Landesliga Mitte

Franz Koller: "Wir hätten uns mehr belohnen müssen"


Franz Koller kehrte im Sommer als Trainer zum SV Neukirchen beim Heiligen Blut zurück.

Franz Koller kehrte im Sommer als Trainer zum SV Neukirchen beim Heiligen Blut zurück.

Von Bastian Häns

Nach dem Landesliga-Aufstieg 2016 hat sich Franz Koller von SV Neukirchen beim Heiligen Blut verabschiedet. Während der vergangenen Saison heuerte er in Weiden an und kehrte im Sommer zurück nach Neukirchen. Wir haben mit ihm unter anderem über seine Beweggründe zum Wechsel, die momentane sportliche Situation in Neukirchen und seine Aufgabe als DFB-Regionalauswahltrainer gesprochen.

Herr Koller, Sie sind vor der Saison wieder aus Weiden nach Neukrichen zurückgekehrt, wo sie letztes Jahr den überraschenden Aufstieg in die Landesliga geschafft haben. Was hat Sie dazu bewegt, wieder bei Ihrem ehemaligen Verein anzufangen?
Franz Koller: Ich bin eigentlich davon ausgegangen, in Weiden zu bleiben, hatte mich sogar schon auf eine Vertragsverlängerung geeinigt. Da war ich einfach im Tunnel und habe den ganzen Aufwand dafür ausgeblendet. Als dann die kräftezehrende Saison vorbei war und wir unser Ziel Klassenerhalt geschafft hatten, ist mir erst bewusst geworden, was für eine Belastung das eigentlich für mich war. Zu jedem Training hatte ich 90 Kilometer hin und zurück. Bei Auswärtsspielen war ich oft bis zu 16 Stunden unterwegs. In Verbindung mit meiner Firma war das auf längere Sicht nicht zu stemmen. Als dann die Anfrage aus Neukirchen kam, ob ich zur neuen Saison wieder übernehmen wolle, kam ich ins Grübeln und nahm das Angebot nach einer einvernehmlichen Trennung mit Weiden schlussendlich an.

Was hat sich in Neukirchen seit ihrem Abschied getan?
Koller: Die Mannschaft hat sich extrem entwickelt. Unser Aufstieg damals glich ja fast einem Wunder. Damals hatten wir oft nur sieben bis acht Spieler der ersten Mannschaft im Training und kaum landesligataugliche Bedingungen. Es hat einfach sehr viel zusammengepasst. Nun muss ich dem Verein ein großes Kompliment machen. Was die sportliche Führung innerhalb kürzester Zeit hier auf die Beine gestellt hat, verdient höchsten Respekt.

Thomas Iglhaut war letztes Jahr noch Spielertrainer und ist nun Ihr spielender Co-Trainer. Wie kam die Konstellation zustande?
Koller: Thomas hatte eigentlich schon für die nächste Saison als Cheftrainer verlängert. Mir persönlich war es wichtig, wenn ich den Job annehmen sollte, dass dies einvernehmlich mit ihm vonstattengeht. Neukirchen war aber auch klar, dass nur ein Spielertrainer in der Landesliga wohl nicht ausreicht. Thomas und ich haben die Konstellation auch intensiv besprochen. Mir war es wichtig, dass er kein Problem damit hat ins vermeintlich zweite Glied zu rücken. Als dies alles besprochen und geklärt war, konnte ich guten Gewissens auch mein neues Amt antreten. Die Meinung von Thomas hat aber natürlich immer noch viel Gewicht.

In den letzten Spielen lief es richtig gut für Ihr Team, man zeigte zuletzt beständig gute Leistungen und gewann, vor der Niederlage gegen Regensburg, dreimal in Serie und spielte gegen die Jahn-U21 remis. Was sind die Gründe hierfür?
Koller: Ich denke ich kann behaupten, dass wir in den ersten zehn Spielen nie die schlechtere Mannschaft waren. Das spricht natürlich für uns. Jedoch hätten wir uns noch mehr dafür belohnen müssen. Auch im letzten Spiel gegen Fortuna Regensburg hätten wir zur Pause schon viel höher führen müssen. Mit individuellen Fehlern und Unkonzentriertheiten wie der Roten Karte machen wir uns das Spiel und unsere gute Leistung immer wieder selbst kaputt. Das ist schade. Wenn wir das abstellen und zusätzlich unsere Chancen eiskalt verwerten, bin ich vollends zufrieden.

Für welche Art Fußball soll Neukirchen unter Ihrer Führung stehen?
Koller: Wir wollen basierend auf einer kompakten Defensive in unser schnelles Umschaltspiel kommen. Ich persönlich habe keine bestimmte Spielidee, sondern orientiere mich an der Qualität der Mannschaft. Ich orientiere mich an den Begebenheiten und frage mich: Was für eine Qualität zeichnet meine Mannschaft beziehungsweise meine Spieler aus? Man kann ja schließlich nicht mit jedem Spielertyp auf die gleiche Art und Weise Fußball spielen. Hier in Neukirchen haben wir sehr schnelle Offensivspieler, da ist ein schnelles Umschaltspiel meiner Meinung nach die beste und effektivste Lösung.

