Grafling
Wenn der Radweg zur Stolperfalle wird
7. Juli 2017, 7:19 Uhr aktualisiert am 7. Juli 2017, 7:19 Uhr
Weil die B11 bei Grafling (Kreis Deggendorf) momentan gesperrt ist, wichen zuletzt auch immer wieder Autofahrer auf den Waldbahnradweg aus. Hindernisse sollten sie davon abhalten - diese machten aber vor allem Radfahrern das Leben schwer. Eine vertrackte Situation.
"Mit dem Auto nach Deggendorf ist's nicht schön", schreibt Paul Müller aus Geiersthal unserer Redaktion in einem Leserbrief. Zwischen Datting (Gemeinde Grafling) und Bergern ist die B11 seit Mitte Mai wegen Ausbauarbeiten für den Verkehr komplett gesperrt. Wer dennoch mit dem Auto nach Deggendorf fahren will, muss einen Umweg in Kauf nehmen. Paul Müller hat sich daher fürs Fahrradfahren entschieden. Seit Mai fährt er jeden Tag früh morgens auf dem Waldbahnradweg, der oberhalb der B11 verläuft, von Geiersthal nach Deggendorf zur Arbeit.
Problem gelöst, möchte man meinen. Doch auch einige Auto- und Lastwagenfahrer haben den Radweg als Schleichweg für sich entdeckt - und das, obwohl der einspurige, nicht geteerte Weg nicht für Autos und schon gar nicht für Lastwagen geeignet ist. Deshalb wurden Ende Mai mehrere Hindernisse auf dem Weg zwischen Hohenbühl und dem Giga-Zoo aufgebaut, um den Durchgangsverkehr zu verhindern. "Die erste Aktion war ein großer Baumstamm, der quer über dem Weg lag", schreibt Müller. So kamen zwar die Autofahrer vorerst nicht mehr durch, die Radfahrer jedoch auch nicht mehr.
Lange ließen sich die Autofahrer jedoch nicht davon abhalten, den Europaradweg zu nutzen. Die Baumstämme, die sie am Durchfahren hindern sollten, wurden nachts immer wieder zersägt und von dem Weg geräumt. Daher mussten neue Hindernisse her. Baustellenabsperrungen, Schotterhaufen, Absperrketten: "Aber es gibt anscheinend noch hartnäckigere Autofahrer, die das nicht akzeptieren wollen und unbedingt da durchfahren müssen", empört sich Müller.
Absperrungen für Radfahrer gefährlich
Die Hindernisse waren für die Autofahrer gedacht, die den von der EU geförderten Radweg eigentlich gar nicht nutzen dürfen. Sie stellen aber leider auch eine Gefahr für die Radfahrer dar. Besonders in der Dunkelheit könne man die Absperrungen laut Paul Müller nicht rechtzeitig erkennen. "So gegen sechs Uhr früh fahr ich mit dem Rad und da ist es immer noch bisschen duster im Wald", sagt der Radfahrer. "Eine alte, rostige Kette wurde über den Weg gespannt, und zwar nur etwa 30 Zentimeter über der Fahrbahn. Ich konnte noch bremsen."
Ein Arbeitskollege von ihm habe nicht so viel Glück gehabt. Er konnte nicht mehr rechtzeitig anhalten. "Der hat jetzt einen Gipsarm", sagt Müller. Tatsächlich ist auch der Polizei so ein Radunfall bekannt, wie ein Sprecher der PI Deggendorf auf Nachfrage von idowa bestätigte. Warnbarken einige Meter vor der Absperrung hätten laut Polizei jedoch auf das Hindernis aufmerksam gemacht. Doch woher kommen denn die Hindernisse auf dem Radweg eigentlich? Müller vermutet, dass die Sperren von Seiten der Gemeinde aufgestellt worden sind. "Die Gemeinde Grafling versucht ja hartnäckig, Autofahrer daran zu hindern, die parallel zum Bahngleis oberhalb der B11 verlaufende 'Gemeindestraße' zu benutzen."
"Situation hat sich beruhigt"
Ob die Sperren tatsächlich von der Gemeinde Grafling aufgestellt worden sind, das wollte ein Sprecher der Gemeinde jedoch auf Nachfrage nicht bestätigen. Reagiert hat die Gemeinde Grafling in der Zwischenzeit dennoch. Bei Hochbühl wird der Waldbahnradweg nun durch eine Schranke gesichert. Ein zusätzliches Schild zeigt an, dass der Weg nur von Radfahrern und dem forstwirtschaftlichen Verkehr genutzt werden darf. "Die Situation hat sich mittlerweile beruhigt, seit wir die Schranke in Betrieb genommen haben", erklärt Bürgermeister Willibald Zißlsberger. Inzwischen können die Radfahrer den Weg auch wieder ungehindert nutzen. "Ich bin selbst ein begeisterter Mountainbiker und daher ist es mir ein besonderes Anliegen, dass der Sport auf dem Radweg wieder ausgeübt werden kann."
Zwar sei das Vorhängeschloss an der Schranke am vergangenen Wochenende wieder aufgebrochen worden, doch diese Vorfälle werden immer weniger, so der Bürgermeister. "Wir sind froh, wenn die B11 nicht mehr gesperrt ist. Vielleicht kann die Sperrung dank des Wetters früher als geplant aufgehoben werden."