenpflegerinnen für Psychiatrie ebenfalls. Sie betonen: "Wir setzten uns mit jedem einzelnen Thema intensiv auseinander. Durch das Hintergrundwissen, persönlichen Gesprächen und auch Diskussionen erlangten wir mehr Verständnis. Unsere Empathie für Betroffene wächst." Dies fördere die Gelassenheit bei bestimmten Verhaltensweisen und lässt sie ruhig handeln. Die zwei Jahre, welche die Fachweiterbildung in Anspruch nimmt, bietet Handwerkszeug, das die Arbeit professionalisiert. In Zeiten, in denen die Belastung im Bereich der Pflege steigt, sei dies unerlässlich, heben Christine Windorfer, Pflegedienstleiterin und Projektmanagerin, und Bettina Kieslinger, Pädagogische Leiterin der Fachweiterbildung, hervor. Außerdem sichert sich das Bezirksklinikum mit der Weiterbildung Nachwuchskräfte. Innerhalb der Pflegedienstleitung traf das Zeitungsprojekt "Wir pflegen Beziehungen" ebenso auf großes Interesse. Pflegedirektor Gerhard Kellner sagt dazu: "Das war eine klasse Idee, welche die beiden toll umsetzten."

Im Rahmen aller Weiterbildungsteilnehmer präsentieren sie demnächst das Projekt "Wir pflegen Beziehungen", im Sommer folgen die Prüfungen. Das Redaktions-Team des Plattlinger Anzeigers wünscht dabei viel Erfolg!