Haben Sie das Gefühl, dass Ihre Mannschaft Ihre Spielidee schon verinnerlicht hat?
Koller: Ich denke nach einer so kurzen Zeit von zwei bis drei Monaten kann das noch nicht zu einhundert Prozent der Fall sein. Es wird immer besser und das sieht man auch an den Leistungen und letztendlich an den Ergebnissen. Wir hätten eigentlich jedes Spiel gewinnen können und sind daher schon relativ weit. Wir sind auf einem guten Weg, den wir nun so weitergehen wollen.

Am Wochenende ging es gegen das Top-Team Fortuna Regensburg. Ihre Mannschaft hat lange gut mitgehalten, ging sogar zweimal in Führung. Warum hat es trotz guter Leistung nicht zumindest für einen Punkt gereicht?
Koller: Diese Niederlage haben wir uns ein Stück weit selber zuzuschreiben. In der ersten Halbzeit waren wir klar das stärkere Team, hätten aber noch zwei oder drei Tore mehr machen müssen. Dann wäre das Spiel wohl gelaufen gewesen. Durch individuelle Fehler und auch die Unterzahl haben wir uns das Spiel dann selbst schwer gemacht. Diese Niederlage haben wir uns gegen einen sehr abgeklärten und erfahrenen Gegner selbst eingebrockt. Dass Fortuna dann einfach in der Offensive einige Klassespieler hat, steht natürlich außer Frage.

Am nächsten Wochenende geht es gegen Etzenricht. Welche Antwort erwarten Sie sich von Ihrer Mannschaft?
Koller: Wir sollten genauso spielen wie gegen Fortuna. In dieser Landesliga gewinnt man mit einer solch guten Leistung in mindestens 80 Prozent der Fälle. Solange wir unsere individuellen Fehler abstellen und uns nicht selbst wieder durch Karten schwächen, habe ich keine Zweifel an meiner Mannschaft und daran, dass wir auch gegen Etzenricht gewinnen werden und die Mannschaft sich für Ihren Aufwand belohnt.

Fortuna Regensburg ist nach dem Sieg nun auch Tabellenführer. Sind die Regensburger für Sie Favorit auf die Meisterschaft? Welche Teams haben Ihrer Meinung außerdem noch gute Chancen?
Koller: Fortuna gehört mich jedes Jahr zum Kreis der Favoriten. Sie haben im Laufe der letzten Jahre gute Arbeit geleistet und die Mannschaft ist größtenteils zusammengeblieben. Sie verfügen über sehr viele erfahrene und gestandene Landesliga-Spieler und haben zudem noch einige ehemalige Bayernliga- und Regionalliga-Spieler in ihren Reihen. Des Weiteren glaube ich, dass die U21 des SSV Jahn und auch Sturm Hauzenberg klasse Teams haben und eine gute Rolle spielen werden. Auch Donaustauf wird im Laufe der Saison noch vorne angreifen, da bin ich mir sicher.

Und welche Rolle wollen Sie mit Ihrem Team spielen?
Koller: Unser Ziel kann es nur sein, so früh wie möglich den Klassenerhalt perfekt zu machen, alles andere wird sich zeigen. Wir wollen uns von den Relegationsplätzen fernhalten und nicht wie letzte Saison lange zittern. Mein Traum wäre ein einstelliger Tabellenplatz, ich denke das wäre auch für den Verein und die in den letzten Jahren geleistete Arbeit überragend.

Zusätzlich zu Ihrem Trainerjob in Neukirchen arbeiten Sie als DFB-Regionalauswahltrainer für die Region Ostbayern. Wie lassen sich die beiden Stationen miteinander verbinden? Welche Unterschiede gibt es?
Koller: Da hat das Eine nichts mit dem Anderen zu tun. Das sind zwei vollkommen andere Aufgaben. Bei der Regionalauswahl steht die Talentförderung im Vordergrund. Wir wollen den Jungs dabei helfen, dass sie sich so weiterentwickeln, dass sie später in Nachwuchsleistungszentren bei Profi-Vereinen untergebracht werden können. Für mich persönlich ist das viel interessanter, weil die Jungs sich gerade in einem Alter befinden, in dem sie sich von Spiel zu Spiel verbessern. Beim Herrenfußball wie hier in Neukirchen werden dagegen eher taktische Sachen und das Körperliche geschult, da der Großteil der Landesligaspieler seinen technischen Zenit schon erreicht hat.

Zurück zu Neukirchen. Nach Spielen gegen einige der Top-Teams der Liga warten nun vor allem Gegner, die tabellarisch auf Augenhöhe sind. Was wird für Ihre Mannschaft in diesen Spielen wichtig sein?
Koller: In den nächsten Wochen wird sich nun zeigen, ob wir auch spielerische Mittel finden können. Das Spiel ohne Ball aus einer kompakten Defensive ist uns gut gelegen. Wir müssen in den nächsten Wochen mannschaftstaktische Konzepte finden und mehr Torchancen kreieren. Wir werden mehr Ballbesitz haben als sonst, das müssen wir natürlich im Training üben. Angesichts der Ausgeglichenheit der Landesliga Mitte kann hier jede Mannschaft geschlagen werden, jedoch ist es auch an einem nicht so guten Tag möglich, unter die Räder zu kommen. Wir müssen Konzentration, Engagement und Ehrgeiz immer bei einhundert Prozent halten und dürfen wegen unserer guten Spiele in letzter Zeit keinen Gegner unterschätzen. Nur dann können wir einen erfolgreichen Fußball spielen und unsere Ziele erreichen.