„Heimweh habe ich kaum“

Der Spanier Isaac Lezcano Calvo macht seine Ausbildung in Roding


In den ersten Monaten seiner Ausbildung als Zerspannungsmechaniker feilt Isaac vor allem an Werkstücken. Danach darf er die großen Maschinen benutzen und Teile für Autos oder Flugzeuge fräsen.

In den ersten Monaten seiner Ausbildung als Zerspannungsmechaniker feilt Isaac vor allem an Werkstücken. Danach darf er die großen Maschinen benutzen und Teile für Autos oder Flugzeuge fräsen.

Von Tanja Pfeffer

Auf den ersten Blick erinnert die Landschaft im Bayerischen Wald fast an Nordspanien. Hügel, Wälder - nur das Meer fehlt. Auch über das deutsche Klima staunte Isaac Lezcano Calvo nicht schlecht: "Der erste Sommer war gleich so heiß wie der zuhause in Spanien", erzählt er. Ansonsten hat sich vieles verändert im Leben des 23-Jährigen. Er macht seit 1. September eine Ausbildung als Zerspannungsmechaniker bei der Firma Stangl in Roding im Landkreis Cham.

In seiner Heimat hatte Isaac zwar bereits zwei Ausbildungen absolviert, aber trotzdem keinen Arbeitsplatz gefunden, der seinen Anforderungen entsprach. Er wünscht sich von seinem Job vor allem, dass er abwechslungsreich und anspruchsvoll ist, sagt er in gutem Deutsch. Deshalb beschloss er, am Programm "MobiPro-EU" teilzunehmen (siehe Kasten). So gelangte er nach Roding und fühlt sich im ersten Monat dort bereits sehr wohl. Für Roding hat er sich entschieden, weil seine Heimatstadt in Kantabrien im Norden Spaniens ähnlich groß ist und ihm eine richtige Großstadt zu hektisch gewesen wäre.

"Heimweh habe ich kaum", erwähnt er, "denn ich skype regelmäßig mit meiner Familie." Seine Freundin hat, wie er, eine Ausbildungsstelle in Roding gefunden und so haben die beiden den Schritt nach Deutschland zusammen gewagt. "Zu zweit ist alles einfacher", stellt Isaac glücklich fest.

Ein guter Start ins neue Leben

Die ersten Wochen bei der Firma Stangl haben dem 23-Jährigen schon sehr gut gefallen und auch Ausbilder Gerhard Janker hat nur Positives zu berichten. "Ich muss mich nur ein bisschen zusammenreißen, um nicht zu sehr ins Bayerische zu verfallen", sagt er und zwinkert Isaac zu. Durch den wöchentlichen Sprachkurs, den der Spanier parallel zur Ausbildung besucht, baut er die Sprachbarriere mit der Zeit aber immer mehr ab. "Am schwierigsten ist es, in der Berufsschule die vielen Fachbegriffe zu lernen", gibt Isaac zu. Allein das Wort Zerspannungsmechaniker hat es für den jungen Spanier in sich.

"Die spanischen Auszubildenden sind zwar anfangs ein wenig schüchtern, aber wir bemühen uns, sie in Feiern und Ausflüge einzubinden", betont Markus Meister vom Personalbüro. Auch bei der Wohnungssuche, dem Autokauf und sonstigen Alltagsproblemen stehen die Mitarbeiter der Firma Stangl den Spaniern zur Seite, um ihnen den Start in eine Zukunft in Bayern zu erleichtern.

Während seines Praktikums Anfang August war Isaac schon auf dem Chamer Volksfest. Die Maßkrüge haben ihn so beeindruckt, dass er gleich zwei davon seiner Familie nach Spanien mitgebracht hat, obwohl der Koffer dann gleich voll war. "Auf dem Oktoberfest war ich allerdings nicht, da war mir zu viel los", gibt er zu. Außerdem hat er noch gar keine Lederhose. "Bis nächsten Sommer kaufe ich mir aber eine", verspricht er.

Eine Sache gibt es jedoch, die Isaac in Spanien definitiv bevorzugt: den Schinken. "Der schmeckt für mich in Deutschland immer gleich", erzählt er grinsend. Aber den kann er sich ja im Tausch für die Maßkrüge von zu Hause mitbringen lassen.

Seite 2: Spanier suchen Jobs in Deutschland

Fast jeder zweite Spanier unter 25 Jahren war laut der Bundesagentur für Arbeit im Juli 2015 ohne Job. Vor diesem Hintergrund sehen viele Jugendliche in Spanien keine Perspektive für sich und suchen deshalb einen Job im Ausland. Das Programm "MobiPro-EU" der Bundesagentur für Arbeit unterstützt Jugendliche seit 2013 bei diesem Schritt. Es stellt den Kontakt zwischen jungen europäischen Jobsuchenden und deutschen Firmen her und fördert die Mobilität auf dem Arbeitsmarkt innerhalb der EU. Gleichzeitig soll mithilfe dieses Programms in Deutschland der Fachkräftemangel ausgeglichen werden.

Bis zum 10. August haben 2 380 ausländische Jugendliche von "MobiPro-EU" profitiert. Das Projekt soll aber nur eine Maßnahme auf Zeit sein - es läuft 2018 aus. Im Landkreis Cham zum Beispiel beteiligen sich daran 15 Unternehmen, in denen dieses Jahr 22 ausländische Jugendliche eine Ausbildung begonnen haben. Vom Industriemechaniker bis zum Altenpfleger ist für jeden etwas dabei. Sobald ein Bewerber eine Stelle in Deutschland in Aussicht hat, absolviert er in seinem Heimatland 650 Stunden Sprachkurs, um sich später schneller zurecht zu finden. Außerdem machen alle Bewerber ein Praktikum in ihrer zukünftigen Firma, um sicher zu sein, dass ihnen die angebotene Stelle auch gefällt.