Karriereende

Michael Hofmann: Mit 44 Jahren ist Schluss


Es reicht: Mit 44 Jahren beendet Kult-Keeper Michael Hofmann am Ende dieser Saison seine Karriere.

Es reicht: Mit 44 Jahren beendet Kult-Keeper Michael Hofmann am Ende dieser Saison seine Karriere.

Im April 1998 feierte er sein Debüt in der Bundesliga, am kommenden Samstag wird er das letzte Mal im Tor stehen: Kult-Keeper Michael Hofmann beendet mit 44 Jahren seine Karriere.

Noch zwei Spiele, dann ist Schluss. Mit 44 Jahren wird Torhüter Michael Hofmann am kommenden Samstag seine Karriere beenden. "Ich freue mich auf die letzten beiden Spiele und dann mache ich einen Haken darunter", sagt der Ex-Profi im Gespräch mit unserer Zeitung. "Es wäre falscher Ehrgeiz von mir, wenn ich sage: Ich muss noch spielen bis ich 50 bin."

Zu seinem letzten Auswärtsspiel an diesem Samstag kommt Hofmann noch einmal nach Regensburg. Mit dem SV Pullach gastiert er bei der U21 des SSV Jahn. Eine Rückkehr an den Ort, an dem er zweieinhalb Jahre lang das Tor gehütet hat und an dem er mit dem Jahn 2012 sensationell in die 2. Bundesliga aufgestiegen ist.

"Ich werde noch oft daran zurückdenken, wie ich 2010 mit einer kleinen Trainingsgruppe am Trainingsgelände am Kaulbachweg gestartet bin. Der Platz glich einem Rumpelacker und ich habe mir gedacht: ‚Was hab' ich mir da nur angetan?'", berichtet Hofmann. Teammanager Klaus Sturm, heute für die SpVgg Hankofen in der Bayernliga als Berater und aktuell auch als Interimstrainer tätig, hatte den Erstkontakt hergestellt. Damals ahnte Hofmann freilich nicht, dass er noch Jahre später von seiner Zeit beim Jahn schwärmen würde. In der ersten Saison schloss die Mannschaft auf Platz acht in der 3. Liga ab - mit "einfachem und rustikalem Fußball", wie es Hofmann ausdrückt. Ein Jahr später wurde der Jahn Dritter und schaffte über die Relegation gegen den Karlsruher SC den Aufstieg in die 2. Bundesliga.

"Der Aufstieg 2012 ist unvergesslich."

Nur dem Trainerteam um Markus Weinzierl und Torwarttrainer Gerry Huber war es zu verdanken, dass Hofmann in dieser Saison überhaupt noch im Jahn-Tor stand. Denn 2011 verstarb die Mutter des Torhüters und Hofmann wollte seine Torwarthandschuhe an den Nagel hängen. "Die Trainer haben zu mir gesagt: ‚Michi, die Mannschaft braucht dich und du brauchst die Mannschaft'", blickt Hofmann zurück. Der gebürtige Oberfranke ist im Rückblick froh, dass er doch weitergemacht hat: "Der Aufstieg 2012 ist unvergesslich für mich."

Nach dem Aufstieg, wie hätte es anders sein können, bestritt Hofmann mit dem Jahn das erste Spiel ausgerechnet bei "seinen Löwen" in der Allianz Arena. Insgesamt 14 Jahre lang stand Hofmann für den TSV 1860 im Tor, genießt noch heute viele Sympathien unter den Fans und gilt als "Kult-Löwe". Ein "Highlightspiel" sei das gewesen, noch heute bekomme er beim Gedanken daran Gänsehaut. Das Spiel ging mit 0:1 vor über 45.000 Zuschauern verloren und am Ende der Saison stieg der Jahn direkt wieder ab. Hofmann war da schon gar nicht mehr im Kader, er beendete seine Profikarriere bereits in der Winterpause. "Das war vielleicht besser so", sagt der Keeper rückblickend. Sonst wäre er in der Rückrunde womöglich zur Schießbude der Liga geworden. "Und das", so Hofmann, "war nie mein Anspruch." Somit kann Hofmann selbst aus dem Abstiegsjahr etwas Positives mitnehmen, denn bei drei der nur vier Saisonsiege stand Hofmann im Tor, bei insgesamt nur zwölf Einsätzen.

Sein erster Profieinsatz lag da schon rund 15 Jahre zurück. Den hatte Hofmann am 18. April 1998 gegen Hertha BSC. "3:1 gewonnen. Erstes Gegentor von Michael Preetz, dem heutigen Hertha-Manager", weiß Hofmann wie aus der Pistole geschossen. Bis dahin hatte Hofmann, der 1996 von seinem Heimatclub SpVgg Bayreuth nach München gewechselt war, noch mit einem Abgang zum Saisonende spekuliert und bereits mit dem 1. FC Nürnberg Verhandlungen geführt. Denn bis zu diesem Tag war er nur in der zweiten Mannschaft zu Einsätzen gekommen. Beim ersten Einsatz in der Bundesliga profitierte er von einem Fehler Bernd Meiers im Spiel zuvor - ausgerechnet im Derby gegen die Bayern.

