Kelheim

Dieser Käfer durchlöchert Bäume wie einen Schweizer Käse


Insgesamt 21 Bäume mussten am Kelheimer Hafengelände bereits wegen diesem kleinen Käfer gefällt werden.

Insgesamt 21 Bäume mussten am Kelheimer Hafengelände bereits wegen diesem kleinen Käfer gefällt werden.

Der Asiatische Laubholzbockkäfer ist klein und unscheinbar. Für die einheimischen Wälder ist er aber eine ernste Bedrohung. Bisher war der aggressive Baumschädling nur im Landkreis Passau aufgetreten. Nun mussten erstmals auch im westlichen Niederbayern Maßnahmen gegen ihn ergriffen werden.

Die Larve ist in etwa so lang wie ein Wohnungsschlüssel und erinnert an einen dicken Mehlwurm. Das ausgewachsene Tier ist ein fein gepunkteter schwarzer Käfer: Der Asiatische Laubholzbockkäfer - kurz ALB genannt - wirkt unscheinbar. Und ist dennoch hoch gefährlich: "Die Bäume in Kelheim waren durchlöchert wie ein Schweizer Käse", erklärt Georg Süß vom Amt für Landwirtschaft und Forsten in Abensberg. Erst vor einigen Wochen hatte einer seiner Kollegen den ALB-Befall im Kelheimer Hafengebiet entdeckt. Danach musste es schnell gehen. "Es gab bereits Kronen- und Zweigabbrüche. Bäume in diesem Zustand sind ein echtes Risiko", sagt Süß. Zudem drohten die ausgewachsenen Käfer in der nächsten Zeit auszufliegen. Eine Radikalkur war die einzige Lösung - auch, weil sie eine EU-Richtlinie vorschreibt.

Einer der gefährlichsten Laubholzschädlinge

Demnach müssen die befallenen Stämme nicht nur gefällt, sondern auch gehäckselt und verbrannt werden. Beides wurde am Mittwoch unter der Regie der Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) mit 21 Ahornbäumen begonnen. In den nächsten zwei bis drei Wochen sollen alle Bäume im Umkreis von 100 Metern um die Fundstelle folgen. Zur Analyse werden Proben in ein Freisinger Labor gebracht. Das Hafengebiet steht im Umkreis von etwa zwei Kilometern Radius unter aufwendiger Beobachtung. Dabei wird auch mit Spürhunden gesucht.

Drastische Maßnahmen, doch anders sei dem asiatischen Einwanderer nicht beizukommen, erklärt Süß: "Der ALB ist einer der 100 gefährlichsten Laubholzschädlinge der Welt. Hat er sich einmal ausgebreitet, ist er fast nicht mehr einzufangen." Süß verweist auf Bilder und Berichte aus China, die von der Ausrottung ganzer Plantagen und Wälder berichten.

Die Larven des Käfers bohren sich in die Mitte des Baumes und von dort Gänge von bis zu drei Zentimetern Durchmesser. Bei starkem Befall stirbt der Baum in wenigen Jahren ab. Von außen ist das schwer zu erkennen. Zwar hinterlässt der Käfer Trichter- oder schlitzartige Eiablage-Spuren in der Rinde und kreisrunde Löcher mit etwa einem Zentimeter Durchmesser, doch richtig offensichtlich wird es erst bei absterbenden Ästen oder Kronenteilen. Das dauert bis zu zwei Jahre. Das Fatale dabei: Der Käfer greift nur gesunde Bäume an und in sein Beuteschema fallen fast alle deutschen Laubholzarten.

Weitere Fälle in Bayern



Panikmache sei aber dennoch nicht angebracht, meint der Fachmann. In Europa seien keine größeren Vorfälle bekannt. "Bisher hatte man das gut im Griff", sagt Süß. "Und wir werden alles tun, damit das auch so bleibt."

In Niederbayern, konkret in Neukirchen am Inn im Landkreis Passau, war erstmals 2004 ein Befall mit dem Asiatischen Laubholzbockkäfer bestätigt worden. In den Jahren 2010 und 2011 gab es dort insgesamt fünf befallene Bäume, die gefällt wurden. Seitdem hatte es keine Anzeichen für betroffene Bäume mehr gegeben. In der Oberpfalz ist noch kein Befall bekannt. Der letzte bayerische Fall war im Februar in Feldkirchen im Landkreis München aufgetreten. Dort habe man laut Süß festgestellt, dass der Käfer mehr als hundert Meter weit pro Saison fliegt. Bis dahin hatte der ALB als flugfaul gegolten.

Auffällig ist, dass der Käfer überall dort auftritt, wo viel Verpackungsholz im Umlauf ist. "In Häfen oder großen Umschlagplätzen kommt mit Paletten viel Billigholz aus Asien an. Überlebt die Larve den Zuschnitt, übersteht sie auch den Transport", erklärt Süß. Vom Wirtsholz fliege der ausgewachsene Käfer dann in die umliegenden Wälder aus. Ein Befall mit dem Asiatischen Laubholzbockkäfer ist meldepflichtig.

Um eine mögliche Ausbreitung zu verhindern, hat Landwirtschaftsminister Brunner 2014 eine "Task Force" ins Leben gerufen. Zum Programm gehören intensive Befalls- und Einfuhrkontrollen. Auch das Gebiet in Kelheim soll für mindestens fünf Jahre unter intensiver Beobachtung bleiben.

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ALB-Spürhund Franzi ist speziell ausgebildet und zeigte in Kelheim Stellen mit dem Asiatischen Laubholzkäfer an.

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Insgesamt 21 Bäume mussten am Kelheimer Hafengelände bereits wegen diesem kleinen Käfer gefällt werden.