Landshut

Prozessreigen gegen rumänische Kupferdieb-Bande eröffnet


Unter strengen Sicherheitsvorkehrungen ist in Landshut am Montag der Prozess gegen Mitglieder einer rumänischen Diebesbande eröffnet worden. Dabei kam es im Gerichtssaal immer wieder zu dramatischen Szenen.

Unter strengen Sicherheitsvorkehrungen ist in Landshut am Montag der Prozess gegen Mitglieder einer rumänischen Diebesbande eröffnet worden. Dabei kam es im Gerichtssaal immer wieder zu dramatischen Szenen.

Von kö

Unter strengen Sicherheitsvorkehrungen ist in Landshut am Montag der Prozess gegen Mitglieder einer rumänischen Diebesbande eröffnet worden. Dabei kam es im Gerichtssaal immer wieder zu dramatischen Szenen.

Sie bezeichneten sich als Brigade - per definitionem der kleinste militärische Großverband eines Heeres. Bei der Gruppierung, der Decebal L. und Alin M. angehörten, ging es allerdings nicht darum, operative Aufgaben im Kampfgeschehen zu lösen. Den Ermittlern zufolge hatte sich die rund 40 Personen umfassende, rumänische Gruppierung auf Diebstähle von Kupfer und anderen Buntmetallen spezialisiert und dabei bayernweit knapp 300.000 Euro Beute gemacht. Unter strengen Sicherheitsvorkehrungen und etlichen dramatischen Szenen zwischen den Angeklagten und ihren Familien beziehungsweise Freunden wurde am Montag der Prozess gegen Decebal L. und Alin M. als erster einer ganzen Prozessreihe vor dem Landgericht eröffnet. Nachdem die vierte Strafkammer einem Antrag von Verteidiger Helmut Mörtl stattgeben musste - die Kammerbesetzung war nicht fristgerecht mitgeteilt worden -, kam es aber lediglich zur Verlesung der Anklageschrift.

Die durch Staatsanwalt Dr. Dominikus Reither vertretene Anklage legt dem 30-jährigen Decebal L., der zuletzt in Eggenfelden gemeldet war, und dem 26-jährigen Alin M. aus Bochum schweren Bandendiebstahl zur Last. Die beiden Männer, die aus demselben Dorf in Rumänien stammen, schlossen sich laut Anklage im Sommer 2014 mit mindestens sieben Landsleuten zusammen, um unter der selbst gewählten Bezeichnung Brigade in großem Umfang Einbruchsdiebstähle in Gewerbeobjekte, insbesondere in Elektrofirmen und in metallverarbeitenden Betrieben, zu begehen und sich auf diese Weise "eine nicht nur vorübergehende Einnahmequelle von einigem Umfang", so die Staatsanwaltschaft, zu verschaffen. Die Brigade brach unter anderem in Lagerhallen in Velden, Unterneukirchen, Garching, Freising, Mintraching und Eggenfelden ein. Die Anklage listet insgesamt 16 Fälle des schweren Bandendiebstahls auf; ein Bandendiebstahl blieb im Versuch stecken, da ein Einbruch in Traunstein rechtzeitig entdeckt wurde.

Bei den einzelnen Einbrüchen ging die Brigade laut Anklage jeweils so vor, dass sie teilweise mit brachialer Gewalt Eingangstore aufbrach oder sich auf andere Weise gewaltsam Zutritt verschaffte und Überwachungskameras zerstörte. Bei der Durchführung der Taten sowie beim Abtransport gingen die Täter "arbeitsteilig, koordiniert und hochgradig organisiert" vor. Für den Abtransport verwendeten sie teils eigene Fahrzeuge; häufig stahlen sie jedoch zuvor Transporter. Die gestohlenen Metalle verkaufte die Gruppierung an bislang nicht näher bekannte Abnehmer insbesondere in den Niederlanden.

Verteidiger Mörtl hatte noch vor dem Verlesen der Anklageschrift moniert, dass die Besetzung der Kammer nicht fristgerecht mitgeteilt worden war. Mörtl forderte daher, dass der Prozess zur Prüfung der Besetzung unterbrochen werden soll. Die Kammer gab dem Antrag statt. Für den Prozess waren ohnehin acht Verhandlungstage angesetzt; durch die Unterbrechung wird sich das Verfahren nun bis Ende Februar hinziehen.

Für Aufregung am Rande hatten die Angehörigen sowie Freunde und Bekannte der beiden Angeklagten gesorgt, die den Gerichtssaal komplett ausfüllten. Immer wieder hatten sie versucht, Kontakt zu Decebal L. und Alin M. aufzunehmen. Justizbeamte und Polizisten mussten immer wieder dazwischen gehen. Traurig war dabei mit ansehen zu müssen, dass von den Familien sogar zwei kleine Jungen - offensichtlich die Söhne von Decebal L. - mit in die Verhandlung geschleppt worden waren. Als der Prozess bereits beendet war und die Beamten Nachsicht zeigten und erlaubten, dass L. seine Söhne in die Arme nehmen durfte, eskalierte die Situation beinahe: Als L. nach wenigen Minuten abgeführt werden sollte, fing er wie ein verwundetes Tier zu brüllen an, woraufhin auch die verstörten Jungen zu weinen begannen. Vor dem Justizgebäude übernahm dann bis über die Podewilsstraße hinaus eine weibliche Familienangehörige das lautstarke Wehklagen.

Der Prozess wird am 15. Dezember fortgesetzt.