Frohes Schützenfest!

Tigers schießen München nach schwachem Anfangsdrittel ab


Der Erste von sechs: Derek Whitmore bejubelt seinen Treffer zum 1:1-Ausgleich.

Der Erste von sechs: Derek Whitmore bejubelt seinen Treffer zum 1:1-Ausgleich.

Von Felix Hüsch

Ein letztes Mal vorm Fest führte der Spielplan der DEL die Straubing Tigers am Freitag aufs Eis. Mit dem Heimspiel gegen München erwartete die Fans am Pulverturm nochmal ein echter Leckerbissen - sollte man meinen. Im ersten Drittel sorgten frisch aufspielende Gäste jedoch für eine sehr einseitige Begegnung. Nach der ersten Pause aber kam der Tigers-Motor ins Rollen. Erst langsam - dann immer schneller.

In einem intensiven, von vielen Zweikämpfen und Checks geprägten Spielbeginn hatten die Gäste mehr von der Partie. Zwar konnte Straubing hier und da einen Münchner Pass im Mitteldrittel abfangen und Fahrt aufnehmen. Meist aber kamen die langen Steilpässe der Gäste genau an und führten zu brenzligen Situationen vor dem Straubinger Tor, das Dimitri Pätzold zunächst hütete. Der konnte sich auf einen arbeitsreichen Tag einstellen, denn München zeigte seine individuelle Qualität und sein Tempo zur Genüge. Steve Pinizzotto tanzte durch die Straubinger Abwehr und scheiterte schließlich am Tigers-Schlussmann. Kamen die Hausherren mal vor das Gehäuse von Danny aus den Birken, dann meist durch Tempogegenstöße. In der 15. Minute dann eine herausgespielte Großchance. Mike Hedden legte aus mittiger Position raus auf Derek Whitmore, der sofort abzog. Eine Zeigerumdrehung später fiel dann aber durch Michael Wolf das 0:1. Bei einer Schussstatistik von 21:5 für die Gäste im ersten Drittel war das nicht weiter verwunderlich. Danach schalteten die Münchner noch einen Gang höher und drückten auf den zweiten Treffer. Als hätte sie einen Mann mehr auf dem Eis kombinierte sich die Mannschaft von Don Jackson durch die Reihen der Gastgeber. Ein Tor fiel vor der Pause aber nicht mehr.

Straubinger wachen auf

Adam Mitchell hatte durch einen glücklichen Puckgewinn kurz nach Wiederanpfiff die Chance zum Ausgleich. Doch statt aus den Birken zu überwinden, zog er am Tor vorbei. Kurz darauf konnte Pätzold sich auszeichnen. Jerome Flaake tauchte trotz Straubinger Powerplay frei vor ihm auf, fand aber seinen Meister im heimischen Keeper. Für eine Entlastung der Tigers konnte auch Maury Edwards nicht sorgen, der beim nächsten Konter ebenfalls aus guter Position verzog. Straubing aber fand langsam in die Spur und wurde mit dem Ausgleich belohnt. Derek Whitmore stand nach Zuspiel von Dylan Yeo und Mike Hedden vor dem Slot, hielt drauf und platzierte die Scheibe mittig unter der Latte. In der Folge drückten die Tigers aufs Gaspedal und legten den zweiten Treffer nach. Wieder war Whitmore beteiligt - diesmal als Vorlagengeber für Jeremy Williams. Der wartete einen Augenblick auf kurzer, halblinker Position, guckte sich den freien Winkel aus und verwandelte platziert.

