Kommentar

Mehr Schuberts braucht das (Eishockey-)Land


Christoph Schubert.

Christoph Schubert.

Christoph Schubert hat tagelang für den Erhalt der Hamburg Freezers gekämpft. Ohne Eigeninteresse und einfach nur der Sache wegen. Das verdient Anerkennung.

Es war Dienstagabend, 23.22 Uhr, als Christoph Schubert auf seiner Facebook-Seite das Scheitern seiner Rettungsmission für die Hamburg Freezers verkündete. Der Kapitän der Hamburger hatte in den Tagen zuvor alles getan, um seinen Verein am Leben zu erhalten. Und obwohl die Bemühungen letztlich nicht von Erfolg gekrönt wurden, kann man nur festhalten: Es sind Leute wie Christoph Schubert, die das (Eishockey-)Land braucht!

Als am vergangenen Mittwoch die Meldung die Runde machte, dass die Anschutz Entertainment Group (AEG), Hauptsponsor der Freezers, für die kommende Saison keine DEL-Lizenz mehr beantragen will, konnte es Schubert kaum glauben. Da muss ich was tun, hat er sich gesagt. Und er hat etwas getan! Über die sozialen und die richtigen Medien hat er versucht, die Öffentlichkeit wachzurütteln und hatte schnell einen großen Unterstützerkreis hinter sich. Über eine halbe Million Euro an Spendengeldern hat er bis zum Fristende am Dienstagabend gesammelt. Viele prominente Sportler wie Bayern-Star Thomas Müller, die Fußballer des FC St. Pauli oder Boxer Wladimir Klitschko haben öffentlich ihren Zuspruch gegeben.

Am Ende hat das alles nicht gereicht. "Die AEG hat den Daumen gesenkt", wie es Schubert via Facebook ausdrückte. Heißt: Die Hamburg Freezers spielen nächste Saison nicht mehr in der DEL. Und das deutsche Eishockey hat wieder sein alljährliches Sommertheater. Um für Planungssicherheit zu sorgen, hat die DEL einst die erste Liga geschlossen. Welche Planungssicherheit ist das, wenn am Ende die großen Unternehmen eben doch alleine über die Zukunft der Vereine entscheiden und Ende Mai einige Vereine nicht wissen, in welcher Liga sie kommende Saison spielen? Das wird sich in einer Randsportart, zu der sich Eishockey mittlerweile entwickelt hat, auch nicht ändern lassen, dass die Vereine von potenten Sponsoren abhängig sind. Und dennoch wird es Zeit, dass sich im deutschen Eishockey wieder etwas ändert.

Jeder kocht sein eigenes Süppchen

Im deutschen Eishockey kocht letztlich jede Liga und jeder Verein zunächst einmal sein ganz eigenes Süppchen. Für das große Ganze sieht sich niemand wirklich verantwortlich. Der Deutsche-Eishockey-Bund muss im Schatten von DEL und DEL2 arbeiten, hat oberhalb der Oberligen kaum etwas zu sagen. Und auch wenn der DEB mit der Nationalmannschaft und Marco Sturm an der Spitze bei der diesjährigen WM für ein wenig Aufbruchstimmung gesorgt hat, so wird aktuell wieder deutlich, welche Probleme das deutsche Eishockey nach wie vor hat.

Auf- und Abstieg zwischen der DEL und der DEL2. Was zur Saison 2017/18 wieder hätte eingeführt werden sollen, stockt weiterhin. Die DEL2 konnte die Auflagen nach Ansicht der DEL nicht erfüllen. Jetzt ist die Sache bei einem Schiedsgericht. Auch das wirft die Frage auf: Geht es den Vereinen wirklich um die Sache? Oder sind die DEL-Clubs nicht ganz froh, dass sie unter sich sind und sich in der ersten Liga profilieren können? Die Amerikanisierung im deutschen Sport funktioniert aber nicht! Der deutsche-Sportfan tickt anders. Der will, dass sich ein kleiner Verein mit guten Leistungen nach oben kämpfen kann und dass der große für schlechte Arbeit bestraft wird. Man muss sich nicht wundern, dass Basketball und Handball gerade Eishockey den Rang ablaufen.

Und beim Thema Handball sind wir wieder in Hamburg angekommen. Es ist eigentlich traurig, dass in einer solchen Stadt außer Fußball offenbar sportlich nur wenig möglich ist. Mit dem HSV und St. Pauli gibt es zwei Profi-Fußball-Clubs. In deren Schatten haben sich erst die erfolgreichen Handballer und dann die Erstliga-Volleyball-Frauen vom VT Aurubis Hamburg verabschiedet. Jetzt folgt mit den Freezers der dritte Erstliga-Club in der dritten Sportart. Auch die Olympia-Bewerbung wurde abgelehnt. Man kann nun mit dem Finger auf den Fußball zeigen, der mittlerweile zu groß geworden ist. Aber kann man dem Fußball vorwerfen, dass er vieles richtig macht, dass er weiß, wie er die Leute in die Stadien bekommt und weiß, wie er selbst Viertliga-Spiele prominent im Free-TV platzieren kann? Nein!

Die Verantwortlichen im Eishockey müssen sich an der eigenen Nase fassen. Man kann nur hoffen, dass das deutsche Eishockey endlich aufwacht! Es gibt viele Sachen, die verbessert werden müssen. Persönliche Eitelkeiten dürfen dabei keine Rolle spielen. Es wird Zeit, dass endlich alle an einem Strang ziehen, um diesem fantastischen Sport in Deutschland wieder auf die Beine zu helfen. Und dafür bräuchte es mehr Leute wie Christoph Schubert, die ohne eigene Interessen und einfach nur der Sache wegen ihre Zeit und ihre Energie opfern. Zum Wohle des Sports. Chapeau, Christoph Schubert!