Interview

Nachtmenschen: Steffan Tidde von Kraftklub spricht über das neue Album


Ganz in rot präsentiert sich die Chemnitzer Band "Kraftklub" bei ihrem neuen Album "Keine Nacht für Niemand". Steffen Israel (Mitte) ist Gitarrist und Keyboarder der Band "Kraftklub".

Ganz in rot präsentiert sich die Chemnitzer Band "Kraftklub" bei ihrem neuen Album "Keine Nacht für Niemand". Steffen Israel (Mitte) ist Gitarrist und Keyboarder der Band "Kraftklub".

Nach "Mit K" und "In Schwarz" präsentiert "Kraftklub" pünktlich zum Start der Festival-Saison ihre neue Platte "Keine Nacht für Niemand". Wir haben uns mit dem Gitarristen und Keyboarder der Band, Steffen Tidde, alias Steffen Israel, darüber unterhalten.

Hallo Steffen! Euer neues Album, "Keine Nacht für Niemand", ist sehr vielseitig: Euphorie, Liebe, Depression und Humor. Was ist das große Thema der Platte?

Steffen Israel: Die Nacht zieht sich durch viele Songs. Daher auch der Albumtitel. Die Nacht und die Faszination daran spielen dieses Mal eine große Rolle.

Warum ist die Nacht für euch so faszinierend?

Da ist alles anders. Es ist dunkel (lacht). Nein, die Leute verhalten sich anders. Es passieren Dinge in der Nacht, die tagsüber nicht passieren würden. Daher ist sie sehr faszinierend. Die Nacht steht dafür, sich zur Ruhe zu legen, nichts zu machen. Und gerade diese Zeit wird aber genutzt, um ganz viel zu machen... Um zu feiern, um was zu erleben. Wir finden die Nacht gut!

Seid ihr also Nachtmenschen?

Ja, ich selbst auch, zum Beispiel wenn ich früher in der Schule was erledigen musste. Ich konnte keine Hausaufgaben machen, wenn es noch hell war. Ich habe das immer nachts getan. Da waren mein Antrieb und meine Konzentration am besten, wenn man weiß, dass alle schlafen und ich jetzt ganz in Ruhe was machen kann. Das fand ich immer gut.

Mit dem Album-Namen wollt ihr auf euren Schlafmangel in den vergangenen Jahren anspielen. Wie viel oder wenig Schlaf hattet ihr denn in letzter Zeit?

Naja, es ging. Wir hätten mehr Schlaf haben können. Aber wir haben es uns da nicht leicht gemacht (lacht). Wir haben das Album in Berlin aufgenommen und waren tagsüber immer im Studio. Und abends bot es sich an, noch was zu machen... Konzerte, sich mit Leuten treffen oder auf eine Party gehen. Da waren wir nicht immer vernünftig. Deswegen haben wir teilweise zu wenig Schlaf abbekommen. Aber im Nachhinein lässt sich das ja auch schön reden: Das war einfach unsere Inspirationsquelle. Wir wollten die Nacht besser kennenlernen!

Im Lied "Fenster" heißt es "Vertraue nicht dem Staat. Nimm es selber in die Hand". Ihr fordert anschließend "Auch du kannst was erreichen. Spring aus dem Fenster für mich!". Was kann und soll denn jeder Einzelne von uns tun, um unsere Welt besser zu machen?

Der Song ist unser Kommentar zur aktuellen Lage. Wir haben versucht, das ironisch zu verpacken. Wir wollen den Leuten nicht so zeigefingermäßig sagen, was jetzt richtig oder falsch ist. Da fühlen wir uns auch nicht berechtigt, das zu tun. Wir haben keine Lösung für die Probleme. Wir wollen darauf aufmerksam machen, es war unsere Beobachtung und ein Kommentar zu dem Thema.

Eure musikalischen Vorbilder sind ziemlich verschieden: die Beatles, Deichkind, die Ärzte. Sie alle haben ja einen gewissen Einfluss auf eure Musik. Welche Band hatte bei eurem neuen Album am meisten?

Das ist schwierig zu sagen. Wir sind fünf Leute, die verschiedene Musik hören. Und das, was bei uns dabei rauskommt, ist sozusagen der gemeinsame Nenner. Deswegen ist das mit den Einflüssen schwer zu sagen. Bei dem neuen Album haben wir viel 90er-Indie-Kram gehört. Aber auch 80er-Post-Punk-Sachen. Das hört man schon teilweise raus. Aber es ist schwer zu sagen. Es ist eine Mischung. Manchmal wissen wir es auch selber nicht. Wenn wir einen neuen Song gemacht haben, sind wir uns manchmal gar nicht so sicher, ob es den nicht schon gibt und wir das geklaut haben (lacht).

Was wollt ihr mit eurem Album erreichen?

Wir wollen erreichen, dass die Leute zu unseren Konzerten kommen und cool finden, was wir uns im vergangenen Jahr ausgedacht haben. Wir würden uns freuen, wenn die Leute Freunde und die passenden Tanzschritte zu unseren Songs mitbringen.

Was tanzt man denn zu euren Songs?

Das wissen wir selber nicht (lacht). Das würden wir gerne von unseren Fans erfahren. Wir freuen uns auf jeden Fall, dass es jetzt wieder losgeht! Es gibt nichts Schlimmeres, als die Füße still zu halten. Wir haben richtig Bock auf die Konzerte!

Zum Abschluss: Bekommt man denn als Gitarrist und Keyboarder einer Band ebenso viel Fanpost und Heiratsanträge wie der Sänger?

Nee, ich glaube nicht. Wir bekommen alle nicht so viel Fanpost. Die Zeiten sind, glaube ich, vorbei. Wenn dann bekommt man Freundschafts-Anfragen auf Facebook oder sowas. Aber ich muss schon eingestehen, dass Felix (Brummer, Frontsänger, Anm. d. Red.) da besser davonkommt. Aber ich komme damit klar. Ich glaube, dem Bassisten geht es noch schlimmer. Ich bin zufrieden.

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Am 2. Juni ist das neue Album der Band "Kraftklub" erschienen: "Keine Nacht für Niemand".

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Steffen Israel (links) ist Gitarrist und Keyboarder der Band "Kraftklub".