Spätestens nach dem Führungstreffer waren alle auf dem Eis und den Rängen auf Betriebstemperatur - und die Tigers aus dem Tiefschlaf des ersten Drittels erwacht. Innerhalb kürzester Zeit erspielten sich Mitchells Jungs soviele Chancen, dass das 3:1 eigentlich hätte fallen müssen. "Beliebt" bei Schiedsrichtern und den generischen Fans machte sich wieder Steve Pinizzotto. Der Münchner kassierte eine Spieldauerdisziplinarstrafe, nachdem Straubings Colton Jobke ihn im Faustkampf souverän nach Punkten besiegt hatte. Jobke erhielt sogar bei der Verkündung seiner Zwei-Minuten-Strafe nachträglichen Szenenapplaus. Gerade fertig geklatscht, gab es dann schon wieder Grund zu jubeln. Straubing nutze die Lücken der sichtlich verunsicherten Münchner Defensive. Irgendiwe rutschte der Puck zu Dylan Yeo durch, der ihn nur noch zum 3:1-Pausenstand über die Linie schob.

Red Bull will's nochmal wissen

München stellte schnell klar, dass es für die Tigers im Schlussdrittel nicht mit einem Runterspielen der Zeit getan war. Um den Anschluss bemüht, warfen die Spieler in den weißen Trikots alles nach vorne. Pätzold aber machte einen guten Job, hielt, was zu halten war und ließ auch in Unterzahl nichts anbrennen. Die Roten Bullen spielten nicht mehr zwingend genug. Das selbstsichere Auftreten des ersten Drittels war dahin. Stattdessen setzten die Tigers einen drauf. Scott Timmins markierte die 4:1-Führung nach Zuspiel von Edwards und Hedden. Don Jacksons Auszeit knapp acht Minuten vor Schluss trug dann nochmal Früchte. Wolf ließ Pätzold nach einem Querpass von Kollege Abeltshauser keine Abwehrchance. Sechs Minuten blieben den Gästen noch, die immer öfter Chaos vorm Straubinger Tor herstellten, um zwei weitere Tore aufzuholen. Dann aber steuerte Williams plötzlich auf das leere Münchner Tor zu und netzte mit seinem zweiten Treffer zum 5:2, bevor Mike Hedden mit dem 6:2 das halbe Dutzend voll machte. "Ja ist denn heut' schon Weihnachten", fragte der Stadionsprecher, als der Sieg in trockenen Tüchern war.

Während das Fazit von Jackson mit einem Lob der Straubinger Abwehr eher kurz ausfiel, ließ Larry Mitchell sich zu einer ungewohnt langen Analyse hinreißen. "Die drei Dinge, die wir kontrollieren können, haben wir heute gut umgesetzt", sagte der Tigers-Trainer. Gemeint waren damit Laufbereitschaft, Leidenschaft und Konzentration im Zweikampf. Trotzdem gestand sich Mitchell ein, vor der Münchner Auszeit im Schlussdrittel großen Respekt gehabt zu haben. "Ich habe meinen Spielern gesagt, dass Don Jackson der erfolgreichste DEL-Trainer überhaupt ist und bestimmt keine Auszeit nimmt, um seiner Mannschaft eine Verschnaufpause zu geben".

Straubing Tigers - EHC Red Bull München: 6:2 (0:1/3:0/3:1)
Tore: 0:1 (15:41) Wolf; 1:1 (26:36) Whitmore (Yeo, Hedden); 2:1 (31:34) Williams (Connolly, Whitmore); 3:1 (37:15) Yeo (Timmins, Mitchell); 4:1 (50:10) Timmins (Edwards, Hedden); 4:2 (53:12) Wolf (Abeltshauser); 5:2 (54:51) Williams; 6:2 (56:02) Hedden (Sullivan, Williams)

So spielten die Tigers: Pätzold (Climie) - Renner, Yeo; Edwards, Jobke; Bettauer, Sullivan - Williams, Connolly, Schönberger; Mitchell, Whitmore, Hedden; Oblinger, Zalewski, Miller; Hartl, Timmins, Loibl

So spielten die Münchner: Aus den Birken (Leggio) - Regehr, Abeltshauser; Quint, Joslin; Boyle, Seidenberg; Smaby - Wolf, Matsumoto, Jaffray; Pinizzotto, Aucoin, Christensen; Macek, Kastner, Flaake; Quaas, Eder