Landshut

Balanceakt: Wenn die Gruppe "Diaballo" jongliert, beginnt eine kunterbunte Party


Wenn sie loslegen, beginnen die Augen der Zuschauer zu rotieren und die Füße zu wippen: Vier Jungs und ein Mädchen aus Landshut sind "Diaballo" und jonglieren so ziemlich mit allem, was durch die Luft fliegen kann. Und das am liebsten zu cooler Musik. Jonglage ist für sie nicht nur Straßenkunst. Es ist eine kunterbunte Party.

Heiß ist es an diesem Nachmittag. Die Sonne brennt auf den asphaltierten Platz in der Flutmulde gleich hinter dem Hans-Leinberger-Gymnasium (HLG) in Landshut. Die Luft steht. Rasant in Bewegung dagegen sind die kaminroten und neongelben Keulen von Leander (17). Leicht wie Popcorn in der Pfanne fliegen sie von einer Hand zur anderen. Daneben lässt Christoph (16) fünf knallrote Bälle vor seinem Körper kreisen. Er macht das mit einer Selbstverständlichkeit, die den Eindruck erweckt: Er könnte auch mal kurz weggehen. Die Bälle würden schon alleine weiter hüpfen. Alina (17) schwingt unterdessen ihre Keulen von links nach rechts und von rechts nach links, und man fragt sich, ob sich ihre Handgelenke einmal herumdrehen können. Club-Swinging heißt dieses Showelement.

Jonglage hat eine lange Tradition am Landshuter Hans-Leinberger-Gymnasium. Immer wieder bringt die Schule Gruppen hervor, die sich in der Stadt und darüber hinaus einen Namen machen. Das hängt vor allem mit dem engagierten Sportlehrer Martin Gretsch zusammen, der seit etlichen Jahren das Wahlfach Bewegungskünste anbietet. Als Schulzirkus "HaLliGalli" treten die Schüler bei zahlreichen Veranstaltungen auf. Daraus haben sich immer wieder feste Gruppen entwickelt, die auch außerhalb der Schule jonglieren. Eine davon ist "Diaballo", bestehend aus Alina Ivanova, Christoph Manhart, Thomas Keil, Arne Pieper und Leander Hartung.

"Der Saal hat gebebt"

Viele Nachmittage und Stunden haben "Diaballo" schon auf dem kleinen Asphaltplatz in der Flutmulde verbracht. Zuerst jonglierten in ihrer Freizeit nur Thomas und Leander zusammen. Dann stieß Arne zur Gruppe. Später erweiterte sich das Trio um Christoph, ihr "Nesthäkchen", wie sie sagen, der im Gegensatz zu den anderen erst 16 Jahre alt ist, und um die einzige Frau in der Gruppe, Alina. Sportlehrer Martin Gretsch unterstützt die Gruppe zwar immer noch. Aber die Jongleure haben sich weiterentwickelt und absolvieren längst auch Auftritte außerhalb des Schullebens.

Ein Auftritt, der ihnen in bester Erinnerung geblieben ist, war dagegen noch in einem schulischem Rahmen und liegt schon eine Weile zurück. Trotzdem schwärmen die Fünf noch immer: "Das war 2015 im Landshuter Theaterzelt zum Abschluss des Plato-Projekts", erklärt Leander. Das Plato-Projekt ist ein Kooperationsprojekt von acht Schulen aus Europa. Bei der Abschlussveranstaltung vertrat "Diaballo" das HLG. "Das war eine sehr emotionale Show. Der Saal hat gebebt", erinnert sich Leander.

Dass das Publikum so mitgeht, hat sicher mit der Musik zu tun, die die Jonglage von "Diaballo" begleitet. Sie gestaltet Übergänge, untermalt langsame Teile und sorgt bei den schnellen Stellen mit ordentlich Bass für Power. Diesen Schwerpunkt hat Arne eingeführt. Weg von klassischen Trommeln, hin zu moderner Musik zum Beispiel à la "Italo Brothers". Da konnten die Fünf selbst die Füße nicht still halten, obwohl sie doch mit der Jonglage genug beschäftigt sein müssten. Als einige einen Tanzkurs machten, hielten deshalb auch tänzerische Elemente Einzug in die Show.

Eine eigene Feuershow

Später stellte die Gruppe eine Feuershow zusammen. Etliche Geräte basteln die Fünf dabei selbst, zum Beispiel Feuerpois. Auch kleinere Verletzungen gab es da schon, zum Beispiel, wenn jemand mit der Brennflüssigkeit in Berührung kam. Es ist eigentlich dieses Fluid, das brennt, nicht der Docht selbst, weiß Arne. Aber ernsthafte Unfälle seien das nicht gewesen.

Mit den LED-Bällen, die in ihrer Jonglage auch zum Einsatz kommen, kann das nicht passieren. Trotzdem sind sie ein Highlight der Show. Sie verändern passend zur Musik die Farbe. Wie das geht ? "Verraten wir nicht", sagt Leander geheimnisvoll. Mit den LED-Bällen jongliert übrigens auch ein großes Vorbild der Gruppe: Thomas Dietz, Weltmeister im Jonglieren. Ihn haben sie sogar schon einmal persönlich kennengelernt. "Wir konnten uns einiges von ihm abschauen", sagen sie ehrfürchtig. Und ja, wie er mit Jonglage später mal ein wenig Geld zu verdienen, das wäre schon toll.

Das sind "Diaballo": Die Mitglieder im Steckbrief

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Sie wollen ihr Publikum mit Jonglage und Straßenkunst nicht nur beeindrucken, sondern von den Sitzen reißen: die Gruppe "Diaballo" aus Landshut.

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Christoph hat sie im Griff, die blauen Keulen.

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Beim Training: Der Tausch der Diabolos in der Luft zwischen Arne (links) und Leander klappt.

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Arne PieperAlter: 17 JahreWohnort: LandshutSchule: HLG LandshutSpezialität: Feuerpoi, DiaboloZeit fürs Üben pro Woche: zwei StundenBerufswunsch: Tontechniker/HEMS-Crew-Member (Luftrettung)

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Leander HartungAlter: 17 JahreWohnort: LandshutSchule: HLG LandshutSpezialität: Feuerpoi, DiaboloZeit fürs Üben pro Woche: meistens zwei bis drei StundenBerufswunsch: Regisseur

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Alina IvanovaAlter: 17 JahreWohnort: LandshutSchule: HLG LandshutSpezialität: Club-SwingingZeit fürs Üben pro Woche: eine StundeBerufswunsch: noch unentschieden

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Thomas KeilAlter: 17 JahreWohnort: LandshutSchule: HLG LandshutSpezialität: Diabolo, FlowerstickZeit fürs Üben pro Woche: etwa ein bis zwei StundenBerufswunsch: noch unentschieden

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Christoph ManhartAlter: 16 JahreWohnort: LandshutSchule: HLG LandshutSpezialität: BälleZeit fürs Üben pro Woche: drei StundenBerufswunsch: Unternehmer