Landshut

Hatte das Flughafenbaby Geschwister? Die Angeklagte schweigt


Eine 24-jährige Deutsch-Türkin soll versucht haben, ihr Kind kaltblütig umzubringen. Kein Einzelfall: Bereits zwei Mal zuvor soll sie ihre Neugeborenen getötet haben.

Eine 24-jährige Deutsch-Türkin soll versucht haben, ihr Kind kaltblütig umzubringen. Kein Einzelfall: Bereits zwei Mal zuvor soll sie ihre Neugeborenen getötet haben.

Von Monika Müller

Der Prozess gegen eine 24-jährige Deutsch-Türkin hat begonnen. Sie soll ihr Baby auf einer Flughafentoilette zur Welt gebracht und es dann sofort mit der Nabelschnur stranguliert haben. Gegen sie wurde ein Ermittlungsverfahren eingeleitet, da sie im Verdacht steht, zwei andere Babys von sich getötet zu haben.

Sie war schon wieder am Verlassen des Toilettenraums. Irgendetwas habe sie aber in die Kabine mit der total verdreckten Toilette gezogen, deren Tür offenstand, sagte am Dienstag vor dem Landgericht eine Landshuter Köchin, die am 30. Juli 2015 mit ihrem Mann am Münchner Flughafen zum Essen gewesen war. Zwischen einem Berg aus blutigem Toilettenpapier habe sie dann den Babykopf gesehen. Die Frau lief sofort los, um Hilfe zu holen. Glücklicherweise kam aus der Herrentoilette gerade ein Beamter der Bundespolizei: Eine dramatische Rettungsaktion begann.

Dramatische Szenen am Flughafen

Es war eiskalt", so der Beamte - die Nabelschnur sei "straff wie eine Gitarrenseite" um seinen Hals gewickelt gewesen. Schließlich sei es ihm gelungen, zwei Finger zwischen Hals und Nabelschnur zu stecken: Das Baby gab einen Seufzer von sich. Er versuchte, das Kind zu reanimieren; dann übernahm der Notarzt, der inzwischen eingetroffen war. In der Haunerschen Kinderklinik kämpfen die Ärzte schließlich erfolgreich um das Leben des Mädchens, dessen Mutter sich seit Dienstag vor der ersten Strafkammer als Schwurgericht wegen versuchten Totschlags in Tateinheit mit gefährlicher Körperverletzung verantworten muss. Die 24-jährige Deutsch-Türkin, die zu Prozessbeginn Angaben sowohl zu ihrer Person als auch zu den Tatvorwürfen verweigerte, zeigte selbst dann kaum Emotionen, als die beiden Zeugen sichtlich bewegt von ihrem Fund des Neugeborenen und der anschließenden verzweifelten Bemühungen, dessen Leben zu retten, berichteten.

Laut der von Staatsanwalt Klaus Kurtz vertretenen Anklage hatte die gelernte Erzieherin Soraya Y. nach ihrer Rückkehr aus dem Golf-Emirat Dubai, wo sie sich für ein halbes Jahr als Au-Pair-Mädchen aufgehalten hatte, in der Toilettenkabine des Parkhauses P20 "ein reifes, lebensfähiges Mädchen ohne Missbildungen oder vorbestehende Erkrankungen" zur Welt gebracht. Nachdem nach etwa einer halben Stunde auch die Plazenta gefolgt war, strangulierte die Angeklagte das Mädchen, indem sie die Nabelschnur mehrfach um dessen Hals schlang. Dann stopfte sie das Baby mit der Plazenta voran in das Toilettenbecken und betätigte die Spülung, um es zu beseitigen. Um 14.51 Uhr wurde das Neugeborene in einem lebensbedrohlichen Unterkühlungszustand aufgefunden.

Ermittlungsverfahren wegen zwei weiterer Schwangerschaften

Die Staatsanwaltschaft Ellwangen hat auch ein Ermittlungsverfahren wegen Totschlags gegen Soraya Y. eingeleitet, da mögliche frühere Taten im Raum stehen. Dem Vernehmen nah geht es um zwei Schwangerschaften in den Jahren 2012 und 2014, die etliche Zeugen beobachtet haben wollen. So fiel der damals schwangeren Berufsschullehrerin der Angeklagten bei einem Schwimmbadbesuch auf, dass der Bauch von Y. stärker gerundet war als ihr eigener - nach den Sommerferien, so ein Lehrerkollege sei er dann wieder flach gewesen. Die Kriminalpolizei hat nun im Zuge der neuen Ermittlungen vergangenen Donnerstag das elterliche Anwesen der 24-Jährigen in Heidenheim in Baden-Württemberg durchsucht. Objektive Beweismittel gibt es laut Vorsitzendem Richter Markus Kring jedoch noch keine. Die von Ahmed beantragte Aussetzung von der Kammer entsprechend zurückgewiesen.

Der Prozess wird am Freitag fortgesetzt. Dann wird auch der vermeintliche Kindsvater vor Gericht aussagen.