Landshut

Master Bordnetzentwicklung in Landshut startet mit zwei neuen Professoren


Prof. Jürgen Gebert (l.) und Prof. Götz Roderer (r.) können ihren Studierenden die neuesten Entwicklungen nahebringen.

Prof. Jürgen Gebert (l.) und Prof. Götz Roderer (r.) können ihren Studierenden die neuesten Entwicklungen nahebringen.

Ausbildung aus der Praxis für die Praxis: An der Hochschule Landshut ist mit Beginn dieses Wintersemesters der neue und deutschlandweit einzigartige Masterstudiengang Bordnetzentwicklung gestartet. In kleinen, aber hoch spezialisierten Lehrveranstaltungen lernen die elf Studenten des ersten Jahrgangs, wie sie Kabelbäume für Fahrzeuge planen und ihre Produktion organisieren. Zwei der Studierenden sind parallel bei einem Autozulieferer tätig, die anderen sind Absolventen der Bachelorstudiengänge Wirtschaftsingenieurwesen sowie Automobilwirtschaft und -technik.

Um den Praxisbezug zu garantieren, haben BMW und die fünf Zulieferfirmen Dräxlmaier, Kromberg & Schubert, Leoni, Nexans und Yazaki für fünf Jahre eine gemeinsame Stiftungsprofessur ins Leben gerufen. Diese Professur teilen sich Prof. Jürgen Gebert und Prof. Götz Roderer. Beide sind zwei Tage in der Woche für die Studierenden da und bleiben in der restlichen Zeit in ihren Unternehmen.

Prof. Gebert studierte Physik in Tübingen und arbeitet seit 1994 bei BMW. Im Jahr 2000 promovierte er an der Technischen Universität München mit einem Projekt zu adaptiven Algorithmen in der Getriebesteuerung. Anschließend beschäftigte er sich mit der Steuerung von Hybridfahrzeugen; seit 2007 ist er verantwortlich für die Integration von Elektrik und Elektronik in Prototypfahrzeuge. Der 51-Jährige aus Oberschwaben, der seit einigen Jahren in Moosburg an der Isar (Kreis Freising) lebt, hält in diesem Semester eine Vorlesung zu Automobilelektrik und -elektronik und wird sich im nächsten den Themen elektrische Kontakte und Schwingungen widmen. Lehrerfahrung bringt er mit: Prof. Gebert war zuvor bereits als Lehrbeauftragter zum Thema Fahrzeugelektrik in München tätig.

Prof. Roderer ist ebenfalls Physiker. Nach einer Tätigkeit bei einer südafrikanischen Softwarefirma wechselte er zu Siemens und arbeitete dort im Bereich Bordnetz, der vor zwei Jahren von seinem jetzigen Arbeitgeber Yazaki übernommen wurde. Yazaki ist der weltweit größte Hersteller von Kabelbäumen. Prof. Roderer ist dort für Forschung und Vorentwicklung in Europa verantwortlich. Im Studiengang hält er Vorlesungen zur Bordnetzarchitektur, zum elektrischen und mechanischen Design und zur Fertigung.

"Die Branche war lange Zeit nicht sehr innovativ", sagt Prof. Roderer. "Aber das wollen und müssen wir ändern." Prof. Gebert gibt ihm im Gespräch mit unserer Zeitung recht. Zwar halte durch immer neue Sensoren und elektronische Komponenten mehr Ethernet Einzug in den Kabelbaum - die Steuergeräte kommunizierten aber so miteinander wie vor 20 Jahren schon. Die Frage sei: "Kann man auch die Architektur im Fahrzeug ähnlich gestalten, wie man es aus der Informationstechnologie kennt, also beispielsweise domänenbasiert?" Die Flut an Informationen "muss in Zukunft noch besser gebündelt werden", fordert Prof. Gebert.

Bisher habe man immer neue Steuergeräte ins Auto eingebaut. "Ich glaube, der Trend macht jetzt einen Knick und geht eher zu zentralisierten Steuergeräten", erklärt Prof. Gebert. Außerdem sei aus Sicherheitsgründen - Stichwort hochautomatisiertes Fahren - mehr Redundanz nötig. "Wenn ein Teilsystem irgendein Problem hat, muss sofort das andere übernehmen."