Hankofens Mittelfeldstratege

Studium und Fußball: Tobias Becks Zeit in den USA


Auch in den USA mit einer Schlüsselrolle auf dem Platz: Tobias Beck.

Auch in den USA mit einer Schlüsselrolle auf dem Platz: Tobias Beck.

Hankofens Bayernligafußballer Tobias Beck hat ein Sportstipendium in den USA absolviert.

Tobias Beck hat fünf aufregende Monate hinter sich: Von August bis Dezember absolvierte der 21-jährige Mittelfeldspieler der SpVgg Hankofen ein Auslandssemester in den USA. Eigentlich auf der Suche nach einem Praktikum in Amerika, stieß er im Internet auf eine Agentur für Sportstipendien. Aufgrund seiner Noten und der Tatsache, dass er bereits in der Bayernliga spielte, sagte ihm die Agentur gute Chancen voraus. Es wurden Video-Zusammenschnitte an die Trainer in den USA geschickt, und nach ersten Skype-Gesprächen entschied sich Beck für die University of Science and Technology in Rolla (Missouri).

Anfang August stieg Beck also in den Flieger. "Zu Beginn war es schon ein komisches Gefühl", berichtet er. Doch in den USA wurde er gleich von den Eltern eines Teamkollegen abgeholt und verbrachte die ersten beiden Tage bei der Familie. "Das war für den Start sicher gut, weil ich sofort Ansprechpartner hatte", sagt Beck.

Die Universität lag in einer Kleinstadt, "für amerikanische Verhältnisse war es ein Dorf", sagt Beck. 17.000 Einwohner, davon alleine 9.000 Studenten. "Aber das war nicht schlimm für mich", erzählt der Mengkofener mit einem Schmunzeln. "Das war quasi wie zu Hause auf dem Land."

Training um 6 Uhr morgens

Neben dem neuen Land mit anderer Sprache und anderen Sitten war für Beck auch der Alltag gewöhnungsbedürftig. Um 5.15 Uhr klingelte der Wecker, dann ging es schnell in den Sportkomplex, denn um 6 Uhr stand das Training an. Nach eineinhalb Stunden Training ging es weiter in die Vorlesungen. Weil trotz des Sports auch das Studium nicht zu kurz kommen durfte und jeder seine Vorlesungen besuchen sollte, ergab sich diese ungewohnte Trainingszeit. "Aber man gewöhnt sich auch daran relativ schnell", sagt Beck.

Montags und mittwochs wurde trainiert, am Donnerstag stand das Abschlusstraining an. Am Freitag, oder bei weiten Strecken auch schon am Donnerstag, ging es auf Auswärtsreise. Zwei Spiele an einem Wochenende in nahe beieinander liegenden Orten wurden absolviert, am Sonntagabend ging es wieder zurück. "Danach warst du richtig platt", berichtet der Niederbayer.

Becks Mannschaft setzte sich aus verschiedenen Nationen zusammen, so waren beispielsweise ein Brasilianer und ein Neuseeländer dabei. Über die Saison habe sich eine sehr gute Gemeinschaft gebildet, sagt Beck. "Wenn man nahezu täglich zusammen ist, dann bilden sich automatisch Freundschaften." Entsprechend sei auf dem Platz die mannschaftliche Geschlossenheit auch eine große Stärke des Teams gewesen.

Nationale Playoffs knapp verpasst

Bis zum letzten Spieltag war die Mannschaft ungeschlagen. Aufgrund zu vieler Unentschieden und einer Niederlage in den Conference Playoffs gelang die Qualifikation für die nationalen Playoffs allerdings nicht. "Das wäre natürlich noch ein Highlight gewesen. Aber auch so war es eine geile Saison für mich", sagt Beck.

Die Bedingungen waren nahe an Profi-Niveau. Rund um die Uhr stand ein Physiotherapeut zur Verfügung, an Sportanlagen war von einem Fitnessstudio über einen Kunstrasenplatz bis zu einem Indoor-Feld alles geboten. "Die Voraussetzungen waren wirklich top", so Becks Einschätzung. Am amerikanischen System mit der Verbindung von Sport und Studium hat er während seines Aufenthalts "immer mehr Gefallen gefunden".

Ein Problem im amerikanischen Fußball hat Beck während seiner Zeit aber auch ausgemacht: "Sie glauben, dass sie ausschließlich Athleten brauchen." Zu spüren bekam es der eher technisch veranlagte Spieler selbst, als ihm nach einem Probetraining bei einem Drittligisten mitgeteilt wurde, dass er zwar alle Voraussetzungen mitbringe, aber nicht athletisch genug sei.

Immer jemanden im Rücken

Diese Denkweise spiegelt sich auch im College-Fußball wider. "Es gab zwar schon drei, vier Mannschaften, darunter auch unsere, die technisch guten Fußball gespielt haben. Der Rest kam aber vor allem über das Körperliche und agierte mit langen Bällen. Die taktischen Defizite machen sie mit laufstarkem und körperlichem Spiel wett." Das habe ihn auch persönlich weitergebracht. Denn während man in der Bayernliga manchmal ein bisschen Zeit habe, sei im College-Fußball immer ein Gegenspieler im Rücken. Beck: "Es war interessant, auch einmal einen anderen Fußball zu sehen. Dort gibt es 90 Minuten ein Hin und Her mit Vollgas-Pressing."

Ende Oktober war die Saison nach 20 Spielen in zwei Monaten für Beck und sein Team beendet. Anschließend standen noch Prüfungen an und auch die typischen College-Partys durften natürlich nicht fehlen. Seit dem 20. Dezember ist Beck zurück in Deutschland. Hier will er sein Studium (Wirtschaftsingenieurwesen) fertig machen, ein Praktikum und zwei Semester stehen noch an. Sportlich läuft er nach der Winterpause wieder für die SpVgg Hankofen auf und will mit den "Dorfbuam" den Klassenerhalt in der Bayernliga Süd schaffen.

Ende November bekam Tobias Beck Besuch von seinen Eltern.

Ende November bekam Tobias Beck Besuch von seinen Eltern.