Mainkofen

Artikelreihe: Der Beruf des Gesundheits- und Krankenpflegers für Psychiatrie


Zum heutigen "Tag der seelischen Gesundheit" startet die Artikelreihe von Stefanie Hiendlmeyer (links) und Kathrin Stoiber. Sie absolvieren am Bezirksklinikum Mainkofen ihre Weiterbildung zur Gesundheits- und Krankenpflegerin für Psychiatrie (Deutsche Krankenhausgesellschaft).

Zum heutigen "Tag der seelischen Gesundheit" startet die Artikelreihe von Stefanie Hiendlmeyer (links) und Kathrin Stoiber. Sie absolvieren am Bezirksklinikum Mainkofen ihre Weiterbildung zur Gesundheits- und Krankenpflegerin für Psychiatrie (Deutsche Krankenhausgesellschaft).

Schizophrenie, bipolare affektive Störung und Abhängigkeitserkrankungen. Über diese Krankheitsbilder sowie ihren Beruf informieren in den kommenden Wochen Stefanie Hiendlmeyer und Kathrin Stoiber (26) im Plattlinger Anzeiger und auf www.idowa.de.

Beide nehmen an der zweijährigen Weiterbildung für Gesundheits- und Krankenpflege für Psychiatrie am Bezirksklinikum Mainkofen teil. Im Rahmen ihrer Projektarbeit und dieser Artikelreihe räumen die examinierten Gesundheits- und Krankenpflegerinnen mit Vorurteilen auf und geben einen Einblick in ihr künftiges Aufgabenfeld. Die 29-jährige Hiendlmeyer aus Plattling betont: "Psychische Erkrankungen sind ein ernstzunehmendes Thema, das aufgrund mangelnder Aufklärung häufig mit Angst und Scham behaftet ist. Viele Betroffene nehmen deshalb erst spät Hilfe in Anspruch. Unser körperlicher Zustand ist uns so wichtig, aber wir kümmern uns kaum um unsere seelische Gesundheit." Stoiber (26) aus Deggendorf ergänzt: "So ist es uns ein Anliegen, die Öffentlichkeit über unsere Arbeit mit Menschen in psychischen Krisen aufzuklären. Wir möchten helfen, Vorurteile abzubauen. Uns interessiert, wie die Menschen in unserer Region über dieses Thema denken."

Das persönliche Leid hinter der Krankheit

Hinter jeder psychischen Erkrankung steckt persönliches Leid, eine stigmatisierende Haltung verstärkt es. Betroffene müssen sich dann nicht nur mit der Erkrankung auseinandersetzen, "sondern auch mit der diskriminierenden und vorurteilsbehafteten Einstellung unserer Gesellschaft", erläutert Hiendlmeyer. So werden Betroffene häufig sozial ausgeschlossen. Dabei werde ihnen eine geringe Intelligenz unterstellt, was die Suche nach einem Arbeitsplatz oder einer Wohnung durchaus erschwert. Ein Stigma ist ein Makel, der einer Person zugewiesen wird. Psychisch krank zu sein, wird laut Stoiber auch heute noch oft als Makel bewertet. In den meisten Fällen werde diese Stigmatisierung durch die Aufnahme in eine psychiatrische Klinik sogar noch verstärkt. Auch in unserer Region wird der Name "Mainkofen" mangels Aufklärung teils in abwertendem oder unangemessenem, scherzhaftem Kontext verwendet.

Die beiden verdeutlichen: "Es ist entscheidend, dass wir als Fachpersonal, den Menschen, die sich uns anvertrauen, mit einer akzeptierenden und wertschätzenden Haltung entgegenkommen. Pflege gibt Unterstützung, Anleitung und Begleitung bei der Bewältigung des Alltags und der momentanen persönlichen sowie emotionalen Situation. Dabei kommt dem Einbezug von Angehörigen, die manchmal mit der Situation überfordert sind, große Bedeutung zu. Wir Pflegekräfte sind die unmittelbaren Ansprechpartner und Bezugspersonen, wir sind rund um die Uhr präsent und wir sind diejenigen, die für eine gesundheitsfördernde Atmosphäre auf der Station sorgen."