Damit war Hofmann in der Bundesliga angekommen. Bis zum Saisonende wurden drei der vier Spiele gewonnen und im darauffolgenden Jahr absolvierte er alle 34 Partien. Doch dann, vor der Saison 1999/2000 wurde er von Trainer Werner Lorant als Nummer eins abgesetzt, wegen eines Fehlers in einem Testspiel. Daran hat Hofmann noch heute zu knabbern. "Diese Geschichte hat mir eine bessere Karriere verwehrt", ist er überzeugt. Die "Löwen" spielten jedoch eine unglaubliche Saison, wurden Vierter und zogen in die Champions-League-Qualifikation ein. Und hier durfte Hofmann in den beiden Spielen gegen Leeds United (England) ran. Zwar gingen beide Spiele verloren, doch für Hofmann war gerade das Rückspiel im Münchner Olympiastadion vor 56.000 Fans ein absoluter Karrierehöhepunkt. "Ich komme aus einem kleinen Dorf in Oberfranken. Dass man mal auf der großen Bühne auflaufen durfte, das war schon ein klasse Erlebnis", sagt er.

Hofmann übernimmt Verantwortung

In den Folgejahren erlebte Hofmann mit "Sechzig" Höhen und Tiefen. Von der Champions-League-Qualifikation ging es bis hinunter in die 2. Bundesliga. Der Abstieg hat den Torhüter lange beschäftigt und er übernahm Verantwortung. "Obwohl ich andere Angebote aus der Bundesliga hatte, bin ich mit 1860 in die 2. Liga gegangen. Ich wollte den Abstieg wieder gut machen." Gelungen ist das den Löwen bis heute nicht - weder mit, noch ohne Michael Hofmann.

Der Torhüter ist ein geradliniger Typ, offen und ehrlich. "Ein Wahrheitsfanatiker", wie er selbst sagt. Manchmal unangenehm für die Verantwortlichen. Geholfen hat das nicht immer. "Manchmal denke ich mir schon: ‚Hättest du ab und zu den Mund gehalten, dann hättest du es einfacher gehabt'", sagt Hofmann. "Aber das wäre nicht ich gewesen."

Nach der Zeit bei den "Löwen" und zweieinhalb Jahren in Regensburg beendete Hofmann 2013 schon einmal seine Karriere. Er machte die Trainer-A-Lizenz und den Torwarttrainer-Schein. Im Sommer 2014 stieg er ins Trainergeschäft beim Landesligisten Kirchheimer SC ein. Nach einer Saison und einem Spiel in der zweiten Spielzeit trennten sich die Wege.

Comeback im Tor

Nur eine Woche später saß er schon wieder als Ersatztorhüter bei der SpVgg Bayreuth in der Regionalliga Bayern auf der Bank, der Heimatverein hatte Personalprobleme und Hofmann half aus. Aber das Kribbeln kam offenbar zurück. Denn als am letzten August-Tag 2015 Bayernligist SV Pullach anrief, da sagte Hofmann nach einigen Gesprächen mit engen Vertrauten doch noch einmal zu.

Und wenn Michael Hofmann etwas macht, dann nur zu einhundert Prozent. "Ich war auch in der Bayernliga ehrgeizig, die Zahlen mussten stimmen", sagt er. Und die Zahlen stimmten. In - Stand heute - 55 Spielen kassierte Hofmann 49 Gegentore. Der Keeper hat die Zahlen - genauso wie wichtige Daten oder Situationen der Karriere - im Kopf und schreibt sie beim Interviewtermin auf einen Zettel. "Unter einem Gegentor pro Spiel, damit kann ich zufrieden sein", sagt Hofmann. Im ersten Jahr holte er mit Pullach die Vizemeisterschaft. Auch aktuell steht die Mannschaft auf Platz zwei, hat aber noch die Chance Meister zu werden. Und wer Michael Hofmann kennt, der weiß: Er wird alles für dieses Ziel tun.

Neben seinem Engagement in Pullach war Hofmann zuletzt auch bereits für den Internet-Streaming-Dienst "DAZN" aktiv. Dazu trainierte er beim von Michael Maurer organisierten "Keepersday", einer Torwartschule für Kinder. Für die Zukunft will er unter seinem Namen Torwartcamps abhalten (Interessierte Vereine können sich unter der Mail-Adresse michihofmann39@me.com melden). Für Benefizaktionen wie das Spiel des Teams Bananenflanke am 1. Juli in Vilzing oder für das eine oder andere Hallenturnier wird er auch noch einmal ins Tor zurückkehren. Ansonsten kann er sich vorstellen, auch bei einem Verein oder in einem Nachwuchsleistungszentrum als Trainer oder Torwarttrainer einzusteigen.

Die Spielerkarriere ist aber erst einmal vorbei. "Man muss den Zeitpunkt erwischen, wann es reicht", sagt Hofmann zu seinem anstehenden Karriereende. In Regensburg und kommenden Samstag in Pullach gegen die SpVgg Hankofen wird Michael Hofmann nochmals zwischen den Pfosten stehen. Dann zieht er seine Torwarthandschuhe aus - als Spieler zum letzten Mal.