Kinderhilfe Nepal

„In Nepal brauchst du immer einen Plan B“: Lena Lohmeier und Anne Götz haben Waisenkindern geholfen


Lena Lohmeier (links) war fünf Monate, Anne Götz sechs Monate für die Kinderhilfe Nepal im Einsatz.

Lena Lohmeier (links) war fünf Monate, Anne Götz sechs Monate für die Kinderhilfe Nepal im Einsatz.

Nach der Schule ins Ausland - eine gute Idee für eine Auszeit vom Lernstress. Warum dabei nicht auch helfen und etwas bewegen? Das dachten sich Lena Lohmeier und Anne Götz. Die beiden 19-Jährigen sind für die Mitterfelser Kinderhilfe nach Nepal gegangen. Was sie dort erlebt haben, erzählen sie im Interview.

Hallo Anne, hallo Lena, wie seid ihr auf die Kinderhilfe Nepal gekommen?

Anne: Nach dem Abi im vergangenen Jahr wollte ich unbedingt ins Ausland gehen und etwas Neues sehen. Zu meiner Schulzeit war ich bereits durch einen Schüleraustausch in Australien. Deshalb wollte ich unbedingt nochmal weg. Auf einem Fest in Straubing habe ich dann von der Kinderhilfe Nepal aus Mitterfels gehört. Weil eine Freundin und ich die Idee, ins Ausland zu gehen und dabei Waisenkindern zu helfen, super fanden, haben wir uns beworben.

Lena: Bei mir war es ähnlich. Ich hatte nach dem Abi überhaupt keinen Plan, wie es weitergehen soll. Also bin ich zuerst in Indonesien gewesen. Das war wie eine Therapie für mich, aber ich hatte danach noch nicht genug und war immer noch unsicher. Ich wollte also nochmal ins Ausland.

Mit welchen Ängsten seid ihr in Nepal gestartet?

Anne: Ich habe mich ohne Erwartungen auf dieses Abenteuer eingelassen. Ich wusste, dass ich mich Herausforderungen stellen muss, auf die ich nicht vorbereitet sein werde.

Lena: Weil es für mich sehr spontan nach Nepal ging, habe ich mich eigentlich überhaupt nicht mit dem Land befasst. Meine Familie hatte allerdings Angst, dass ich hungern müsse. Das war aber überhaupt nicht der Fall.

Was nimmt man auf so eine Reise mit?

Anne: Vor allem alte Sachen, weil sie dreckig werden.

Lena: Wenig. Auch bei der Heimreise hatte ich fast nur noch Souvenirs im Gepäck. Vieles habe ich vor Ort gekauft. Vieles geht kaputt. Manches übernimmst du auch von deinen Vorgängern. Ich hatte außerdem eine Sofortbildkamera und ein schwarzes Notizbuch als Reisetagebuch dabei.

Wo genau wart ihr für die Kinderhilfe Nepal im Einsatz?

Anne: Ich habe mit einer Freundin in einem Camp nördlich von Kathmandu geholfen. Das liegt an der Grenze zu Tibet. Wir haben im Camp morgens und abends zusätzlich zur Schule Unterricht gegeben - in Mathe und Englisch. Die Schule dort ist leider nicht sehr gut. Es fehlt an Struktur. Wir waren auch die ersten Praktikanten, die einen geordneten Ablauf hineingebracht haben. Dabei war eine riesige Herausforderung, dass die Kinder vor uns keine Weißen kannten. Deswegen fiel uns das Unterrichten anfangs schwer. Aber mit der Zeit wurden die Kinder aufgeschlossener und schenkten uns ihr Lachen.

Lena: Ich war zuerst in einem Kinderheim in Bhaktapur. Die Stadt ist eine der Königsstädte von Nepal und liegt etwa eine Stunde von Kathmandu entfernt. Dort habe ich mit anderen Freiwilligen Kinder beim Lernen und bei ihren Hausaufgaben unterstützt. Wir haben aber gemerkt, dass sie uns hier eigentlich nicht brauchen. Deshalb sind wir irgendwann weiter nach Betrawati und haben den Bürokram in einem Camp übernommen. Später haben wir dann Anne und ihre Freundin abgelöst. Da haben wir dann auch gemerkt, welch gute Arbeit die beiden bereits geleistet hatten. Wir waren bei den Kindern richtig akzeptiert und hatten keine Probleme.

Gibt es eine Erfahrung, die einen bleibenden Eindruck bei euch hinterlassen hat?

Anne: Da fällt mir eine konkrete Situation ein. Ein Mädchen im Camp wurde von ihrer Schwester geschlagen, deshalb hat sie kein Wort mehr geredet. Sie saß da wie eine Statue. Wir haben versucht, sie mit Malübungen zu motivieren. Sie sollte Sonnen mit lachenden Gesichtern malen. Irgendwann war sie wie ausgewechselt.

Lena: Ein Kind kam mit einem offenen Fuß ins Camp. Das war richtig schlimm. Der Fuß war an einer Stelle eitrig. Das sah aus wie ein riesiger Pickel. Der Manager des Camps hat versucht, ihn auszudrücken. Da habe ich erst so richtig gemerkt, was Kinder hier alles aushalten können und müssen. Sie werden oft geschlagen, da ist so eine Verletzung das geringere Übel. Das ist richtig schockierend gewesen.

Was habt ihr mit nach Hause genommen?

Lena: Da gibt es richtig viel. Ich habe zum Beispiel gelernt, dass nicht immer alles so läuft, wie ich es will. Ich wusste in solchen Situationen eigentlich nie weiter, das ist jetzt anders. Denn in Nepal brauchst du immer einen Plan B. Außerdem nehme ich den Spaß am Unterrichten von Kindern mit. Anfangs war ich damit überfordert, aber letztlich hat es doch super geklappt. Das war sehr motivierend. Ich habe dabei auch gemerkt, wie wichtig kreativer Unterricht ist, sonst schreiben die Kinder am Schluss nur ab und lernen nichts. Und ich habe Kochen gelernt und herausgefunden, was ich wirklich machen will. Zuerst hatte ich einen Ausbildungsplatz im Finanzamt. Das wäre aber absolut nicht das Richtige für mich gewesen. Jetzt studiere ich Soziologie und Pädagogik.

Anne: Ich bin mir jetzt auch über mein Studium klar geworden und habe mich für Gesundheitswissenschaften entschieden. Es ist der Gegensatz von Nepal zu Deutschland, der mir dabei geholfen hat. Ich hoffe, dass ich damit etwas bewegen kann.

Lena: Dieser Gegensatz ist wirklich enorm. Gute Krankenhäuser sind in Nepal selten und in den Camps gibt es oft nicht mal Erste-Hilfe-Sets. Wunden werden meistens nur mit Plastiktüten eingewickelt.

Geht ihr nochmal nach Nepal?

Lena: Ganz klar - ja! Ich werde meine ersten Semesterferien im nächsten Jahr dort verbringen und nochmal helfen.

Anne: Ich will auch unbedingt nochmal nach Nepal. Wir haben es nie geschafft, den Drachenhügel in der Nähe des Camps hochzuwandern. Das müssen wir beim nächsten Mal nachholen.

Mehr Infos zur Kinderhilfe Nepal aus Mitterfels gibt es im Internet unter www.kinderhilfe-nepal-mitterfels.de.

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Bruchstücke ihrer Zeit in den Camps der Kinderhilfe Nepal, einem Verein aus Mitterfels - Lena und Anne haben Kinder vor allem unterrichtet.

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