"Die Wunden unserer Patienten sind nicht so offensichtlich"

Hiendlmeyer und Stoiber wurden schon einige Male mit der Frage konfrontiert, was sie eigentlich so machen in der Psychiatrie. Sie erklären: "Wenn es um die Versorgung von äußerlichen Wunden geht, sind die Aufgaben klar definiert. Die Wunden unserer Patienten sind nicht so offensichtlich." Ein Mensch, der sich in psychiatrische Behandlung begibt, hat meist einen langen Leidensweg hinter sich. Viele haben Probleme damit, Vertrauen zu Mitmenschen zu fassen und sich mitzuteilen. "Das Vertrauen dieser Menschen zu gewinnen, ist eine unserer größten Herausforderungen", beschreibt Hiendlmeyer. "Deshalb ist die Pflege der zwischenmenschlichen Beziehung eine unserer Hauptaufgaben. Man könnte sagen, wir pflegen heilsame Beziehungen."

Am Bezirksklinikum Mainkofen orientieren sich die Pflegenden an der Pflegetheorie von Hildegard Peplau. Diese stellte bereits 1953 fest: "Mir erscheinen die zwischenmenschlichen Beziehungen als Kern der Pflege. Wie jemand in psychologischer Hinsicht behandelt wird und wie man mit ihm als Mensch umgeht, wirkt sich direkt auf den zeitlichen Verlauf der Genesung aus." Psychiater und Neurobiologe Joachim Bauer schrieb 2006 in seinem Buch "Das Gedächtnis des Körpers": "Gute zwischenmenschliche Beziehungen werden nicht nur im limbischen System (Anmerkung der Redaktion: Funktionseinheit des Gehirns, die Emotionen verarbeitet) abgebildet und gespeichert, sondern stellen die am besten wirksame und völlig nebenwirkungsfreie Droge gegen seelischen und körperlichen Stress dar."

Ebenso versuchen Hiendlmeyer und Stoiber als Gesundheits- und Krankenpflegerinnen in der Psychiatrie weniger krankheitsorientiert als vielmehr ressourcenorientiert zu denken: "Wir fördern die Fähigkeiten und die Selbstwirksamkeit des einzelnen Menschen. Dies wird aus unserer Sicht einem umfassenden Bild des Betroffenen gerechter. Außerdem wirkt sich die Förderung positiv auf den Selbstwert und somit auf die seelische Gesundheit aus."

Auf die kleinen Gesten am Rande kommt es an

Von besonderem Wert seien auch die kleinen Gesten am Rande. "So kommt's eben darauf an, wie ich das Zimmer betrete, wie ich den Patienten begrüße und mit welcher Aufmerksamkeit ich ihm zuhöre", veranschaulicht Hiendlmeyer, während Stoiber hervorhebt: "Was zählt, ist das Interesse am Menschen und der Augenblick beim Patienten." Abschließend stellen sie fest: "Es liegt uns sehr am Herzen, über unsere Arbeit mit den Menschen, die Hilfe am Bezirksklinikum Mainkofen suchen, zu informieren. Eine psychische Erkrankung ist keine Entscheidung, sondern kann jeden irgendwann im Leben treffen."

Nächster Artikel und Feedback
Der nächste Artikel aus dieser Reihe erscheint am Samstag, 31. Oktober. In Zusammenarbeit mit Redakteur Christoph Häusler widmen sich Stefanie Hiendlmeyer und Kathrin Stoiber folgendem Thema: Diagnose Schizophrenie: Beziehungsgestaltung mit Menschen in psychotischen Krisen sowie Möglichkeiten aus pflegerischer Sicht.

• Wenn Sie bestimmte Fragen oder Meinungen zum Thema "Psychische Erkrankungen" haben, wenden Sie sich einfach per E-Mail mit dem Betreff "Presseartikel" an servicestelle@mainkofen.de oder per Post an die Servicestelle des Bezirksklinikums Mainkofen, 94469 Deggendorf.