Fünf-Satz-Drama

Rote Raben holen nach 0:2 noch Punkt in Münster


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Spiel verloren, aber Punkt gewonnen und jeden Respekt verdient: Auf diesen Nenner lässt sich das Bundesliga-Auswärtsmatch der Roten Raben am Sonntag beim USC Münster bringen. Vor 1.512 Zuschauern unterlagen die Vilsbiburgerinnen zwar mit 2:3 - 16:25, 11:25, 25:22, 29:27 und 7:15. Sie brachten aber das Kunststück fertig, im siebten Pflichtspiel binnen drei Wochen nach einem 0:2-Satzrückstand noch einmal zurückzukommen und dabei im hochdramatischen 4. Satz sogar drei Matchbälle abzuwehren. Verdienter Lohn dieser Willensleistung war der Gewinn eines wichtigen Auswärtszählers in der traditionsreichen Sporthalle am Berg Fidel.

Personell waren die Roten Raben in Münster etwas breiter aufgestellt als zuletzt. Die unter der Woche grippekranken Roslandy Acosta und Emani Sims meldeten sich wieder spielfähig, und zudem feierte die niederländische Libera Kirsten Knip das Comeback nach ihrer Handgelenkverletzung. Kompensieren musste Trainer Jonas Kronseder weiterhin den Ausfall von Nikol Sajdova (Bänderriss). Die als Ersatz für die tschechische Mittelblockerin verpflichtete Kanadierin Lucy Charuk war in Münster noch nicht mit von der Partie.

Coach Kronseder stellte im Zuspiel Tess von Piekartz an ihrer alten Wirkungsstätte in die Anfangsformation, und zu Spielbeginn begegneten sich beide Teams auf Augenhöhe. Im Verlauf des 1. Satzes gelang es dem USC jedoch zusehends besser, sein Spiel durchzudrücken und den frühen 8:6-Vorsprung kontinuerlich zu vergrößern: Über 16:10 marschierte Münster zum 25:16 und damit 1:0 nach Sätzen.

Auch im 2. Durchgang waren die Gastgeberinnen überlegen - anfangs ein bisschen, am Ende klar: Über 11:7 und 18:10 kam der Tabellendritte zu einem 25:11. Münster hatte in dieser Phase den optimalen Rhythmus gefunden, und die Raben fanden zunächst kein Mittel, diesen zu unterbrechen bzw. zu stoppen.

Aber der Beweis, dass dieser 2. Satz nicht die wahren Kräfteverhältnisse zwischen beiden Teams widerspiegelte, folgte auf dem Fuß. Vilsbiburg, nun mit Mona Elwassimy im Zuspiel, biss sich richtig rein in die Partie, führte im 3. Durchgang schnell mit 5:2, lag dann 14:16 hinten und hatte in einer spannenden Schlussphase mit 25:22 doch das bessere Ende für sich. Es stand also nur noch 2:1 nach Sätzen für Münster.

Großes Drama dann im 4. Abschnitt: Bei 23:20 schien der USC auf einen 3:1-Heimsieg zuzusteuern, doch die Roten Raben lieferten ein neues, faszinierendes Beispiel ihres unbeugsamen Kampfeswillens ab. Mit dem Rücken zur Wand stehend, holten sie erst den Drei-Punkte-Rückstand im Satzendspurt auf, wehrten dann drei Matchbälle ab - und zogen den Satz schließlich dank eines gnadenlosen Angriffsballs von Roslandy Acosta noch mit 29:27 auf ihre Seite. Das war phantastisch, das war auch verdient, und es garantierte den Gästen einen Auswärtspunkt in diesem schweren Match.

Im Tiebreak hatte dann Münster mehr zuzusetzen - kein Wunder, war es für Vilsbiburg doch das vierte (!) Fünf-Satz-Match in anderthalb Wochen. Nach Abwehr von zwei weiteren Matchbällen unterlagen die Raben mit 7:15 und damit insgesamt 2:3. Die Dramaturgie dieser Partie und die Energieleistung der Gäste lässt aber fraglos die Interpretation zu, dass sich das Team von Jonas Kronseder mit diesem sehr hart erkämpften Auswärtszähler quasi als moralischer Sieger fühlen darf.

MVP und erfolgreichste Scorerin bei Vilsbiburg war einmal mehr Roslandy Acosta (19 Punkte/Angriffseffizienz 52 Prozent), gefolgt von Srna Markovic (13) und Barbara Wezorke (11). Schon am Mittwoch geht's für die Roten Raben mit dem nächsten Bundesliga-Spiel weiter. Dann erwarten sie um 19 Uhr in der heimischen Ballsporthalle den Köpenicker SC.