Landau/München

Auf einen Tee mit Claudia Wentsch, Director Human Resources bei Microsoft


Claudia Wentsch, aufgewachsen in Landau, ist Director Human Resources bei Microsoft Deutschland.

Claudia Wentsch, aufgewachsen in Landau, ist Director Human Resources bei Microsoft Deutschland.

Riesige Displays werben für neue Produkte des IT-Giganten, Hostessen begrüßen an Check-In-Schaltern. Das öffentlich zugängliche Atrium der Microsoft Deutschland-Zentrale in der Parkstadt Schwabing. Wer mit einem Mitarbeiter verabredet ist, registriert sich am Surface-Tablet, erhält einen Besucherpass und wartet auf einer Stufe im Halbrund. Wie auf einer Showtreppe erscheint Claudia Wentsch. Fester Händedruck, enges Zeitfenster. Sie bittet in die "Digital Eatery". Im Innenhof des Cafés lässt es sich angenehm plaudern über das Arbeiten bei Microsoft und das Leben in einer zunehmend digitalisierten Welt.

Auf die Banklehre folgte die Karriere bei Microsoft

Das Fachgebiet der 49-jährigen Diplom-Betriebswirtin ist die Personal-Organisationsentwicklung. Dabei geht es um die Optimierung von Abläufen und Prozessen, aber ebenso um Mitarbeiterzufriedenheit. Diese strahlt sie aus, den Job mit dem Titel "Director Human Resources" wollte sie unbedingt. In Landau ist sie aufgewachsen, hat eine Banklehre gemacht. Nach dem BWLStudium begann ihre Karriere bei Microsoft 1998 in der Schweiz. In diesem Land herrschten patriarchalische Strukturen, sagt sie. Frauen hätten bei weitem nicht den Stellenwert und die Rechte wie in Deutschland. "Zwölf Wochen lang bezahlter Mutterschutz, das war's. Für den Krippenplatz unseres Kindes bezahlten wir 130 Franken - am Tag."

Wenige Frauen schaffen es in der Hierarchie ganz nach oben

Der Ehemann von Claudia Wentsch arbeitet ebenfalls in der Technik-Branche, ist beruflich oft auf Reisen. Eine Nanny betreut die elfjährige Tochter und kümmert sich auch um den Haushalt. Vor zwei Jahren sind die Wentschs zurück nach Deutschland in die Nähe von München gezogen. Claudia Wentsch gehört zu den knapp 30 Prozent Frauen in einer Führungsposition bei Microsoft Deutschland. Mit Sabine Bendiek steht seit 2016 erstmals eine Frau an der Spitze der deutschen Niederlassung. Ziel ist die Parität, die man bei jungen Studienabgängerinnen schon erreicht hat. Je weiter es in der Hierarchie nach oben geht, umso weniger Frauen finden sich. Und das trotz des Modells "Vertrauensarbeitszeit und Vertrauensarbeitsort", das bei Microsoft eine Kombination aus Präsenz und Home-Office beinhaltet.

Die Mitarbeiter können arbeiten wann und wo sie wollen. 1900 Menschen sind in München beschäftigt, anwesend in dem siebenstöckigen Gebäude ist etwa die Hälfte. Hier wechselt man je nach Bedürfnis und Art der Tätigkeit seinen Arbeitsplatz zwischen vier verschiedenen Zonen. "Smart Workplace" nennt Microsoft sein gemeinsam mit dem Fraunhofer IAO (Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation) entwickeltes Konzept für das Arbeiten 4.0.

"Wir verlangen viel", betont Claudia Wentsch "alle Mitarbeiter haben ihre Vorgaben. Besonders wichtig ist uns das Arbeiten in Teams, also Interaktion und Kommunikation. Alleine kannst du nichts erreichen." Das heißt aber auch, dass die Vorgesetzten entsprechend geschult werden. Ohnehin sind sie nicht mehr die fachlichen Leads, sondern diejenigen, die die besten Fragen stellen.

Claudia Wentsch fasst es so zusammen: "Eine Führungskraft weiß, wie sie Teams optimal zusammenstellen und vernetzen muss. Sie hat ein Netzwerk nach innen und außen sowie den strategischen Überblick." Zur Unternehmens- Strategie gehört das sogenannte "Growth mindset" als Wesenshaltung: Ich weiß nicht alles, will aber alles lernen.

Internes Facebook zum gegenseitigen Austausch

Eingreifen müssen Vorgesetzte, wenn sich ein Kollege zu viel zumutet. "Manch einer sitzt daheim schon mal mit der Wärmflasche am Bauch am Rechner. Jeder muss lernen sich zu artikulieren, wenn ihm alles über den Kopf wächst", sagt sie. Dafür nutzt Microsoft auch eine digitale Plattform, eine Art internes Facebook, genannt Yammer. Ein firmeninterner Fitnessbereich mit Physiotherapie, Sauna und Kursangebote wie Yoga stehen der Belegschaft kostenlos zur Verfügung. Claudia Wentsch ergänzt, dass am Gesundheitsmanagement ständig gefeilt werde. Ebenso an neuen Belohungsmodellen, nicht mehr nur rückwärts gewandt und umsatzbezogen, sondern beispielsweise auch für erfolgreiche Teamarbeit.

Wie geht nun Claudia Wentsch persönlich mit den Anforderungen in Beruf und Familie um? Überzeugend sagt sie: "Ich habe meine Balance gefunden."

Das Smartphone schaltet sie abends zuhause aus, bis die Tochter im Bett ist. Dann allerdings fährt sie den Computer nochmals hoch und bereitet sich auf den nächsten Tag vor.